Edwyn Collins
„Nation Shall Speak Unto Nation“ – Eigene Welt
AED (VÖ: 14.3.)
Ergreifende Songs vom einstigen Orange-Juice-Sänger.
Man hört nicht heraus, dass Edwyn Collins seit zwanzig Jahren Schlaganfallpatient ist. Sollte man das? Und würde das unsere Wahrnehmung seiner Lieder verändern? Collins gilt als Überlebender, er überlebte nicht nur den Schlaganfall, sondern auch zwei Gehirnblutungen. Aber die meisten künstlerisch tätigen Menschen möchten nicht, dass ihre Arbeit an den Umständen gemessen wird, die eine Beeinträchtigung mit sich bringt – aus Sorge, dass die Beurteilung einer Leistung unter „normalen“ Umständen härter ausfiele.
Er hat längst gewonnen
Und doch ist es das Wissen um Collins’ Kampf, das seine neuen Songs, die ersten seit 2019, so ergreifend macht. „In my life I met so many people“, singt Collins in „Knowledge“, „some are good and some are bad“ – bei anderen eine Phrase, bei ihm Ausdruck der Wertschätzung eines oft unberechenbaren Lebens. „Strange Old World“ wiederum vereint Garage, Free Jazz und Soundtrack-Atmosphären. Und ist eine Weiterentwicklung.
Noch bewegender ist der Titelsong. „Back when the words came easily / I had the answer to everything / Revelling in a smart-alec comeback / Now I’m alone with my memories“ – Collins kokettiert bis heute damit, als einstiger Sänger von Orange Juice sehr arrogant gewesen zu sein. „Rhythm Is My Own World“ scheint den Latin-Style von 1984 dann tatsächlich zurückzuholen. Er singt: „Just try, try, try again and you succeed.“ Dabei hat er längst gewonnen.
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Diese Review erschien im Rolling Stone Magazin 5/25.
