Nick Rhodes (Duran Duran) im Interview: „Wir haben nicht viel Schlaf gebraucht“
Duran-Duran-Gründungsmitglied Nick Rhodes im Interview über neue Musik, Touren und Bandgeschichte.
Am 27. Juni 2025 gastieren die britischen Synth-Pop-Legenden Duran Duran nach längerer Zeit wieder in Berlin. In der Max-Schmeling-Halle gibt die Band, die mittlerweile in ihrem fünften Jahrzehnt aktiv ist, ein Konzert, das laut Gründungsmitglied und Keyboarder Nick Rhodes „einen Querschnitt der letzten fünf, sechs Jahre“ bieten soll, wie er uns im Interview verrät. Darin spricht er auch über die Chemie innerhalb der Band, seinen Arbeitsprozess als Produzent und Instrumentalist, seine Liebe zu Synthesizern – und den Status quo eines möglichen neuen Albums.
ROLLING STONE: Ich würde zu Beginn gerne über Arbeit als Produzent und Instrumentalist, besonders in Bezug auf Synthesizer sprechen – sie haben sich ja viel via „learning by doing“ raufgeschafft.
Nick Rhodes: Ich hatte nie eine formale Ausbildung als Musiker oder Produzent. Aber ich höre gern zu und lerne. Wir hatten in der Anfangszeit großes Glück, mit fantastischen Leuten zusammenzuarbeiten. Für unsere ersten beiden Alben hatten wir einen Produzenten namens Colin Thurston. Colin war ein großartiger Tontechniker – er hatte mit Iggy Pop und David Bowie gearbeitet, also mit echten Superstars. Aber er hatte auch an der ersten Platte der Human League mitgewirkt. Er kannte sich sowohl mit klassischen Gitarren und Live-Instrumenten als auch mit Synthesizern aus und wusste, wie man mit Gesang umgeht. Und er hatte keine Angst davor, Dinge lauter zu drehen als man sollte oder mit Klängen zu experimentieren.
Meine eigentliche Einführung in die professionelle Musikproduktion kam also über Colin – und über einen weiteren Produzenten, Bob Lamb, ein Musiker aus Birmingham. Er hatte ein Studio ganz in unserer Nähe. Dort nahmen wir unsere Demos auf, sehr sorgfältig. Bob war früher Schlagzeuger gewesen und hatte dann angefangen zu produzieren. Er hatte viel mit UB40 gearbeitet.
Ich habe ihm bei allem genau zugesehen, ihn ständig ausgefragt. Und ganz ehrlich: Wenn man einmal verstanden hat, wie das funktioniert, kann man sich sein eigenes musikalisches Universum aufbauen – genauso beim Songwriting.
Als wir als Band zusammenkamen, haben wir einfach gemeinsam in einem Raum gespielt und gelernt, wie man einen Song schreibt. Es gibt da kein richtiges Lehrbuch – wobei man so etwas heute wahrscheinlich bei ChatGPT findet (lacht). Aber ich würde es niemandem empfehlen. Es geht um persönliche Erfahrung.
Wie sind Sie beim Klänge konstruieren vorgegangen? Wie fanden Sie heraus, was für Sie möglich ist?
Es gab viele großartige Synthesizer-Leute vor mir – nicht zuletzt den großartigen Giorgio Moroder und Brian Eno, den ich für den experimentellsten der modernen Musiker halte. Ich habe meinen ersten Synthesizer bekommen und einfach ausprobiert, wie alles funktioniert. Ich habe durch Spielen gelernt – ich bin kein Fan von Bedienungsanleitungen. Es war ein sehr organischer Prozess.
Deshalb bevorzuge ich auch heute noch analoge Synthesizer. Ich mag es, an einem Knopf zu drehen und den Effekt sofort zu hören – anders als bei digitalen Synths, wo man sich durch Menüs klicken muss. Es ist direkter. Ein analoger Synth ist fast wie eine Gitarre – ein eigenes Biest, das man auf verschiedene Arten spielen und kontrollieren kann. Und sie klingen je nach Baujahr und verwendeten Chips alle ein bisschen anders.
