WELTFORMEL AUS HAWAII

Die deutschen Charts gehen den nächsten Schritt in Richtung Digitalisierung. Seit Anfang des Jahres werden Musikstreamings in eigenen Hitlisten ausgewiesen. Dazu tragen die Songs aus den kostenpflichtigen Streaming-Premiumangeboten (neben klassischen Tonträgern und bezahlten Downloads) zur Wertung der Singles-Top-100 bei, was die Bedeutung jüngerer Zielgruppen für dieses Segment weiter steigern wird. Also noch mehr Relevanz für Miley Cyrus, Avicii und die Sternchen aus den Fernseh-Talentshows. Die schnell drehenden Lieblingssongs der Generation Smartphone werden etwas ehrlicher abgebildet. Da dieses System international schon länger etabliert ist, wird auch die kommerzielle Anforderung ans große Format neu justiert; soll doch das Album weiterhin längere Perspektiven bedienen. Gehaltvoll muss es sein, generationen-und subkulturenübergreifend. Das zeigt sich frappierend in der weltweiten Auszählung der 2013er-Verkäufe. „Unorthodox Jukebox“ von Bruno Mars steht dort mit vier Millionen Einheiten auf Platz eins. Vor Justin Timberlake und Daft Punk. Der Retro-Crooner deckt mit seiner Konsens-Platte eine versöhnliche Bandbreite zwischen R’n’B, Reggae und Softrock ab. Der Singer/Songwriter aus Hawaii hat damit eine Weltformel des Pop entwickelt, die sich nahtlos an die Soul-orientierten Langzeiterfolge von Adele anschließt. Das US-Fachblatt „Billboard“ kürte Mars sogleich zum „Artist of the Year“. Seine Singles „When I Was Your Man“ und „Treasure“ kamen hierzulande nicht über die Top 20 hinaus -und doch gilt Mars längst als perfekter Entertainer für eine gediegene, kaufkräftige Mainstream-Hörerschaft. RN

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates