Zwischen Wahnsinn und Baumarkthymne

Komiker Hennes Bender über seine Leidenschaft für Queen, die auch nach der Pubertät nicht endete

Es ist kein großes Geheimnis, dass ich ein fast schon krankhafter Queen-Fan bin. Thomas Gottschalk ist schuld. Hätte er Anfang 1981, am Ende seiner Sendung „Telespiele“ nicht das Video zu „Flash“ gezeigt, wäre ich wohl nicht infiziert worden. Wahnsinn. Science-Fiction-Spektakel und Rockmusik in einem. Ab da wusste ich: Es gibt mehr als Hausaufgaben und „Die drei ???“. Als kurz darauf „Queen: Greatest Hits“ rauskam, war ich völlig überrollt. Was für eine Bandbreite. Viel zu viel für einen 13-Jährigen! Im nächsten Moment: „Under Pressure“. Diese Single musste ich mir innerhalb weniger Wochen dreimal neu kaufen, da ich sie regelrecht kaputtgehört habe. Ein Kunstwerk, ein Jahrtausendsong, ein fantastisches Beispiel, was passiert, wenn zwei unbändig kreative Giganten wie Mercury und Bowie sich gegenseitig hochschaukeln. Ein aus dem Nichts gehauener Text, Freddies improvisierte Gesangseinlagen, von Bowie genial kontrapunktiert.

Am 1. Mai 1982 dann: das erste Rockkonzert meines Lebens, Queen in Dortmund. Ich fieberte dem Ereignis wochenlang entgegen, und als es dann losging, war das Konzert innerhalb von drei gefühlten Minuten vorbei, in meiner Wahrnehmung jedenfalls, so aufgeregt war ich. Danach hab ich Queen noch zweimal live gesehen: 1984 und 1986 im Müngersdorfer Stadion in Köln, der letzte Queen-Gig auf deutschem Boden, aber das wusste ich damals noch nicht.

Es war übrigens nie leicht, ein Queen-Fan zu sein. Dauernd muss man sich rechtfertigen. War ich glücklich, als Queen 1984 in „Sun City“ in Südafrika spielten? Nein! Bin ich ein Fan des Queen-Musicals? Nicht wirklich! Hab ich mich gefreut, als Taylor und May als „Rest-Queen“ mit Paul Rodgers auf Tour gingen? Kann man nicht sagen. „We Will Rock You“ als Hymne für einen Baumarkt aus Wermelskirchen? Bitte nicht! Doch Queen haben mich nie gelangweilt, etwas was ich von den Stones leider nicht sagen kann.

Wenn mein erstes Queen-Konzert, quasi meine Neugeburt, mein Eintritt in die musikalische Pubertät war, dann war der Tod Freddie Mercurys am 24.11.1991 ein anderer biografischer Angelpunkt in meinem Leben: das Ende meiner Jugend.

Eben erschienen: Hennes Benders Live-CD „Erregt!“ (Downtown)

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