Zu woke?: „Wort zum Sonntag“ vor ESC 2025 sorgt für Debatte im Netz
Anscheinend können sich einige ARD-Zuschauer hervorragend über das „Wort zum Sonntag“ aufregen.

Am Abend des Eurovision Song Contests wurde in der ARD wie gewohnt das „Wort zum Sonntag“ ausgestrahlt – und genau das sorgt gerade für hitzige Diskussionen auf der Plattform X. Der Grund: Der Beitrag mit Pfarrer Alexander Höner thematisierte queere Rechte, Vielfalt und gesellschaftlichen Zusammenhalt – mit einem klaren Plädoyer gegen Ausgrenzung und Diskriminierung. Für einige Nutzer:innen offenbar zu viel.
„Wort zum Sonntag“ zum ESC
Ein Pfarrer im Glitzeranzug, eine queere Ikone auf dem Frisiersessel und eine klare Botschaft gegen Intoleranz – das „Wort zum Sonntag“ vor dem diesjährigen Eurovision Song Contest kam nicht bei allen gut an. Im Zentrum des Beitrags: Alexander Höner, der gemeinsam mit Schauspielerin und Kabarettistin Maren Kroymann über Vielfalt, queere Sichtbarkeit und den schrumpfenden Raum für Toleranz spricht – spielerisch, pointiert, aber mit deutlicher Haltung. Schon die Optik provozierte: Höner betritt den Raum mit einer Regenbogenflagge um den Hals. Ein Zeichen auch, weil Flaggen, die nicht das repräsentierte Land zeigen, dieses Jahr auf der ESC-Bühne verboten sind.
„Ich finde’s toll, dass es den ESC überhaupt so gibt. Dass Millionen europaweit feiern, dass das Leben bunt ist, dass wir bunt sind“, erklärt Höner – und verweist auf das schwindende Verständnis für Vielfalt, nicht nur in Europa. In seiner Gemeinde werde regelmäßig die Regenbogenflagge von der Kirche gerissen. „Wie beim amerikanischen Präsidenten mit seinen Verboten. Es gibt ja jetzt mehrere Konzerne, die aus Angst vor ihm ihre Regenbogenflaggen abgehängt haben. Und wie reagieren Sie in der Gemeinde?“, fragt Kroymann. „Wir hängen einfach immer eine neue auf.“
Der Auftritt kam nicht bei allen gut an
Die Zuschauer:innen auf X reagierten gespalten. Während viele das Engagement für queere Rechte und die respektvolle Komik lobten, beklagten andere eine „Politisierung der Kirche“ und warfen der ARD vor, Identitätspolitik zur besten Sendezeit zu promoten. Der Vorwurf: Zu viel Haltung, zu wenig Religion.
Dabei war genau das Thema: Wie die Kirche Position beziehen kann – und muss. Gegen die Rücknahme queerer Symbole, wie zuletzt beim ESC, wo Regenbogenflaggen teilweise untersagt wurden. Kroymann bringt es im Beitrag trocken auf den Punkt: „Was man über den ESC dieses Jahr leider nicht sagen kann: Flagge zeigen.“
„ÖR mal wieder in Hochform mit dem Wort zum Sonntag. Versuchte Indoktrination kann man da halt einfach nicht sein lassen…“, ätzt ein User. Ein anderer kommentiert: „Ich hätte lieber das Tanzen von Barbara gesehen anstatt dieses Wort zum Sonntag.“
Zugleich gab es viel Zuspruch: „Ich finde das mit dem Wort zum Sonntag wunderbar“, schreibt eine Nutzerin und erinnert daran, dass der 17. Mai der Internationale Tag gegen Homo-, Trans- und Interfeindlichkeit ist. „Haltung zeigen. Sichtbarkeit schaffen.“
Dass die ARD das Format in einem ESC-nahen Kontext sichtbar queer gestaltet, scheint für manchen auch komödiantische Züge zu haben. „Mehr Comedy geht echt nicht!“, schreibt ein Nutzer – und zitiert dabei Kroymanns Satz: „Ich bin ja nicht religiös, aber…“ Andere nahmen es gelassener. „Ich glaube, das Wort zum Sonntag ist zumindest gut gemeint“, resümiert ein User trocken.