Van Halen

„Balance“

Rhino (VÖ: 15.8.)

Erweiterte Ausgabe des Heavy-Klassikers.

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Der Zenit war erreicht. Seit den 80er-Jahren gehörten Van Halen zu den erfolgreichsten Bands der Welt. Das lag am quietschfidelen „Jump“, einem Headbanger fürs Formatradio. Das dazugehörige Album, „1984“, wurde zum Weltbestseller, wie auch die beiden Nachfolger, die bei Erscheinen an die Spitze der amerikanischen Charts schossen. Drei Nummer-eins-Platten in Folge – eigentlich beste Bedingungen, um zu selbstgefälligen Rockern zu mutieren. Aber Mastermind Eddie Van Halen hatte andere Pläne. Er ignorierte 1995 das Erfolgsrezept der Vorgänger, setzte auf Ernsthaftigkeit statt heimeligem Spaß-Metal. Verschwunden waren die überzuckerten Keyboards und vor Freude sprudelnden Riffs.

Auch heute noch wirkt es wie das Ende einer Ära

„The Seventh Seal“ groovt finster zu buddhistischen Mönchsgesängen. Im schrägen Instrumental „Baluchitherium“ lässt Van Halen seine Gitarre wie ein verletztes Tier jaulen, während sie von einem stampfenden Bass gejagt wird. Das grungige „Don’t Tell Me (What Love Can Do)“, auf dem Sänger Sammy Hagar brilliert, zollt dem verstorbenen Kurt Cobain Tribut. Und der bluesige Shuffle „Big Fat Money“ gaukelt zwar Einfachheit vor, offenbart aber hochkomplexe Harmonien. Trotzdem gelang es Van Halen nicht, die Stadionhymnen abzuschütteln, wie der schwülstige Kuschelrock „Can’t Stop Lovin’ You“ beweist.

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Zum 30. Jubiläum erscheint „Balance“ um B-Seiten und LiveMitschnitte erweitert. Und auch heute noch wirkt es wie das Ende einer Ära. Zwar erklommen Van Halen erneut die Charts-Spitzen. Doch weil sie sich ständig über den Sound zofften, warf Van Halen schließlich Hagar raus. Die Band hat sich davon nie mehr erholt.

Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 9/2025.