Occasional Rain: Zum Tod von Terry Callier

Der Songwriter und Soulsänger Terry Callier ist am Sonntag im Alter von 67 Jahren gestorben. Ein Nachruf von Maik Brüggemeyer.

Er war ein Mystiker und ein Folksänger, ein Dichter und ein Storyteller, ein Jazzer und ein begnadeter Soulsänger. Doch seine sanfte Stimme und seine virtuose Songkunst erhielten nie die Aufmerksamkeit wie etwa die Alben seines Freundes aus früher Kindheit, Curtis Mayfield.

Terry Callier wurde 1945 im Norden Chicagos geboren, begann als Teenager in Doo-Wop-Gruppen zu singen, spielte in Folk-Clubs und Coffee Houses und entdeckte schließlich die Musik von John Coltrane. Als er das Quartett des Saxofonisten in einem Club in Chicago zum ersten Mal sah, war er so beeindruckt und zugleich entmutigt, dass er die Musik aufgab und sich einen Job suchte. „Mir wurde klar, dass ich nicht die Würde und Intensität und Hingabe hatte“, sagte er später in einem Interview. Danach trat er fast ein Jahr lang nicht mehr auf, bis er einen Weg fand, Coltranes Energie in seine Interpretation von Folksongs einfließen zu lassen.

Er nahm eine Platte für das Jazz-Label Prestige auf, doch die Bänder verschwanden und tauchten erst vier Jahre später wieder auf. Mittlerweile arbeiteten Songwriter wie Fred Neil, Tim Buckley und Tim Hardin ebenfalls an einer Verbindung von Folk und Jazz, doch Calliers Musik klang immer noch neu, elegant und aufregend. „The New Folk Sound Of Terry Callier“ erschien trotzdem quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Callier schlug sich mit seinem Jugendfreund Jerry Butler als Songwriter für Chess und Cadet durch, bevor er 1972 von Cadet die Chance bekam, ein Album mit eigenen Songs zu machen. „Occasional Rain“ ist ein wundervoll entspanntes, von Spiritualität und schwarzem Selbstbewusstsein getriebenes Folk-Jazz-Meisterwerk. Ein Jahr später verfeinerte Callier diese Mischung, fügte Soul und Funk hinzu und veröffentlichte sein Meisterwerk „What Color Is Love“, inklusive der Über-Songs „You Goin‘ To Miss Your Candyman“, „Just As Long As We’re In Love“ und vor allem dem epischen „Dancing Girl“. Calliers letztes Album für Cadet, „I Just Can’t Help Myself“, ist ein fast lupenreines Soulalbum und zugleich seine letzte Großtat.

Ende der Siebziger nahm er noch zwei erfolglose Platten auf, zog sich aus der Musik zurück und arbeitete an der Universität von Chicago als Computerprogrammierer und machte einen Abschluss in Soziologie. Ende der Achtziger begannen britische DJs seine kaum gehörten Aufnahmen in Clubs zu spielen, Callier gab Konzerte in kleinen englischen Clubs und gastierte 1996 auf der exzellenten EP „Best Bit“ von Beth Orton. Er begann auch wieder Alben aufzunehmen, die jedoch alle nicht mit seinen immer noch zugleich sublimen und energiegeladenen Live-Performances mithalten konnten.

Terry Callier starb gestern, am 28. Oktober, zu Hause in Chicago. „But someday soon we’ll see the sun re-born again/ And there’ll be light without as well as light within/ And occasional rain.“

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