Zum Tod von Alfred Hilsberg: Die Eminenz
Label-Gründer, Underground-Kurator, „NDW“-Erfinder, Blumfeld-Manager: Der legendäre Alfred Hilsberg ist gestorben
Alfred Hilsberg war schon Legende, als er auf 1992 seinem Label ZickZack die Platte „Ich-Maschine“ von Blumfeld herausbrachte. Er wurde der Manager der Band. „L’Etat Et Moi“, „Old Nobody“, „Testament der Angst“, „Jenseits von Jedem“ – Hilsberg war immer dabei, die schwarze Eminenz neben Jochen Distelmeyer.
Er trank das eine oder andere Schnäpschen im Hotel Hafen Hamburg mit Blick auf die Elbe. Seine Telefonanrufe waren ein gemütliches Bollern, ein knarziger Vorwurf. „Was machen wir jetzt mit Die Allwissende Billardkugel? Es ist Zeit für Knarf Rellöm! Rummelsnuff – super! Na, jetzt kommt Ihr an einem Blumfeld-Titelblatt nicht mehr vorbei!“
In Hamburg weltberühmt
Zwar war Alfred Hilsberg immer schon da – aber 1947 soll er in Wolfsburg geboren worden sein. Er schrieb in „Sounds“, und zwar über deutsche Musik, über Punk aus Köln und Düsseldorf („Rodenkirchen is Burning“), und 1979 prägte er in einem Text den Begriff „Neue Deutsche Welle“. Der bald vereinnahmt wurde. Auf ZickZack veröffentlichte er Abwärts, Die Tödliche Doris, FSK, Die Zimmermänner; später gründete er What’s So Funny About und brachte Alben von 39 Clocks, Mutter, Die Haut, Cpt. Kirk &. und Monostars heraus.
In Hamburg war Hilsberg weltberühmt, doch an Geld kam nicht viel rum. Hilsberg mied nicht den Erfolg, aber er brachte sehr schnell sehr viel Platten heraus, und Trio und Extrabreit waren nicht dabei. Und The Cure auch nicht. Aber Hilsberg mochte deutsche Texte.
Mit Blumfeld hatte er schließlich Erfolg – und er kuratierte sozusagen Sprachkunstwerke. In Jürgen Teipels Kompendium „Verschwende deine Jugend“ (2001) wird er ebenso gepriesen wie in Andreas Doraus und Sven Regeners Buch „Ärger mit der Unsterblichkeit“ (2015). Unnachahmlich nannte Hilsberg einen Aufsatz „Schuld war nur die Hamburger Sparkasse“.
Seine geplante „Kulturgeschichte der Bundesrepublik von unten“ schrieb er nicht weiter, aber Christof Meueler verewigte den brummelnden Altmeister in „Das ZickZack-Prinzip – Ein Leben für den Underground“.
Nun ist der Ermöglicher Alfred Hilsberg in Hamburg gestorben.