Ich finde, beim Sound ist alles eine Frage des persönlichen Geschmacks. Es ist wie beim Kleidungskauf – manche gehen zu Giorgio Armani, andere zu Gap. Es geht darum, wie man sich präsentieren will. Ich war immer auf der Suche nach einzigartigen Sounds. Ich habe lieber eigene Sounds kreiert als Werkspresets zu nutzen. Denn gerade heute klingt man sonst schnell wie jemand anders. Es gibt bestimmte Drum-Sounds oder Streicher-Sounds, die einfach überall auftauchen. Bei Synthesizern ist es aber möglich, etwas ganz Eigenes zu schaffen.
Und das war schon immer mein Anspruch – von den ersten Alben bis heute. Ich versuche, Klänge zu formen, die wie eine neue Klangreise klingen. Natürlich gibt es gewisse Elemente, für die ich bekannt bin – warme Pads, die sich durch unsere Songs ziehen –, aber ich suche immer nach dem Einzigartigen. Und immer eher analog als digital.
Arbeiten Sie beim Sounddesign lieber von Grund auf oder auf Basis vorhandener Klänge?
Ganz ehrlich: Am schnellsten geht es, wenn man mit einem Sound beginnt, der in etwa in die Richtung geht, die man sucht. Wenn Sie ein Bild malen wollen und sagen: „Ich brauche Blau“, dann fangen Sie auch mit einem Blauton an und mischen ihn dann weiter, bis er den gewünschten Ton trifft.
Beim Sounddesign ist es genauso. Wenn ich eine Glocke will, fange ich mit einem Glocken-Sound an und denke: „Okay, ich will, dass sie auch noch ein bisschen wie ein perkussives Instrument klingt“, und dann füge ich vielleicht ein weicheres Top-End hinzu. So modelliert man den Klang buchstäblich.
Was war Ihr erster Synthesizer?
Mein allererster Synth war ein EDP – Electronic Dream Plant Wasp. Ein winziger, gelb-schwarzer Plastiksynth mit berührungsempfindlicher Metalltastatur. Er war monophon, aber ich bin froh, dass ich mit ihm angefangen habe. Er war einfach, und ich habe dadurch gelernt, was Begriffe wie Hochpassfilter, Oszillatoren, ADSR überhaupt bedeuten. Vorher wusste ich das alles nicht.
Ich wusste nur: Ein Synthesizer kann viele verschiedene Dinge sein.
Er ist nicht wie ein Bass oder eine Gitarre, die ich übrigens auch liebe. Ein Synth kann ein Drum-Sound sein, ein Streicher, ein Weltraumgeräusch oder klingen wie ein Klavier. Es geht darum, ihn zu kontrollieren und dazu zu bringen, das zu machen, was man sich vorstellt – so hat das bei mir angefangen.
Hatten Sie von Anfang an eine Vision für die Band – auch ästhetisch?
John und ich haben schon angefangen, über die Band zu fantasieren, da waren wir etwa zwölf, dreizehn. Gegründet haben wir sie, als ich sechzehn war und John achtzehn. Damals sind wir zu Konzerten gegangen, sind hinten rumgelaufen und haben die Trucks gezählt: „Wie viele Laster haben die? Wie viel Lichttechnik? Wie groß ist das PA-System?“ Wir wollten herausfinden, was man für eine Tour durch kleine britische Clubs brauchen würde – noch bevor es die Band überhaupt gab.

Und was die Ästhetik betrifft: John ging auf die Kunsthochschule, ich hätte das auch gemacht, wenn ich nicht mit sechzehn die Schule verlassen hätte. Das war meine zweite Leidenschaft. Wir waren stark vom Stil geprägt – Glam Rock, Punk, Disco. Disco war eigentlich das Gegenteil von Punk, aber ebenfalls sehr stilisiert. Denken Sie an Studio 54 oder Saturday Night Fever.
