Rodney Crowell

„Airline Highway“

New West/Redeye/Bertus (VÖ: 29.8.)

Der Texaner tankt Inspiration in Louisiana.

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Unermüdlich arbeitet der Mann aus Houston seit „Texas“ (2019) an seinem Alterswerk. Wobei sich generationenübergreifende Konstellationen wie von selbst einstellen. Sein 20. Soloalbum eröffnet mit „Rainy Days In California“ (ein schwächerer Track) und Lukas Nelson, nachdem dessen Papa, Willie, kürzlich gleich auf Albumlänge Crowell coverte. Und dann lief er in Nashville einem anderen, jüngeren Texaner über den Weg, der ihm stolz ein Foto aus Teen-Tagen zeigte: er neben seinem Helden Rodney Crowell.

So was schreibt man nicht mit siebzehn. Eher mit siebzig plus.

Der Typ heißt Tyler Bryant und hat als Co-Produzent seinen Anteil daran, dass Crowell auf „Airline Highway“ seine R&B-Seite stärker betont („Some Kind Of Woman“, „Don’t Give Up On Me“). Der Swamp-Vibe der Sessions in Maurice/Louisiana besorgte den extrovertierten Rest. Auch die Erinnerung an frühe Ausflüge in den Nachbarstaat, wo es gute Live-Musik gab und das Bier ohne Ausweis. Schlichte Feel-good-Songs wie „Louisiana Sunshine Feeling Okay“ oder die beschwingte Nostalgie von „The Twenty-One Song Salute“ spüren dem nach.

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Crowell kann natürlich auch anders. „Taking Flight“, ein feines Duett mit Co-Autorin Ashley McBride, zelebriert Country als selbstreferenzielles System, das sich noch mal die schöne Geschichte von der „backwards country station“ erzählt: die Welt in einem Song! Der Zen-Hauch zwischendurch fehlt auch nicht („Simple“), und hinterm Spieluhren-Folk „Sometime Thang“ wartet eine Frau, „Tanya Tucker meets Cate Blanchett“. Zu guter Letzt betrauert Crowell in der Streicher-Elegie „Maybe Somewhere Down The Road“ eine FastRomanze, die sich, wie er später erfuhr, das Leben nahm. „What should’ve been are wasted words/ They hit the ground like wounded birds.“ So was schreibt man nicht mit siebzehn. Eher mit siebzig plus.

Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 9/2025.