Abschied von Nirvana-Ausstellung: Letzte Chance auf „unbezahlbare“ Erinnerungsstücke

Nirvana-Fans verabschieden sich in Seattle von MoPops Kult-Ausstellung – Krist Novoselic sorgt für bewegenden Überraschungsmoment.

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Ein grauer Samstagmorgen in Seattle. Der Regen legt sich, die Luft kühlt ab, und das Museum of Pop Culture (MoPop) öffnet seine Türen für den wohl geschäftigsten Tag seit Jahren. Vor einem Monat verkündete das Haus die Schließung seiner Nirvana-Ausstellung nach 14 Jahren. Zur Abschiedsgala am 6. September strömten Tausende Fans, um Kurt Cobains Kunstwerke, zerschmetterte Gitarren, Bühnenkleidung, private Briefe, Fotos und die legendäre MTV-Unplugged-Setlist ein letztes Mal zu sehen.

Gründe für das Ende der Nirvana-Ausstellung und neue Pläne

Die Schau erzählte chronologisch Nirvanas Weg: von den Anfängen in Aberdeen über die Explosion des Grunge bis zum tragischen Ende 1994. Sie zeigte auch die gesamte Szene des Nordwestens – Bands wie Screaming Trees, Tad oder Mudhoney. Seit ihrer Eröffnung im damaligen Experience Music Project war die Ausstellung ein Magnet für Besucher und ein Fixpunkt der Seattle-Tourismuslandschaft.

Kurator Jacob McMurray erklärt, warum das Projekt jetzt endet: Leihgeber wollten Objekte zurück, manche Stücke sollen verkauft oder für andere Projekte genutzt werden. „Eine Ausstellung ist ein lebendiges Wesen“, sagt er. Außerdem sei es Zeit, die Musikgeschichte Seattles neu zu erzählen – mit Grunge im Zentrum, aber auch mit Hip-Hop-Pionieren, Glamrockern wie Ze Whiz Kids oder Portland-Legenden wie den Kingsmen. Nirvana bleibe für MoPop unverzichtbar, doch die Stadt habe viele weitere Geschichten.

McMurray schwärmt besonders von einem Brief des Melvins-Sängers Buzz Osborne an Krist Novoselic, in dem er Kurt Cobain eine mögliche Zukunft in der Musik prophezeit. Ebenso von den Resten einer Gitarre, die Cobain 1988 bei einem Studenten-Gig zerstörte – obwohl er kaum Geld für die Miete hatte.

Emotionale Höhepunkte am letzten Tag der Nirvana-Ausstellung

Auch Museumsführer Neal Kosaly-Meyer hebt den Osborne-Brief als Lieblingsstück hervor: „Da steht dieser prophetische Satz – das ist wunderschön.“ Der Autor selbst nennt die Unplugged-Setlist und frühe Entwürfe des Nevermind-Covers als persönliche Favoriten.

Zum Abschied gab es neben Führungen auch Workshops, DJs, eine Videothek mit Konzertfilmen und ein Panel mit Kurator McMurray, Sub-Pop-Chefin Megan Jasper und Recording-Academy-Managerin Jessica Toon. Nicht angekündigt, aber umso eindrucksvoller: Krist Novoselic trat auf, hielt die Eröffnungsrede und erklärte, wie froh er sei, dass seine einstigen Instrumente heute als geschützte Artefakte gelten. „Ein Bass, den ich für 300 Dollar im Pfandhaus gekauft habe, ist jetzt unbezahlbar.“

Dankbarkeit und Vermächtnis

Novoselic blieb lange, sprach mit Fans, posierte für Fotos und resümierte knapp: „Dankbar.“ Nicht wegen der Rückgabe seiner Objekte, sondern wegen der Menschenmengen, die ihre Bedeutung zeigen. „All das hier beweist, wie viel wir den Leuten bedeutet haben.“

Die Ausstellung deckte nur sieben Jahre ab – 1988 bis 1994, von denen Nirvana weniger als die Hälfte im Rampenlicht stand. Cobains Erklärung zum Namen prägte die Schau: „Nirvana bedeutet Freiheit von Schmerz, Leid und der Außenwelt. Das entspricht meiner Definition von Punkrock.“

Daniel Kreps schreibt für den ROLLING STONE USA. Hier geht es zum US-Profil