Und dann das Gegenteil: die Sex Pistols, The Clash, Vivienne Westwood und Malcolm McLaren. Und natürlich Bowie, Roxy Music. Stil war für uns von Anfang an zentral – wie wir uns präsentierten. Der größte Unterschied zwischen damals (Ende der 70er, Anfang der 80er) und heute ist, dass viele Musiker heute nicht mehr unbedingt das Bedürfnis haben, sich völlig individuell auszudrücken. Viele klingen wie andere. Das gab’s früher nicht.
Warum glauben Sie, hat sich die Sache mit Originalität so stark verändert?
Ich denke, es gibt immer noch originelle Dinge. Man hört ab und zu einen Song oder Sound und denkt: „Wow, das ist wirklich gut.“ Bei The Weeknd war das bei einigen Songs so – als ich sie zum ersten Mal hörte, dachte ich: „Das sind großartige Songs.“ Der Sound erinnert zwar an andere Dinge, aber… ich weiß nicht. Es ist schwer zu beschreiben. Es gibt einen bestimmten Sound, den die Leute mögen, wenn sie im Auto sitzen oder das Radio einschalten – das ist das, was ich als „zeitgenössisches Radio“ bezeichne. Und das klingt oft sehr ähnlich.
Aber dann gibt es Künstler, die mit etwas Neuem kommen. Ich nehme gerne Billie Eilish als Beispiel – das war eines der ersten Alben seit vielen Jahren, bei dem ich dachte: „Das ist anders. Das klingt nicht wie alles andere.“ Ihre Perspektive, ihre Texte, die Songstrukturen und die Art, wie sie Dinge gemacht haben – das war wirklich neu.
Ich denke also, Originalität ist absolut möglich. Aber viele lassen sich heute stärker von der Produktion leiten und wollen eher wie aktuelle Hits klingen, anstatt ihren eigenen Weg zu finden und Risiken einzugehen. Ich glaube, das ist einfach eine natürliche Entwicklung.
Die 1980er-Jahre waren eine Generation, die in vieler Hinsicht für Individualität stand. In der Kleidung zum Beispiel – man wollte nicht aussehen wie jemand anderes, man wollte herausstechen. Heute wollen die Leute eher dazugehören. Es geht mehr darum, ob man die richtigen Sneaker hat oder ob die Jeans den perfekten Schnitt hat, als darum zu sagen: „Wow, schau dir dieses seltsame Teil von Comme des Garçons an – was für eine außergewöhnliche Form.“
Oder denken Sie an die Franzosen: Thierry Mugler, Claude Montana – diese riesigen Schultern in ihren Jacken. Für mich war das alles viel diverser.
Nicht falsch verstehen – es gibt auch heute noch Designer, die fantastische Sachen machen. Ab und zu bringt jemand eine Kollektion raus, die einen umhaut. Aber insgesamt habe ich den Eindruck, dass Menschen, die früher vielleicht experimentierfreudiger gewesen wären, heute weniger dazu neigen.
Was glauben Sie, woran das liegt? Wann hat sich das Ihrer Meinung nach verschoben? Ist das eine Folge des digitalen Zeitalters?
Ich würde nicht sagen, dass alles fantasielos ist. Aber die „Mitte“ ist auf jeden Fall viel größer geworden als früher.
Ich glaube, es liegt an vielen Dingen – vor allem an der Digitalisierung der Welt. Die Anzahl an Bildern, mit denen wir bombardiert werden… alles ist online: Instagram, TikTok. Ich schaue mir das übrigens auch gerne mal an, aber nur für ein paar Minuten. Es ist alles sehr flüchtig. Man konsumiert es, wirft es weg. Es geht dort nicht so sehr darum, etwas Außergewöhnliches zu schaffen. Es geht eher um: „Lass uns jetzt schnell etwas posten.“ Und dann das nächste. Und noch eins.
Natürlich gibt es auch Accounts auf Instagram, die wunderschön kuratiert sind, bei denen Leute nicht alle fünf Minuten etwas posten, sondern wirklich darüber nachdenken. Das mag ich lieber. Aber die allgemeine Entwicklung geht eher in Richtung: viel schneller, viel mehr, viel gleichförmiger.
Dadurch verschwimmen die Dinge mehr – anstatt dass es klare Höhepunkte gibt oder Dinge, die herausragen.
