U2

KÖLN, KOLNARENA

Wenn es Gott gibt, sollte er verdammt stolz auf U2 sein. Zwei Stunden mit Bono, und du hast deinen Glauben wieder wenn nicht den christlichen, dann zumindest den an Rock’n’RolL Die Iren verzichteten diesmal auf Gimmicks und große Effekte, betraten gar bei voller Deckenbeleutung die Bühne und ließen auch danach immer wieder ihre 18 000 Fansanleuchten- als wollte sie sehen, wer da mit ihnen die Auferstehung feiert. Seit 14 Jahren haben sich U2 nicht mehr so nahe ans Ybik gewagt Man konnte vor allem Bono ansehen, dass er manchmal noch schwankte zwischen Messias-Posen und Ironie und sich dann dafür entschied, einfach mal normal zu sein. „Heute haben wir keine großen Zitronen mitgebracht, nur unsere Herzen“, sagte er in einer Art Deutsch. Man verstand, was gemeint war: Die Songs sollten im Mittelpunkt stehen und die Band, die immer wieder auf dem herzförmigen Catwalk zum Publikum lief. Besonders Bono und The Edge schien es dort zu gefallen. Sie lieferten sich imaginäre Gefechte, küssten und umarmten sich.

Nach „Sunday Bloody Sunday“ stimmte Bono Lennons „In My Life“ an, leitete dann in „Stuck In A Moment“ über – die bewegendsten Minuten des Abends, dachte man. Doch dann widmete er „In A Little Whüe“ Herman Brood, der am Tag zuvor Selbstmord begangen hatte: „Er war ein Junkie, aber so sanft, und ein Genie. Er wollte eines Tages unbedingt mit mir über die Bibel reden, aber ich dachte, er verarscht mich nur. Das werde ich jetzt nicht mehr denken.“

Wie diese Band mit ihrem Publikum kommuniziert, wie sie solch unglaubliche Euphorie erzeugt, die nicht stumpfe Begeisterung ist, sondern auch noch Raum zum Denken Lässt, das gelingt zurzeit nur R.E.M. ähnlich gut.

Auf der Heimfahrt ertönt im Taxi „Wunder gibt es immer wieder“. Das stimmt.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates