Van Dyke Parks – Berlin, Passionskirche

Es ist ein so seltenes wie großes Vergnügen, Van Dyke Parks zu lauschen. Ob er vitriolisch Amerikas Helden-und-Schurken-Ikonografie kommentiert, ein Poem von Robert Frost zum Besten gibt oder die alte Parabel vom Überlebenskampf des pfiffigen Brer Rabbit, stets ist Empathie im Spiel, eine Güte und Weisheit, die nur leidenschaftlich gelebtes Leben zeitigt. Mit einer Song-Trilogie aus „Jump!“, Parks‘ musikalischer Adaption des klassischen Stoffs von Joel Chandler Harris, beginnt das Konzert im akustisch prekären Backsteinbau der Passionskirche auch. Beherzt greift der Erzähler in die Tasten, verflogen scheinen seine vor dem Auftritt geäußerten Bedenken bezüglich einer lädierten Hand, es scheint, als mache ein Adrenalinschub alle Unbill vergessen: „Don’t worry, don’t worry, not to worry“, singt er tapfer, zu echauffierten Schnaufern und selbstsuggestivem Gemurmel, „come along, come along, come along!“

Aber gern! Wie das Gute in besagtem Märchen über das Böse triumphiert, so erhebt Van Dyke Parks die von ihm Geschätzten und Geliebten in seinen Songs und humorigen Ansprachen. Brian Wilson wird mit „Orange Crate Art“ geschmückt, Steve Young mit „The All Golden“ gepriesen, John Hartford mit dessen „Delta Queen Waltz“ geehrt, und „Sailin‘ Shoes“ erklingt im Gedenken an Lowell George. Dazwischen gönnt uns Parks Exkursionen ins England des Jahres 1612 oder nach Trinidad, plaudert charmant über eigene Unzulänglichkeiten und sitzt für „Cowboy“ tatsächlich etwas unsicher im Sattel. Die Begleitmusiker Hans Rohr an der Gitarre und Moe Jaksch am Standbass bieten indes durchweg stabilen Halt, die Augen unverwandt auf die Partitur geheftet.

Bei den Rehearsal-Sessions in Jackschs Haus war das noch nicht abzusehen. Kaum ein Song wurde in Gänze gespielt, Parks‘ Anweisungen waren zwar konzis, seine Ideen wurden flugs und diszipliniert umgesetzt, doch klang viel nach Stückwerk. Noch beim Soundcheck hakte es, die Balance fehlte. Erst jetzt fällt alles an seinen Platz, so begeisternd, dass das Publikum nicht müde wird, Zugaben zu verlangen. Klaus Voormann bedient dafür Waschbrett und Bass, Carl Carlton spendet Slide-Licks, der Gefeierte selbst verneigt sich gerührt und dankbar. „From Mississippi via California“, hatte ihn 80 Minuten zuvor ein Fan und Freund enthusiasmiert angekündigt, „the one and only: Van Dyke Parks!“. No kidding.

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