Wir sind heute alle so verwöhnt von der Menge an Angeboten. Wenn ich mir anschaue, wie viele Konzerte heute stattfinden – ich liebe Live-Shows –, dann denke ich: Hätte es das doch mal gegeben, als ich jung war! Damals gab es vielleicht alle paar Wochen ein Konzert. Heute finden in London fünf große Shows am selben Abend statt. Es ist einfach… anders.
Wie haben Sie den Moment erlebt, als der große Ruhm kam?
Wir hatten Glück, dass alles Schritt für Schritt gewachsen ist – auch wenn es letztlich sehr schnell ging. Das erste Album hatte einige erfolgreiche Songs, darunter „Girls on Film“ und „Planet Earth“. Dann kam das Rio-Album, das sehr erfolgreich wurde.
Aber dieser Anstieg – von 1978 bis 1982, als es dann 1983 wirklich verrückt wurde – war ein Zeitraum von vier, fünf Jahren. Und jedes Jahr wurde es ein bisschen intensiver. Das hat uns zumindest etwas Raum gegeben, um zu lernen. Wir waren die meiste Zeit auf Tour, also ständig zusammen unterwegs, haben neue Orte entdeckt, Leute kennengelernt – das war fantastisch.
Ich denke, das ist etwas ganz anderes, als wenn man heute bei einer Reality-TV-Show mitmacht, plötzlich für zehn Minuten der größte Star der Welt ist und danach nicht weiß, was man tun soll. Außerdem, ich bin sehr dankbar, dass unser Weg anders war. Ich stelle mir das sehr schwer vor – schwer durchzuhalten, schwer zu verarbeiten. Denn wenn es vorbei ist, wartet die Welt schon auf den nächsten.
Wir hatten außerdem das Glück, als Band unterwegs zu sein. So konnten wir uns gegenseitig ein bisschen schützen, uns stützen, aufeinander achten. Wenn einer mal die Nacht durchgemacht hatte, konnte er am nächsten Tag das Interview auslassen – so Kleinigkeiten. Wir waren jung, und für diesen Moment war das perfekt. Und: Ich bin heilfroh, dass es damals noch keine sozialen Medien gab. Das hat viel verändert. Viele der verrückten Sachen, die wir gemacht haben, wurden so nie dokumentiert. Wenn man eine wilde Party im Hotel feiern wollte, ging das – ohne dass es am nächsten Morgen überall zu sehen war.
Durch soziale Medien ging auch ein Stück Mythos verloren geht – diese gewisse Unnahbarkeit von Popstars.
Absolut. Als ich mit David Bowie aufgewachsen bin, sah man vielleicht alle paar Monate mal ein neues Foto von ihm – und dann dachte man: „Oh wow, er ist jetzt in New York!“ Oder wo auch immer. Das war viel spannender, als wenn jemand täglich postet, was er zum Frühstück hatte.
Hat der Ruhm Ihre Bindung als Band verstärkt?
Ja – bis es irgendwann auseinanderfiel. In den ersten fünf Jahren waren wir praktisch unzertrennlich. Wir haben alles zusammen gemacht: Bars, Songs schreiben, Proben, auf der Bühne stehen, Städte entdecken. Niemand ist allein losgezogen – wir haben uns gegenseitig angerufen und gesagt: „Wer kommt mit? Wir gehen zum Empire State Building.“ Das war großartig. Es war wie eine Clique, eine kleine Gang.
Aber natürlich – je mehr Zeit man miteinander verbringt, desto mehr verändern sich auch die Lebensumstände. Plötzlich kamen Frauen ins Spiel, später Kinder – das verändert alles. Man kann nicht so tun, als wäre man noch der gleiche Mensch wie mit 17 oder 18.
Und so kam es, dass wir uns 1985 wirklich aneinander sattgesehen hatten. Wir hatten fünf Jahre lang keinen einzigen Tag Pause gemacht. Wir haben jeden Tag gearbeitet – ohne zu wissen, wann Wochenende oder Feiertage waren. Es war einfach durchgehend. Und am Ende waren wir ausgebrannt.
