Bob Dylan: Kommt endlich sein zweites Memoir „Chronicles: Volume Two“?

Zwei Jahrzehnte mussten wir auf Dylans zweiten Erinnerungsband warten. Jetzt kommt er. Sagt Sean Penn.

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Über 20 Jahre ist es her, dass Bob Dylan sein Memoiren unter dem Titel „Chronicles: Volume One“ veröffentlichte. Dort erinnerte er sich vor allem an seine Anfänge als Folksänger in Minneapolis und Greenwich Village. Seine Wendung zum Folk-Rock sparte er aber ebenso aus wie seine christliche Phase oder epochale Alben wie das Ehekrisenalbum „Blood On The Tracks“ (über das er nur bemerkte, es basiere auf Tschechow-Erzählungen). Stattdessen schrieb er über die Genese von Platten wie „New Morning“ (1970) oder „Oh Mercy“ (1989).

Man schob das seinerzeit auf die charakteristische Unberechenbarkeit und Wunderlichkeit des Autors. Später erfuhr man, dass einige der Kapitel von „Chronicles“ ursprünglich als Liner Notes für LP-Wiederveröffentlichungen geschrieben, oder besser: komponiert worden waren. (Nicht alles, was dort in „Chronicles“ zu lesen war, stammte von Dylan. Er hatte es seitenweise aus alten Zeitungsartikeln und Zitaten von Hemingway, Proust, Twain und Charles Mingus zusammengesetzt.) Dylan hatte einfach ein paar für ein gescheitertes Projekt verfasste Texte zu einem lückenhaften Memoir zusammengebunden. Ob er die Lücken jemals füllen würde? Die meisten Fans hielten den Titel-Zusatz „Volume One“ für eine typische Dylan’sche Finte.

Sean Penn liest Dylan

Doch Anfang der Woche veröffentlichte der britisch-amerikanische Journalist Louis Theroux  eine neue Folge seines Podcasts, in der er sich ausführlich mit dem Schauspieler Sean Penn unterhielt. In dem Gespräch, das bereits im März aufgezeichnet wurde, sprach Penn unter anderem über seine Freundschaft zu Jack Nicholson, seinen Versuch, einen Paparazzi kalt zu stellen, seine Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem ehemaligen syrischen Diktator Bashar al-Assad, sein Interview mit dem mexikanischen Drogenbaron El Chapo für den ROLLING STONE und seine Ehe mit Madonna.

Gegen Ende des Gesprächs bemerkt Theroux in Bezug auf James Mangolds Dylan-Biopic „A Complete Unknown“, dass Penn ja das Hörbuch zu „Chronicles“ eingelesen habe. Und der erklärt eher beiläufig: „Ja, ich werde bald den zweiten Teil machen.“ Theroux kann es kaum glauben. „Was? Er hat ein neues Buch?“ „Ja, ,Chronicles Two‘“, sagt Penn.

Dylan beim Outlaw Festival

Nachdem sich die anonym gestreuten Gerüchte um ein neues Dylan-Album in den vergangenen Monaten nicht konkretisieren, scheint Penn doch eine ziemlich sichere Quelle zu sein. Aber worum mag es gehen in Dylans neuen Erinnerungen? Tanzt er wieder aller Erwartungen aus? Schreibt er über die weniger ausgeleuchteten Lebens- und Schaffensphasen? Gibt es Kapitel über die Produktion von „Empire Burlesque“? „Under The Red Sky“? „The Traveling Wilburies, Volume 3“? Oder „Christmas In The Heart“?

Bob Dylan selbst hat sich nicht geäußert, steht aber seit Dienstag wieder als einer der Headliner von Willie Nelsons Outlaw Festival auf der Bühne. Am ersten Abend spielte er neben einigen Covers (etwa des Pogues-Songs „A Rainy Night In Soho“) und Klassikern auch Lieder seiner Alben „ Another Side Of Bob Dylan“, „Under The Red Sky“, „Together Through Life“ und „Tempest“. Ob das schon erste Hinweise auf den Inhalt von „Chronicles: Volume Two“ sind?