Zum Tod von Carlo von Tiedemann: Die größte Stimme des NDR
Der legendäre Radio- und Fernsehmoderator Carlo von Tiedemann prägte den Sender über Jahrzehnte
Wo Carlo war, war der NDR. Eine unfassbar lange Zeit, von 1971 bis 2023, hörte man die unverkennbar sonor-heitere Stimme bei NDR 2 und später NDR 90,3. Er war während zwei langer Perioden der Moderator der „Aktuellen Schaubude“ im NDR-Fernsehen. Er machte Talkshows, Spielshows, Kochshows und hatte eine eigene Rubrik in der Sendung „DAS!“. Noch als alter Herr fuhr zum Funkhaus, um seine Mittagsssendung zu moderieren.
Carlo, wie alle ihn nannten, wurde am 20. Oktober 1943 als Carl von Tiedemann in Stargard in Pommern geboren. Sein Vater war der General Carl von Tiedemann, mütter licherseits war er entfernt mit Heinrich von Kleist verwandt. Die Familie flüchtete in den Westen. Carl-Carlo machte beim Axel-Springer-Verlag eine Ausbildung zum Kaufmann, volonierte bei der „Cuxhavener Allgemeinen“ und arbeitete vier Jahre beim „Hamburger Abendblatt“. Dann ging er als Korrespondent für den Springer Auslands-Dienst nach Buenos Aires.
Die „Aktuelle Schaubude“ und mehr
Der Aplomb, mit dem er auftrat, war dem Schreiben wenig zuträglich. Carlo von Tiedemann hatte eine oratorische Begabung, er konnte fantastisch improvisieren. Er geriet nie in Verlegenheit. In Hamburg sagt man „Schnacker“. So wurde er in den 70er-Jahren der beliebteste Radiomoderator des NDR und im Regionalfernsehen die populärste Gestalt. Die „Schaubude“ war unter seiner Ägide eben das: eine Schaubude mit Großkünstlern, mit Sängern, Schauspielern und Show-Menschen. Zur Seite stand ihm lange die schlagfertige Alida Gundlach. In den 80er-Jahren war Carlo eine Weile Stadionsprecher beim Hamburger SV, der markanteste überhaupt. Unvergesslich Carlos Sendungen am Vormittag des Heiligabend, unerreicht seine Mittagsplaudereien.

Nur sehr kurz moderierte er die „NDR Talkshow“. Er war als Gast besser denn als Moderator, denn sein Temperament trug ihn davon. Die Abschweifungen, die man bei seinen Radiosendungen liebte, waren anstrengend für Fernsehleute. Titel wie „Quatsch mit Carlo“ und „Carlos Koch-Chaos“ deuten seine Unberechenbarkeit an. In den 90er-Jahren geriet Tiedemann in Suchtnöte und finanzielle Schwierigkeiten, aus denen er sich befreite, indem er darüber schrieb und sprach. Er war dreimal verheiratet.
Gestern ist Carlo von Tiedemann im Alter von 81 Jahren in Hamburg gestorben.