Denken Sie heute, man hätte das durch längere Pausen verhindern können?
Vielleicht. Aber es war eine andere Zeit. Man wollte überall auf der Welt präsent sein. Wir waren zum Beispiel sehr früh in Australien erfolgreich – also verbrachten wir mehr Zeit dort und in Japan. Dann wurde uns klar, dass wir in Nordamerika durchstarten wollten – also tourten wir intensiv durch die USA und Kanada.
In Europa lief es in manchen Ländern gut, in anderen weniger – also sind wir dorthin, um dort mehr aufzubauen. Man versucht überall, sich eine stabile Basis zu schaffen. Und die Welt ist groß. Deshalb waren wir ständig im Flugzeug. In dem Alter ging das auch leicht. Man steht einfach auf, geht los, macht irgendwas. Ich weiß bis heute nicht, wie wir mit so wenig Schlaf funktionieren konnten. Aber ja – im Nachhinein ist es leicht, klüger zu sein. Hätten wir mehr Pausen gemacht, hätten wir vielleicht viele Chancen verpasst.
Also ist das letztlich kaum vermeidbar?
Das kommt auf die Persönlichkeiten an. Bei Bands ist das sehr schwierig. Aber irgendwie – und das ist erstaunlich – sind heute, über 40 Jahre später, vier von fünf Mitgliedern noch immer zusammen. Und wir verstehen uns so gut wie nie zuvor. Andy Taylor, unser Gitarrist, war vielleicht von Anfang an etwas… explosiver als wir anderen. Er war unberechenbarer, kam aus einem anderen Umfeld, noch weiter aus dem Norden. Und er war mehr „Rock“ als wir. Aber mein Gott – er war ein fantastischer Gitarrist. Seine Einstellung war einfach ein bisschen anders. Deshalb ist das Arbeiten in der heutigen Besetzung deutlich harmonischer.
Bald spielen Duran Duran im Zuge ihrer Europa-Tour in Berlin. Was dürfen wir uns erwarten?
Hoffentlich gute Shows! Wir haben in den letzten Jahren sehr viel gespielt – in den letzten zehn, zwanzig, dreißig, vierzig Jahren sowieso –, aber gerade in den letzten fünf, sechs Jahren besonders viel in Amerika. Auch im UK. Aber nicht überall in Europa.
Deshalb freuen wir uns besonders auf Länder wie Deutschland, wo wir lange nicht mehr gespielt haben. In Holland und Belgien waren wir ewig nicht mehr. Italien haben wir etwas häufiger gemacht.
Diesmal ist die Tour etwas umfassender. Es gibt immer noch Länder, die wir dabei gar nicht abdecken können – aber es ist ein Schritt. Was wir zeigen werden, ist im Grunde ein Querschnitt der letzten fünf, sechs Jahre – die Songs, die live am besten funktionieren. Wir bringen also eine Show, die der ähnelt, die wir in Amerika gespielt haben – aber mit Updates. Und hoffentlich mit ein paar Überraschungen.
Im Zentrum steht die Energie. Und das richtige Gleichgewicht zwischen alten und neuen Stücken – damit das Publikum begeistert ist und inspiriert bleibt.
Was ist der Stand beim neuen Studioalbum?
Zuletzt haben wir „Danse Macabre“ veröffentlicht – das ist jetzt etwa anderthalb Jahre her. Wir haben einen neuen Song mit Nile Rodgers aufgenommen, den wir an diesem Wochenende fertigstellen wollen. Die Idee ist, den vielleicht in den nächsten ein, zwei Monaten zu veröffentlichen. Das eigentliche Album, an dem wir gerade arbeiten, ist allerdings ein altes: „Reportage“ – von 2006 oder 2007, das letzte Album, das wir mit Andy Taylor aufgenommen haben. Wir hatten es damals auf Eis gelegt, weil wir uns wieder getrennt hatten. Danach kam das „Red Carpet Massacre“-Album, das wir mit Timbaland und Justin Timberlake gemacht haben. Bei Reportage dachten wir: „Lassen wir es erst mal liegen, wir holen es später wieder hervor.“
Und jetzt – fast zwei Jahrzehnte später – holen wir es tatsächlich wieder hervor. Wir polieren es, vervollständigen noch ein paar Texte, ein paar Details – und dann veröffentlichen wir es. Es wird eher ein Zeitdokument sein. Wir standen vor zwei Möglichkeiten: Entweder wir lassen es so, wie es damals gedacht war, oder wir modernisieren es komplett. Wir haben uns für die authentische Variante entschieden.
