Willy DeVille

Mitte der 90er Jahre schien endlich alles im Lot. Nach zwei Jahrzehnten schlechter Drogen und noch schlechterer Deals zeigte seine Kurve nach oben. Mit seiner zweiten Frau Lisa, die seine desolaten Verträge in Ordnung brachte, hatte er sich eine Farm in Mississippi gekauft („It looks a little bit like Graceland“). Man züchtete Pferde, Willy verabschiedete sich vom Heroin und lebte wieder im nahen New Orleans, wo seine wichtigsten musikalischen Wurzeln zu Hause waren: R&B, Cajun und Mardi Gras. Seine nächsten vier Alben nahm er zwar in L. A. auf, aber nur, weil dort sein Produzent John Philip Shenale saß. „Ich hasse die Stadt, Ich glaube, sie essen ihre eigenen Kinder dort. Es ist ein Jammer, dass es in New Orleans keine gescheiten Studios gibt.“ Auch wenn die Verkaufszahlen nicht an frühere Erfolge anknüpfen konnten: Bei Musikern und Kritikern – vor allem in Europa – war Willy DeVille noch immer eine feste Größe. Er sei, sagte Produzent Jack Nitzsche, der beste Sänger, mit dem er je zusammengearbeitet habe.

Doch dann wurden die Nachrichten von Jahr zu Jahr deprimierender – wie die Stationen einer Geisterbahn, aus der es keinen Ausgang gibt. Zunächst erhängte sich seine Frau („she hurts me still since I cut her down“, schrieb er später in „Downside Of Town“), dann wurde er in einen Autounfall verwickelt, der ihn drei Jahre lang an die Krücke fesselte und mehrere Operationen nach sich zog. Mit seiner dritten Frau Nina war er mittlerweile zurück nach New York gezogen, wo man in einem winzigen Apartment hauste, das seine wachsenden finanziellen Probleme dokumentierte. Im Februar 2009 diagnostizierte man bei ihm Hepatitis C, im Juni Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium. Am 6. August, drei Wochen vor seinem 59. Geburtstag, war William Borsey Jr. alias Willy DeVille tot.

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