Sean Penn kämpft für Harvey Milk gegen Trump

Sean Penn kritisiert den Trump-Plan, Harvey Milks Namen von Navy-Schiff zu entfernen. Dabei erhält er Unterstützung.

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Die US-Marine bereitet Berichten zufolge die Umbenennung der USNS Harvey Milk vor, eines Unterstützungsschiffs der Navy, das zu Ehren der ermordeten Ikone der Schwulenrechtsbewegung getauft wurde. Die Anweisung kommt direkt vom Verteidigungsminister Pete Hegseth. Nun reagieren Sean Penn und Drehbuchautor Dustin Lance Black, die beide Oscars für das Biopic „Milk“ von 2008 gewannen, auf diesen Plan.

„Diese Leute sind Idioten“

„Das ist ein weiterer Versuch, abzulenken und Kulturkämpfe zu befeuern, die Spaltung erzeugen“, sagte Black dem Hollywood Reporter. „Es soll uns dazu bringen, auf eine egozentrische Weise zu reagieren. Damit wir uns weiter von unseren Brüdern und Schwestern in anderen genauso wichtigen Bürgerrechtskämpfen in diesem Land entfernen. Es ist Teile-und-herrsche-Taktik.“

Er fuhr fort: „Diese Leute sind Idioten. Pete Hegseth wirkt nicht wie ein kluger Mann. Kein weiser Mann, kein kenntnisreicher Mann. Er wirkt kleinlich und erbärmlich. Ich würde ihn gerne einigen LGBTQ-Menschen vorstellen, die Kämpfer sind. Und es unser ganzes Leben lang sein mussten, nur um offen leben zu können, wie wir sind.“

Penn reagierte knapper: „Ich habe noch nie erlebt, dass sich ein Verteidigungsminister so aggressiv selbst zum Chief PETTY Officer degradiert.“

Die Ankündigung des Verteidigungsministeriums fiel mit dem Beginn des Pride Month zusammen. Kein Zufall. Eine Quelle aus dem Ministerium sagte gegenüber Military.com, dass die Entscheidung, das Schiff während des Pride Month umzubenennen, absichtlich getroffen wurde. Laut einem von CBS News erhaltenen Memo sei die Umbenennung Teil einer Bemühung, die „Kultur der Krieger“ innerhalb des Militärs wiederherzustellen. Ein besonderes Anliegen von Hegseth.

Harvey Milk – Kriegsheld und Bürgerrechtler

Milk war nicht nur eine der prominentesten Persönlichkeiten der Schwulenrechtsbewegung der 1970er- und 80er-Jahre. Sondern auch Veteran des Koreakriegs. Er wurde 1955 aus der Navy entlassen, nachdem man ihn beschuldigt hatte, homosexuelle Handlungen begangen zu haben – damals verboten. 1977 wurde er in den Stadtrat von San Francisco gewählt – als erster offen schwuler Mann auf dieser Position – nach Jahren als Aktivist und Anführer der wachsenden schwul-lesbischen Community im Castro-Viertel. In seiner Zeit im Stadtrat arbeitete Milk eng mit der damaligen Stadträtin und späteren US-Senatorin Dianne Feinstein zusammen. 1978 wurde Milk zusammen mit dem damaligen Bürgermeister George Moscone vom ehemaligen Stadtrat Dan White ermordet.

„Milk“ – Film und Vermächtnis

Der Film „Milk“ beginnt mit Milks Ankunft in San Francisco und verfolgt seinen politischen Aufstieg bis zu seiner Ermordung. Das Drehbuch schrieb Dustin Lance Black, Regie führte Gus Van Sant. Der Film erhielt acht Oscar-Nominierungen. Penn gewann den Oscar als Bester Hauptdarsteller für seine Darstellung des Aktivisten, während Black den Preis für das Beste Originaldrehbuch erhielt.

ROLLING-STONE-Kritiker Peter Travers nannte den Film „einen totalen Triumph. Voller Humor, Herz, sexueller Spannung, politischer Provokation und dem dringenden Bedürfnis, aufzurütteln. Genau wie Harvey es tat. Wenn es dieses Jahr einen besseren Film gibt, mit mehr brennender Relevanz, habe ich ihn sicher nicht gesehen.“ Er fügte hinzu: „Dass Harveys suchender Geist nicht nur lebt, sondern in diesem Film aufblüht, ist ein Geschenk von Sean Penn.“

„Was würde Harvey tun?“

Im Gespräch mit dem „Hollywood Reporter“ rief Black dazu auf, sich von Milk selbst inspirieren zu lassen: „Harvey Milk ist eine Ikone. Eine Bürgerrechtsikone. Und das aus gutem Grund“, sagte Black. „Das wird sich nicht ändern. Ein Schiff umzubenennen wird das nicht ändern. Wenn Leute wütend sind – gut, dann seid wütend. Aber reagiert richtig. Tut, was Harvey Milk uns aufgetragen hat. Nämlich die Koalition der ‚Wir‘s‘ wieder zusammenzuführen, die das Pendel des Fortschritts in Bewegung setzen kann. Hört auf mit dem Kleinkrieg untereinander und schließt euch wieder zusammen. Das würde Harvey sagen.“

Emily Zemler schreibt für den ROLLING STONE USA. Hier geht es zum US-Profil