Neil Young beendet Zusammenarbeit mit Amazon Music

Neil Young distanziert sich erneut von Streaming-Riesen. Sein Schritt gegen Amazon Music zeigt Haltung – und wirft Fragen zur Zukunft des Musik-Streamings auf.

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Neil Young hat angekündigt, seinen gesamten Musikkatalog von Amazon Music zu entfernen.

In einem neuen Beitrag auf seinem offiziellen Archiv-Blog schreibt er: „Die Zeit ist reif. VERGESST AMAZON. Bald wird meine Musik dort nicht mehr verfügbar sein.“

Zugleich ruft er seine Fans dazu auf, auch große Konzerne wie Amazon, Meta (Facebook, Instagram) und die Lebensmittelkette Whole Foods zu boykottieren. Stattdessen sollen seine Fans regionale Shops „unterstützen“.

Boykott-Appell und Archiv-Statement

Youngs Entscheidung steht im Zusammenhang mit seiner langjährigen Kritik an Streaming-Diensten, die seiner Meinung nach Desinformation verbreiten. Bereits 2022 hatte er seine Musik von Spotify entfernt, nachdem dort Episoden des Krawall-Talkers Joe Rogans Podcast veröffentlicht wurden, der etwa Schwurbeleien über COVID-19-Impfstoffe verbreitete.

Mit seiner Rückkehr zu Spotify im Jahr 2024 – nachdem Apple und Amazon den Rogan-Podcast ebenfalls übernahmen – äußerte sich Young zwischenzeitlich versöhnlich: „Spotify, die Nummer 1 im Streaming von Musik in niedriger Auflösung – wird nun wieder Heimat meiner Songs sein.“

Apple Music und Amazon verbreiten mittlerweile ähnliche Inhalte wie Spotify. Nun zieht Young Konsequenzen – auch wenn er betont, dass es aktuell kaum alternative Streaming-Plattformen für seinen Content gebe. Dennoch wolle er zudem nicht weiter Teil eines Systems sein, das „Amerika an Konzerne verhökert“.

Hintergrund: Spotify-Aus und Rückkehr

Neben seinem Rückzug schreibt Young den US-Bürgern ins Stammbuch: „Wir müssen alle etwas aufgeben, um Amerika vor dem Zeitalter der Konzernherrschaft zu retten.“ Er kritisiert unter anderem Metas „unverantwortlichen Einsatz von Chatbots bei Kindern“ – ein Grund, warum er Anfang des Jahres seine Facebook- und Instagram-Konten gelöscht hat. Bereits Ende 2023 hatte er die Nutzung von X (ehemals Twitter) eingestellt, nachdem Elon Musk öffentlich antisemitische Verschwörungs-Erzählungen unterstützt hatte.

Neil Young, der Mitte November seinen 80. Geburtstag feiern kann, schärft auf die alten Tage nochmals seine politische Haltung. Ansonsten war er auch in diesem Jahr musikalisch sehr aktiv. Mit seiner Band The Chrome Hearts spielte er im Sommer Headliner-Shows auf dem Glastonbury Festival, beim BST Hyde Park in London sowie in Dublin.

Hierzulande trat er zwischen Schalke (Veltins-Arena) und Waldbühne (West-Berlin) auf. UK-Kritiker lobten seine (Festival-)Auftritte als „kraftvolle Headline-Sets mit old-school Attitüde“. Die Songs von Young hätten auch „ohne große Inszenierung nichts von ihrer Kraft verloren“. Im Juni erschien das Studioalbum „Talkin To The Trees“.]

Ralf Niemczyk schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.