Welcome to L.A. – Die Norweger von Bigbang spielten schon mit Jack White – und emigrieren nun in die USA

So richtig hat man Oystein Greni sowieso nie abgenommen, dass er Norweger ist. Zu sehr wurzelt die Musik seiner Band Bigbang in typischen US-Spielarten des Rock – in Southern Rock, Westcoast, College- und Bluesrock. „Mit dieser Musik bin ich nun einmal aufgewachsen“, entschuldigt er sich. Sein Vater, der in einer Soul-Combo spielte, hat ihm nicht nur beigebracht, Gitarre zu spielen (der Elfjährige Oystein durfte norwegische Fernsehzuschauer einmal mit einer Version von Hendrix‘ „Crosstown Traffic“ erstaunen). Er hat auch früh mit ihm Englisch gepaukt – indem er ihn Songtexte von Chuck Berry oder Muddy Waters abschreiben ließ. Dass Greni im September in die USA umsiedelt, ist darum eigentlich längst überfällig.

Seit in den frühen 90er Jahren eine Knieverletzung Grenis Karriere als Profi-Skateboarder verhindert hat, macht er mit Bigbang-Musik. Kurz vor dem Umzug nach Los Angeles erscheint „Too Much Yang“, das siebte Album des Trios. „Wir haben hier in Norwegen schon alles erreicht, hatten Nummer-eins-Alben und ausverkaufte Shows“, sagt der 31-Jährige, „die USA sind dagegen noch eine Herausforderung.“ Ganz von vorn müssen Bigbang dort aber nicht anfangen. Nach einer ausverkauften Tournee im Vorprogramm der Raconteurs schwärmt in den USA nicht nur Jack White von Grenis Fahrigkeiten als Gitarrist und Songwriter.

Und obwohl „Too Much Yang“, der Titelsong des Albums, lange vor der Tournee mit Jack White entstand, ist in der roh und erdig klingenden Endfassung der Nummer der Einfluss der White Stripes kaum zu überhören. „Insgesamt wirkt das Album gröber und rauer, klingt mehr nach Rock’n’Roll als unsere letzte Platte und konzentriert sich mehr auf die Live-Energie“, sagt Greni. Selbst die Demos für die Platte hat Greni diesmal nicht wie sonst mit der Akustikgitarre, sondern mit der E-Gitarre eingespielt.

Beim Demo für den Rocker „1 Don’t Wanna“ steuerte zudem ein altes, billiges Casio-Keyboard den Drumsound bei: „Ich fand es toll, mit der Gitarre gegen diese mechanische Sturheit anzuspielen“, sagt Greni, den es dann allerdings doch viel Überzeugungsarbeit gekostet hat, Schlagzeuger Olaf Olsen dazu zu bringen, ausnahmsweise die Casiodrums in der fertigen Version zuzulassen.

Statt auf Elektronik hat er sich bei den Aufnahmen aber meistens auf seine Familie verlassen: Für „We Belong Together“ hat sein Saxofon spielender Onkel mit ein paar Kumpels der Band schnell mal einen Bläsersatz beschert. Den Text für den an die Red Hot Chili Peppers erinnernden „L.A. Song“ hat seine Verlobte, die Songwriterin Maria Orieta, geschrieben.

Dieser scheint es zwar, wenn man dem Liedtext glaubt, nicht so gut in Los Angeles zu gefallen, doch Greni will sich davon nicht vom Umzug abhalten lassen. „Bislang war es immer so, dass, wenn wir in den USA waren, großartige Sachen passiert sind. Und in Norwegen ist es immer so kalt.“

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