Zwischen Bar und Ehe

Conor oberst muss seinen ausweis vorzeigen, als er eine Bar in Nashville betreten will, dabei sieht er mit seinen 33 Jahren nun wirklich nicht mehr aus wie ein Teenager. Es war ein ganz schöner Lauf, den er hingelegt hatte, 15 Jahre lang in einem halben Dutzend Bands, Hunderte von Songs geschrieben; erst dann schaltete er einen Gang runter, machte bei sich zu Hause in Omaha, Nebraska, eine Bar auf und heiratete 2010 heimlich seine Freundin, die er in Mexiko kennengelernt hatte. „Sie ist ein guter Grund, um sich aufs Nachhausegehen zu freuen“, sagt er. „Einen großen Teil meiner Jugend habe ich mit endlos langen Touren verbracht und einem krampf haften Schaffensdrang. Inzwischen denke ich, dass ich vielleicht nicht jedem Ziel so ehrgeizig hinterherlaufen muss.“

Oberst ist in Nashville, um die Aufnahmen zu seinem vom Country angehauchten Soloalbum abzuschließen, produziert von Jonathan Wilson. Viele der Songs handeln davon, wie es ist, sich niederzulassen und Trost zu finden nach einer Zeit emotionalen Aufruhrs. „Ich werde für meine psychische Gesundheit arbeiten, werde alles dafür geben“, singt er in „Time Forgot“.“Mit vielen meiner früheren Songs kann ich heute gar nichts mehr anfangen“, erzählt Oberst. „Die waren extrem weitschweifig. In dem Moment, wo man das macht, mag das noch irgendwie befreiend wirken, aber das muss nicht unbedingt lange anhalten.“ 2011 verbrachte Oberst sechs Monate damit, ein Drehbuch über das Band-Projekt Monsters Of Folk zu schreiben. Als das im Sande verlief, begann er mit Wilson zu arbeiten, der die Songs mit kunstvollen, an Jerry Garcia erinnernden Verzierungen aufpeppte. „Ich habe es zuvor mit einigen Produzenten versucht, die einen großen Namen tragen. Aber bei ein paar von denen dachte ich: ‚Scheiße, die können ja gar nichts!'“

Oberst mag heute älter und weiser sein, aber vor allem weiß er heute sehr gut, was er will und was nicht. Soziale Medien zählen nicht dazu. „Ich weiß nicht, ob mich das jetzt zu einem Arschloch macht, aber ich habe eben keine Lust, mit meinen Fans zu sprechen. Okay, ich versuche immer wieder, dankbar zu sein. Ich bin ja kein Superstar. Ich mache mein Ding, und die meisten Leute lassen mich in Ruhe. Und genau so will ich es.“

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