„Star Wars“: Warum hassen eigentlich alle Jar Jar Binks?

Die Figur ist zum Symbol für alles geworden, was an der zweiten Trilogie der Saga nicht stimmte.

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„Star Wars“: Warum hassen eigentlich alle Jar Jar Binks?

Man vergisst leicht, dass sich „Star Wars“ von Anfang an an Kinder richtete. In der ursprünglichen Trilogie gab es R2-D2, C-3PO, Ewoks und viele andere Figuren, die junge Menschen begeistern sollten und sich hervorragend als Spielzeug eigneten.

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Als George Lucas in den späten Neunzigern zum „Star Wars“-Universum zurückkehrte, um „Episode I – Die dunkle Bedrohung“ zu drehen, war er der Meinung, dass er eine weitere Figur erschaffen musste, an der sich Kinder orientieren konnten. Leider entschied er sich für einen dümmlichen, unbeholfenen Gungan namens Jar Jar Binks, der in gebrochenem Englisch spricht und sich unangenehm wie ein plumpes jamaikanisches Klischee anfühlt.

Hier ein Beispiele für die Weisheiten von Jar Jar:„Ihr besser nicht auf michse zählen. Lieber tot hier als noch toter im Kern. Du Güte gut!“

Jar Jar Binks wurde nur fürs Merchandising erfunden

Lucasfilm war der Meinung, dass Jar Jar der Durchbruch des Films sein würde und stellte Berge von Jar-Jar-Merchandise her. Er fand sich sogar auf dem Cover des ROLLING STONE. Aber die Kritiker mochten Jar Jar nicht besonders, die Kinder mochten Jar Jar nicht besonders und die „Star Wars“-Fans mochten Jar Jar am allerwenigsten. Sie erstellten sogar eine völlig neue Version des Films, in der sein Dialog mit den Worten eines weisen Alten synchronisiert wurde.

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George Lucas hatte die Botschaft verstanden und die Figur praktisch aus den Fortsetzungen nach Episode I gestrichen, aber der Schaden war angerichtet. Jar Jar Binks ist zum Symbol für alles geworden, was an den Prequels nicht stimmt.

Fairerweise muss man sagen, dass sie heute ziemlich gut aussehen, wenn man sie mit den letzten Fortsetzungen vergleicht.

Dieser übersetzte Text stammt aus der Liste „The 50 Worst Decisions in Movie History“ unserer Kollegen aus den USA

„Das Star Wars Archiv. 1999-2005“: Die Prequels waren misslungen – ihr Design aber nicht

Es gibt drei „Star Wars“-Trilogien, und diejenige, die George Lucas zwischen 1999 und 2005 ins Kino brachte, gilt als die ungeliebte. Auch, weil um die Jahrtausendwende Masken und Modelle aus dem Kino verschwanden und digitale Effekte ihren Siegeszug antraten. Spezialeffekte wurden von visuellen Effekten abgelöst, die oft eher Gemälden glichen – eben nicht wie handgefertigt aussahen, was damals nur wie lieblos inszeniert wirkte, mittlerweile aber, so wie die Spektakel in vielen VFX-Filmen, Zuschauer schlicht ermüdet. Heute wünschen sich immer mehr Sci-Fi-Fans die Rückkehr der Puppen und Fliegermodelle, wie zuletzt in den 1980er-Jahren.

Schöner als das fertige Kino-Produkt

Zumindest mit dem Vorurteil, die Filme „Die dunkle Bedrohung“, „Angriff der Klonkrieger“ und „Die Rache der Sith“ wären aufgrund ihrer CGI-Monster und per Computer erzeugten Prachtbauten seelenlos, räumt Paul Duncin in seinem zweiten „Star Wars“-Bildband auf. Denn eines hat sich in all den Jahrzehnten, in denen uns das Phantastische Kino verzaubert, nicht geändert. Die Vorarbeit für dieses Kino. Für Storyboards, Raumschiff-Designs und die Erschaffung  künstlicher Wesen bedarf es noch immer Blatt und Papier, und sie sind hier noch schöner als das fertige Kino-Produkt. Unabhängig davon, dass auch in der „Star Wars“-Welt zwischen 1999 und 2005 noch etliche Modelle dort zum Einsatz kamen, wo man es nicht vermutet hat – zum Beispiel in den Skylines Coruscants.

Behind-The-Scenes-Fotos verraten, dass die Schauspieler-Truppe zumindest bei Episode eins noch bedingungslos an den Erfolg der Sache glaubte. Samuel L. „Mace Windu“ Jackson liebt Laserschwerter, so, wie Ewan „Obi-Wan“ McGregor auch, nur Liam „Qui-Gon Jinn“ Neeson stand schon ins Gesicht geschrieben, dass Green Screens nicht so ganz seine Sache sind. Die Prequel-Trilogie war nicht gut – liebevoll erdacht aber war sie aber schon, und genau das zeigt dieses Coffee-Table-Book.

Das Star Wars Archiv. 1999–2005
Paul Duncan
Hardcover, Halbleinen, 41,1 x 30 cm, 6,88 kg, 600 Seiten
150 Euro
taschen.com

Ein neues Interview mit George Lucas sowie Informationen über die „Special Editions“ von 1997 runden dieses zweite „Star Wars Archiv“ ab. Die „Special Edition“-Aufbereitung der Klassiker von 1977-1983 offenbarte bereits, dass Digitaleffekte Fluch und Segen für das Genre sein würden.