U2

Diesmal geht es nur um die Musik. Es wird keine Riesen-Zitronen geben, keine Disco-Kugeln und nur ein paar Lebwände fürs die bessere Sicht „Wir legen aber keineswegs den Rückwärtsgang ein“, stellte ein vergnügter Bono vor U2s Tourauftakt klar. „Wir konzentrieren uns bloß aufs Wesentliche.“

Beim ersten Konzert in Miami konnte man dann sehen, dass sich die Iren durchaus Mühe mit ihrem Bühnenaufbau gegeben hatten – nur verzichten sie eben endlich auf ironischen Schnickschnack und richten sich stattdessen bürgernah ein. Die „Elevation Tour“ hieß im Planungsstadium noch „U2001 Into The Heart“, und so sieht die Kulisse auch aus: Von der nach allen Seiten offenen Bühne aus geht herzförmig ein Catwalk durchs Publikum, um den Graben zur Band streckenweise aufzuheben.

Vor allem Bono nutzt diesen Laufsteg ausgiebig, obwohl er in Miami gleich beim dritten Lied herunterfiel, als er versuchte, rückwärts zu rennen. Auch da legt der Sänger in Zukunft wahrscheinlich lieber den Vorwärtsgang ein. Zusammenstöße mit den Zuschauern sind ihm allerdings nicht fremd: „In unseren Anfangstagen bin ich immer in die Menge gesprungen. Ich habe mir oft eine blutige Nase eingefangen, und ich habe auch einigen aus Versehen eine verpasst. Es ging halt darum, die Barrieren zwischen uns und den Leuten niederzureißen. Das war damals unsere Vorstellung vom Punkrock-Ethos, und dazu stehen wir heute noch.“

Die Nase sollte man also schützen, doch das Auge hat endlich etwas mehr Ruhe als bei „PopMart“ oder „Zoo-TV“. Und das Ohr darf sich freuen auf etliche Songs von ,^4U Thal You Can ‚t Leave Beh ind“, aber auch auf oft verschmähte Hits wie „Sunday Bloody Sunday“ und sogar bisher komplett vernachlässigte Lieder wie „The Sweetest Thing“. Bei diversen Konzerten in Amerika stimmten U2 außerdem so Ungewöhnliches wie „Whole Lotta Love“ und „Get Up Stand Up“ an. „Wir haben 30 Stücke in petto“, sagt The Edge. „Es gibt dieses Mal kein Drehbuch, dafür aber jede Menge Spontaneität.“

Das gilt auch und insbesondere für seinen Kollegen Bono. Während sich Edge und Adam Clayton wieder einmal dezent im Hintergrund halten und Larry Müllen fröhlich vor sich hin trommelt, spielt Bono jetzt die dritte und vielleicht größte Rolle seines Lebens: Nach dem unfreiwilligen Messias und der Rockstar-Karikatur ist er zur Abwechslung einfach er selbst.

Da fragt man sich doch, warum ausgerechnet ein schwadronierender Prediger mit auf die Reise kommen muss? Das Vorprogramm in Deutschland bestreiten Xavier Naidoos Söhne Mannheims. Statt Aftershow-Parties gibt es dann wohl Bibelkreise.

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