Bad Bunny: Super-Bowl-Aufreger ist Streaming-Weltmeister
Bad Bunny ist erneut meistgestreamter Künstler weltweit und wird 2026 erster spanischsprachiger Super Bowl Headliner. Seine Karriere markiert eine Verschiebung der globalen Popkultur.
Bad Bunny ist auf Spotify erneut der meistgestreamte Popmusiker der Welt, sein vierter Titel nach 2020, 2021 und 2022. Hier schließt sich ein Kreis, der vor fünf Jahren mit „El Último Tour Del Mundo“ erstmals sichtbar wurde. Das Album markierte einen kulturellen Wendepunkt: Zum ersten Mal landete ein komplett spanischsprachiges Album an der Spitze der US-Billboard-Charts. Im Rückblick erweist sich dieser Moment als Beginn einer stillen, aber nachhaltigen Machtverschiebung innerhalb der Popkultur – weg vom anglo-zentrierten Popmodell, hin zu einer polyzentrischen, diverseren, globaleren Hörkultur.
Vom Nischenprodukt zum Mainstream
Dass „El Último Tour Del Mundo“ historische Bedeutung besitzt, wird im Kontext der amerikanischen Musikindustrie verständlich. Jahrzehntelang fungierten die US-Charts als Bollwerk kultureller Dominanz, in denen nicht-englischsprachige Musik eher als Randerscheinung geführt wurde. Die sogenannten „Latin Charts“ dienten dabei weniger der Wertschätzung als vielmehr einer Form musikkultureller Segregation: ein extra Regal im Plattenladen, in das man vermeintliche „Nischenkünstler“ einsortierte.
Nicht nur Benito Antonio Martínez Ocasio, alias Bad Bunny, hat dieses System seitdem durchbrochen. Doch er ist eine Art Flaggschiff, ein Vorbote einer Verschiebung, die der Mix aus Streaming-Plattformen, Migrationserfahrungen und kultureller Hybridität ermöglicht. Ein Symptom einer globalisierten Pop-Realität, in der Sprachbarrieren offenbar schwächer werden. Mit seinem aktuellen, sechsten Studio-Epos „DeBÍ TiRAR MáS FOToS“ konnte er diesen Trend weiter stabilisieren.
Hybridität als Kunstform
Bad Bunny war anfangs Selfmade-Künstler. Er kämpfte sich dabei nicht durch traditionelle Karrierepfade, sondern hat diese umgeschrieben. Entstanden aus der lokalen Szenerie Puerto Ricos, geprägt von Salsa, Merengue, Reggaeton und dem US-Import Trap, entwickelte er eine Ästhetik, die sich dem Dogma der Authentizität entzieht.
Sein Stil lebt musikalisch und visuell von Hybridisierung. Trap trifft auf Folk-Elemente, Reggaeton auf Rockgitarren, hypermaskuline Genres auf queere Codes und extravagante Mode. Er repräsentiert damit eine postmoderne Popästhetik und eine bewusst anti-machohafte Männlichkeit. In einem Umfeld, das lange von Macho-Rapper-Karikaturen geprägt war, wirkt Bad Bunny fast subversiv.
Super Bowl als politischer Akt
Die Wahl Bad Bunnys als erster spanischsprachiger Headliner der Super-Bowl-Halbzeitshow im Februar 2026 ist mehr als ein Karriereschritt. Sie ist ein politischer Akt. Das Raunen darüber erinnert daran, wie brisant diese Entscheidung in einem Land ist, in dem rund 20 Prozent der Bevölkerung lateinamerikanische Wurzeln haben – ihre Repräsentation in der Pop- und Mainstream-Kultur jedoch oft marginal blieb.Zugleich zeigt seine Entscheidung, 2025 nicht in den USA zu touren, dass Bunny ein politisierter Mainstream-Künstler ist.
Dass ein Weltstar Bedenken äußert, seine Fans könnten aufgrund der US-Immigrationspolitik bei Konzerten drangsaliert werden, macht deutlich: Seine Karriere ist untrennbar mit Identitätspolitik, Migration und kultureller Zugehörigkeit verbunden.Bemerkenswert auch die Anekdote, dass Bunnys Residency in Puerto Rico das Wirtschaftswachstum des Landes messbar beeinflusste.
Das verdeutlicht seine seltene Stellung: Er ist globaler Popstar und kulturelles Identifikationssymbol für eine gesamte Region. Ein Exportgut, das – anders als viele andere lateinamerikanische Künstler vor ihm – seine Herkunft nicht exotisieren oder glätten muss, um im globalen Markt zu bestehen.