„Please Don’t Pass Me By“: Eine Begegnung mit Leonard Cohen

Kurz vor Weihnachten starteten wir unser großes Leonard-Cohen-Gewinnspiel. Der Gewinn: eine Reise nach Paris zur Präsentation des neuen Albums "Old Ideas", bei der auch der Künstler anwesend ist. Hier nun der Gewinnerbeitrag: Peter Spranger überzeugte uns mit einem Autogramm und der anrührenden Geschichte dazu.

In den letzten Wochen erreichten uns zahlreiche Zuschriften und „Bewerbungen“ für unser großes Leonard-Cohen-Gewinnspiel. Seine Fans schickten uns Coverversionen, Babyfotos von ihren Söhnen namens Leonard, sogar der Bastelsatz für eine Cohen-Anziehpuppe erreichte uns. Es war nicht leicht, aus all den Zuschriften einen einzigen Gewinner bzw. eine Gewinnern herauszusuchen. Schließlich entschieden wir uns für den Beitrag von Peter Spranger, der uns auf anrührende Weise in seinem Brief von einer Begegnung mit Leonard Cohen auf der griechischen Insel Hydra erzählte. Herr Spranger wird nun also nach Paris fliegen zum großen Pre-Listening-Event zum Release des neuen Cohen-Albums „Old Ideas“. Wie es war, wird er uns im Anschluss selber schreiben. Hier nun der Brief im Original-Wortlaut:

Ich bin seit fast 40 Jahren ein wirklich glühender Fan von Leonard Cohen, besitze natürlich sämtliche Platten, CDs und DVDs von ihm und auch seine Bücher, aber nicht die will ich zu einem Foto drapieren, um Sie für meine Bewerbung zu verwenden.

Vielmehr hänge ich Ihnen ein weitaus einzigartigeres Dokument meiner Beziehung zu L. Cohen an: Einen Scan des Bierdeckels mit seinem Autogramm, den ich 1979 von ihm persönlich auf der Insel Hydra bekommen habe.

1979 hatte ich gerade mein Abitur gemacht und konnte danach im Sommer eine Reise nach Griechenland unternehmen. Während mein Bruder und dessen Freundin, die mich dabei begleiteten, nach Santorin wollten, zog es mich auf die karstige, zumindest damals autofreie, touristenfeindliche unbekannte Insel Hydra, weil ich wusste, dass Cohen dort zumindest zeitweise lebte. Ich hätte nie damit gerechnet, ihm persönlich zu begegnen, das kam nicht einmal in meinen kühnsten Träumen vor. Aber dann passierte folgendes: Ich saß am Hafen, wo ein einheimischer Fischer dabei war, sein Boot zu schrubben. Offenbar hatte er es nicht richtig vertäut, so dass es durch die heftigen Bewegungen dabei etwas vom Ufer abtrieb. Ich zog es wieder an Land und der freundliche Fischer wollte sich bei mir erkenntlich zeigen, er hätte mich gleich zu sich zum Essen eingeladen. Ich fragte ihn auf englisch, was er glücklicherweise verstand, nach Leonard Cohen und er verwies mich auf „Bills Bar“, die in den engen Gassen etwas oberhalb des Hafens lag. Dorthin komme Cohen öfter, wenn er auf der Insel weile.

Ich fand die Bar, setzte mich an die Theke und bestellte mir ein Bier und etwas später ein Chicken Sandwich. Während ich das verspeiste, sprang plötzlich der Barkeeper wie von der Tarantel gestochen hinter der Theke hervor, um einen Mann, der sich der Bar näherte, überschwenglich als „Leonardo, Leonardo“ willkommen zu heißen. Jener „Leonardo“ nahm unmittelbar neben mir auf einem Barhocker an der Theke Platz und lobte zunächst meine Bestellung, dass das Chicken Sandwich das beste wäre, was es hier gäbe. „Are you, are you Le… Leo Leonard Cohen?“, brachte ich stotternd hervor. Und so kamen wir ins Gespräch, tranken später Bullshock miteinander (einen fürchterlich starken Drink, der zudem Tomatensaft enthielt, und der auf einer Tafel hinter der Theke als „Drink of the century“ gepriesen wurde), und unterhielten uns unter anderem über unsere jeweiligen „Susannen“ – seine „Suzanne“ und auch meine damalige Freundin hieß Susanne. Ich fragte ihn nach seinen Liedern – insbesondere das unendlich intensive „Please dont pass me by“ von den Live Songs, das mich damals ziemlich stark beschäftigte. Wir saßen mehrere Stunden bis in die Nacht hinein in der Bar zusammen und zumindest ich war am Ende auch etwas betrunken – nicht nur vor Glück über diese wundervolle Begegnung. Den Bierdeckel, den ich mir von ihm an diesem Abend unterschreiben ließ, habe ich eingescannt und an diese Mail angehängt. Darauf steht „Peter! all the best Leonard Cohen 1979 Hydra“!

Am nächsten Morgen lag ich mit einem schweren Kopf am Strand – da kam Cohen nochmals mit einem (ganz in weiß gekleideten) Freund dort vorbei, sah mich und kam auf mich zu, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Ich weiß nicht, wer sein Begleiter war (ein literarischer Agent, ein anderer Autor, ein Plattenmanager oder sowas), jedenfalls ließ er ihn mehrere Minuten stehen, um sich nochmals mit mir über den Vorabend zu unterhalten. Bei dieser Gelegenheit gab er mir auch noch eine Adresse von ihm in New York City, wo er damals auch wohnte.

Ich habe Cohen danach zwar noch mehrere Male in den 80er-Jahren bei Konzerten in München gehört, aber nie mehr persönlich getroffen. Ich hätte seit vielen Jahren auch niemals mehr damit gerechnet, dass ich ihn nochmals live erlebe. Umso überraschter war ich, als ich 2008 von einer neuen Tour las. Ich bekam Karten für seinen Auftritt in Lörrach am 25. Juli 2008! Und dort geschah dann noch etwas schier Unglaubliches: Nicht nur dass es ein absolut wundervolles Konzert war, ich lernte bei diesem Konzert auch die Frau kennen, mit der ich mein weiteres Leben verbringen will und werde. Wir haben seither oft darüber gesprochen, dass Gott den „Alten Mann“ noch einmal auf Tóur schicken musste, um uns zusammenzubringen. Gemeinsam waren wir dann auch noch auf seinem Konzert in Hannover.

Ich hoffe, Sie können sich jetzt vorstellen, wie groß mein Wunsch –  ja meine Sehnsucht – wäre, Ihren Preis – die Reise zur Album-Präsentation von Leonard Cohen nach Paris – zu gewinnen. Ich wäre der glücklichste Mensch auf Erden, wenn ich ihm nochmals begegnen  könnte.

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