Wie ist es, sich beim Arbeiten in den mentalen Zustand von vor 20 Jahren zurückzuversetzen?
Es war interessant. Man muss schauen, was damals um einen herum passiert ist. „Reportage“ ist unser politischstes Album. Normalerweise halten wir uns aus Medien- und Weltgeschehen raus. Aber damals – es war die Zeit der Kriege im Nahen Osten, der Golfkriege – war das einfach überall präsent. Wir hatten das Gefühl: Man kann das nicht mehr ignorieren.
Einige Songs sind von dieser Stimmung geprägt. Auch das politische Klima im Vereinigten Königreich damals, und die damaligen Präsidenten, spielen hinein.
Aber es gibt auch ein paar typische Duran-Duran-Stücke auf dem Album – hoffentlich modern und uplifting. Einer der Songs ist sehr düster – fast wie ein gotischer Roman.
Aber nein – ich habe nicht versucht, mich zurückzuversetzen in die Zeit im Sinne von: „Wie alt war ich? Was trug ich? Was aß ich?“ Es ging eher darum: „Was war damals unsere Absicht – und was ändern wir heute überhaupt?“ Vielleicht ändere ich mal ein Keyboard-Sound, den ich damals nur als Platzhalter eingespielt hatte. Aber ich ändere nicht das gespielte Motiv – auch wenn ich es heute anders schreiben würde. Man entwickelt sich ja weiter: andere Akkord-Umkehrungen, andere Melodien. Genau das wollten wir bewusst nicht tun – sondern dem treu bleiben, was wir damals gemacht haben.
Wie läuft dieser Arbeitsprozess konkret ab – hört sich jeder das Material allein an oder sitzen Sie gemeinsam im Studio?
Wir hören es gemeinsam. Natürlich haben alle die Aufnahmen bzw. die Dateien, um sie sich auch einzeln anzuhören – aber der Prozess ist sehr kollektiv. Es war wie eine To-do-Liste: „Was muss an welchem Song noch gemacht werden?“
Bei manchen gab es nur einen groben Text – da fehlten noch die Verse. Oder der Refrain war gut, aber die Strophe nicht. Dann haben wir entschieden: „Wollen wir das neu machen?“ Bei anderen Songs dachten wir: „Das ist gut – das lassen wir genau so.“ Oder: „Da ist eine Formulierung drin, die man heute so nicht mehr schreiben würde – aber wir lassen sie trotzdem stehen.“

Es ist zum Teil subjektiv. Wenn Simon heute einen Text schreibt, dann wird er den nicht mehr konkret auf 2006 beziehen – aber er muss sich stimmig ins Gesamtbild einfügen.
Ist es bei Duran Duran immer noch üblich, für kreatives Arbeiten physisch gemeinsam im Raum zu sein?
Ja, absolut. Wenn wir etwas zu Ende bringen wollen, müssen wir alle da sein. Sonst wird es nie fertig. Egal, was jemand beigesteuert hat – ob Simon einen neuen Text geschrieben hat oder ich neue Parts aufgenommen habe – es muss am Ende durch unser gemeinsames „Board“ laufen. Nur dann wird es ein fertiger Duran-Duran-Song.
Duran Duran Live 2025 – Deutschland-Termine
📍 Düsseldorf – PSD Bank Dome
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Datum: Dienstag, 24. Juni 2025
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Uhrzeit: 20:00 Uhr
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Tickets: Hier bei Eventim sichern
📍 Berlin – Max-Schmeling-Halle
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Datum: Freitag, 27. Juni 2025
- Tickets: Hier bei Eventim sichern
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Uhrzeit: 20:00 Uhr