William Shatner: „Has Been“

Die Annahme, Pop sei eine Angelegenheit für junge Menschen, ist schon lange widerlegt. Nicht nur Konzerte von Tina Turner, Joe Cocker und Chuck Berry verlangen die Einführung von Pop II als Kennzeichnung von Musik und Lebensgefühl der Vergangenheit, die gleichwohl in die Gegenwart hineinreichen, wenn auch nur mehr in die „Night Of The Proms“ oder Gottschalks bizarren Geriatrie-Stadel „50 Jahre Rock“.

Immer eine Gestalt des Pop war William Shatner, der einzige wahre Captain Kirk unter allen Sonnen. „Star Trek“, Version 1.0, war eine philosophische Spekulation über die betrübliche, aber auch erstaunliche Möglichkeit, dass dieses dunkle Weltall da draußen vielleicht von anderen Wesen bevölkert wird – dass der Mensch aber dennoch stets gegen sich selbst kämpft. Kirk und Spock, Pille und Scotty waren Spielfiguren für Thesen, die Thomas Hobbes in einer anderen Sternenzeit erdacht hatte. Der emotionale Kirk rang mit dem kantischen Imperativ: Der bestirnte Himmel um ihn herum – und das moralische Gesetz in ihm. Die Kooperation des 73-jährigen Schauspielers Shatner mit dem genialischen Musiker Ben Folds war eine Sternstunde des Jahres. Shatner überfällt uns mit einer grausamen Nachricht: „I don’t want to be the bearer of bad news/ But you’re gonna die.“ Das Album „Has Been “ ist eine Lebens- und Todeslehre, in der Shatner wie beiläufig ein paar letzte Fragen regelt. Erschütternd ist „What Have You Done?“, ein Stück über den mysteriösen Tod seiner Frau: „My love was supposed to protect her/ It didn’t/ You had said don’t leave me/ And I begged you not to leave me/ We did.“ Im Herbst seines Lebens spricht William Shatner, fern der „shakes of anxiety‘, ein paar Wahrheiten aus: „Sorry to disappoint you/ But I’m real.“

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