Zurück in die Zukunft

Die gute alte 3-D-Technik soll in Zeiten der Krise einmal mehr die Kinosäle erobern

Wenn Ihnen im Multiplexkino ihres Vertrauens demnächst der Schauspieler Brendan Fraser auf die Nase plumpst, dann erleben sie gerade die Wunder der dritten Dimension. Jedenfalls erhoffen sich das die Produzenten von „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ (ab 5.3. im Kino). Die Neuauflage des Jules-Verne-Klassikers wurde als erster Realfilm komplett mit digitaler 3-D-Technik hergestellt.

Das Verfahren ist der letzte Schrei in der Branche, der Zaubertrick mit den räumlichen Bildern wird als Offenbarung gegen die sinkenden Besucherzahlen gehandelt. Dreamworks-Animations-Chef Jeffrey Katzenberg verkündet gar die „dritte Revolution“ seit dem Ton- und Farbfilm. Und tatsächlich reibt man sich verdutzt die Augen.

Denn die dreidimensionale Sensation ist die Wiederkehr eines skurrilen Spuks aus den 50er Jahren, den man längst für beendet hielt. Damals wurde die Erfindung angepriesen, um die Leute vom Fernseher weg wieder in die Lichtspielhäuser zu locken. Rund 40 dieser Filme wie etwa der Gruselstreifen „Bwana, der Teufel“ (1952) oder die UFO-Utopie „Gefahr aus dem Weltall“ (1953) von Jack Arnold entstanden in nur zwei Jahren. Sogar Alfred Hitchcock, der von dem Schnickschnack überhaupt nichts hielt, wurde vom Studio genötigt, sein Kammerspiel „Bei Anruf Mord“ (1954) in 3-D zu produzieren. Kurz darauf war der vermeintliche Boom vorbei, und die Spielerei mit der dritten Dimension tauchte nur noch sporadisch im Kino auf.

Nun wird aus ähnlichen Gründen wie damals und mit gleichen Argumenten wieder für das 3-D-Ereignis getrommelt. Sogar die Werbefotos sind identisch: Glückliche Menschen starren mit offenen Mündern nach oben auf die Leinwand.

Einiges ist aber wirklich neu an dieser so bekannt erscheinenden Entwicklung: Statt der zwickenden Pappbrillen erhält man nun bequemere aus Plastik. Die digitale Projektion erzeugt eine schärfere Optik und verhindert die früher üblichen Kopfschmerzen. Zudem werden die Hollywood-Studios die 3-D-Technik überwiegend in Filmen für Kinder einsetzen. Die kleinen Kinofans werden diese Illusion sicher begeistert annehmen, doch ob man damit auch neue Zuschauer in die Kinos locken kann, bleibt abzuwarten. Schon die 3-D-Effekte in erfolgreichen Dreamworks-Filmen wie „Monsters vs. Aliens“, Pixars „Up“ und „Ice Age 3“ zielten ja auf ein Publikum, das sowieso in diese Blockbuster strömt. Wenn Harry Potter nun auf seinem Besen durch den Saal saust, zieht das niemanden zusätzlich an.

Trotz besserer Qualität wird der Reiz schnell verpuffen: Die Varianten, Gegenstände schweben oder auf Zuschauer zuschießen zu lassen, sind ziemlich eingeschränkt. Für Zuschauer, die ihren Zugang zu Filmen eher über eine packende Handlung finden wollen, wird diese Entwicklung ohnehin eher Manko als zusätzlicher Schauwert sein. Zudem rüsten auch Spielekonsolen und Fernsehen mit 3-D nach.

Noch werden mit den „Filmhits zum Anfassen“ fleißig Erwartungen geschürt, die sich auch aus finanziellen und zeitlichen Problemen nicht erfüllen könnten. Gerade mal 30 Imax-Kinos gibt es in Deutschland. Die Umrüstung ist teuer und würde auf den Eintrittspreis umgelegt werden. Beides ist angesichts der Wirtschaftskrise problematisch. So muss man sich mit Brendan Fräser doch noch zweidimensional langweilen.

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