Serie der Woche: „Parallel Me“
Jana Burbachs neue, großartige besetzte Serie stellt die beliebte Frage "Was wäre, wenn..."
Der Konjunktiv, der alte Spielverderber. Auch wenn das Leben gerade zufriedenstellend ist, lauert oft die Frage „Was wäre (gewesen), wenn …?“ im Hintergrund. Wie hätte sich das Leben entwickelt, wäre man hier anders abgebogen oder hätte dort eine bessere Entscheidung getroffen? Darum geht es in „Parallel Me“. Bei Toni läuft es überhaupt nicht gut, sie hat genügend Gründe zu hadern: Ihre Arbeit als Change-Managerin ist sie nach einem Zusammenbruch bei einem wichtigen Meeting los, ihre beste Freundin wegen ihrer ständigen Unaufmerksamkeit ebenso. Und Jonas, die große Liebe, hat sich längst anders orientiert. Da taucht Ariadne auf. Ja, die aus der griechischen Mythologie, mit dem Faden. Sie hat hier die Gestalt von Maria Schrader, die diese Göttin mit einer hinreißenden Mischung aus Drama und Abgeklärtheit spielt (und so Sätze raushaut wie: „Vertrau einer teils göttlichen, teils menschlichen Frau mit über 2000 Jahren Lebenserfahrungen und zieh einfach an dem fucking Faden!“).
Sie schenkt Toni einen Schal, mit dem sie all ihre Leben besuchen kann, die parallel stattfinden. Plötzlich ist sie Surferin, Anwältin, Popstar, Drogendealerin – und immer unzufrieden, immer getrieben vom Gedanken, dass da doch noch mehr möglich sein muss. Ob sie nun in Berlin oder Bangkok sitzt, in der Disco oder auf der Bühne herumspringt: Sie kann sich selbst nie entkommen. Und findet Stück für Stück heraus, worum es wirklich geht.
„Parallel Me“ ist vor allem eine Hymne auf Liebe und Freundschaft
Die „Sliding Doors“-Idee ist natürlich nicht besonders originell, aber es macht großen Spaß, den unterschiedlichen Erzählsträngen von Autorin und Showrunnerin Jana Burbach („Bad Banks“) zu folgen – wegen der bunten Kulissen, der skurrilen Situationen, vor allem allerdings wegen des Ensembles: Malaya Stern Takeda erfüllt alle Inkarnationen von Toni mit einer faszinierenden Natürlichkeit, als Eltern sind Caroline Peters und Ulrich Noethen eine Bank. Letztendlich ist „Parallel Me“ vor allem eine Hymne auf die Liebe und die Freundschaft – und auch da sind die entscheidenden Rollen perfekt besetzt: Larissa Sirah Herden (die sich als Rapperin Lary nennt) spielt Bea mit einer zarten Wucht, David Kross ist als zurückhaltender Jonas der optimale Gegenpart zur expressiven Toni. (Paramount+)