Das Revival des Afro-Punk

Ein mikroskopisch kleines Revival, aber ein gewaltiges: Mit Algiers und Ho99o9 kehrt Afro-Punk zurück – politisch und musikalisch neu geladen

Das erste, was man im Video zu „The Underside Of Power“ nach ein paar Sekunden sieht, ist ein Baseballschläger, den ein Afroamerikaner lässig über der Schulter trägt. Das Zweite ist eine weiße Hand, die ein Hakenkreuz mit roter Farbe übersprüht. Franklin James Fisher, Sänger der Band Algiers, spaziert durch den Raum, in dem überwiegend schwarze Hipster die Revolution oder zumindest eine Demo planen. Black Panthers reloaded: junge, schicke Aktivisten, wie ihre Vorbilder.

Das gleichnamige Album der Band aus Atlanta zählt zu den politisch ausformuliertesten, die 2017 erschienen sind. Und zu den musikalisch relevanten: Wie aufregend Algiers Industrial Funk mit Soul und Gospel kreuzen, mit Krach und Punk und dem Geist von Public Enemy, das hat kein Vorbild. Auf der Bühne birst die Band vor Energie, und im Hintergrund hängen Transparente, wie sie im Video gemalt und beschriftet werden. „All power to the people!“

Wie bei Sly Stone vor 50 Jahren führt die Auseinandersetzung mit dem Rassismus zu einer Auseinandersetzung mit (weißem) Rock’n’Roll. Was auch für eine weitere US-Band gilt, die im vergangenen Jahr an den Afro-Punk der 80er-Jahre erinnerte: Ho99o9, gesprochen „Horror“, im Kern ein Rap-Duo aus New Jersey, das harte, gebellte Lyrics mit harscher Elektronik koppelt, einerseits, andererseits auch übertourten, schnellen Hardcore-Punk nach Art der Bad Brains spielt. Live ein nudistischer Exzess, auf ihrem Debütalbum, „United States Of Ho99o9“, diszipliniert zwischen Downbeat-HipHop-Lärm und Speedpunk wechselnd. Im Ho99o9-Video „War Is Hell“ gehen die Bilder aus dem Algiers-Video einen Schritt weiter: Hier fliegen Steine und Mollis, hier brennen die US-Flagge und das Weiße Haus. Afroamerikanischer Wutrock. Trump würde kotzen.

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