VIOLINE RUFT BREAKBEAT

Plötzlich war sie da. Diese junge Frau mit der Nerdbrille, die stoisch von den Plakatwänden der Innenstädte starrt. Netzstrümpfe, Zauselfrisur, Kragenkleid. Würde da nicht wie zufällig diese Violine auf der Parkbank neben ihr stehen. Man hätte im Vorübergehen glatt denken können, dass sich jemand eine Imagekampagne für Indie-Kultur ausgedacht hat. Lindsey Stirling heißt diese Bannerträgerin des Hipstertums in der City-Werbung. Lindsey Wer? Nie gehört. Die Auflösung folgt keine 14 Tage später in den deutschen Albumcharts. Und zwar ganz oben kurz hinter Heino. In den USA war ihr Debüt „Lindsey Stirling“ bereits im vergangenen Herbst auf Platz 1 der Dance-UND Platz 2 der Classic-Charts gestiegen. Voll krass die Sensation! Denn so eine Kombination der Genre-Charts hatte es noch nie gegeben. Eine Art weibliche Mischung aus Skrillex und Nigel Kennedy. Und so sieht man die 26-Jährige in den Videos auf ihrem eigenen Webchannel fröhlich durch grüne Landschaften und Betonwüsten fiddeln, hüpfen und moonwalken gleichzeitig. 2010 kam sie bis ins Viertelfinale von „America’s Got Talent,“ was die Klickzahlen weiter nach oben schießen ließ. Auch unter Gamern hat Stirling eine große Fangemeinde, da sie bevorzugt Videospielmelodien von Skyrim oder Zelda covert. Auf besagtem Debüt verknüpft sie gefühliges Gegeige mit – Achtung! – Dubstep. Wer heute kommerziell punkten will, muss wilde Fusionen zum Klingen bringen. Ob Schlager-Metal oder Stradivari-Techno. Ein Weihnachts-und ein Cover-Album soll folgen.

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