Amazon will seine Pakete mit selbstfahrenden Trucks verteilen

Lange Zeit dachte man, dass Amazon in Zukunft vor allem auf Drohnen setzen würde. Doch nun hat das Unternehmen eine andere - umstrittene - Versandmethode im Blick.

Das Geschäft mit Lastwagen wird von Jahr zu Jahr attraktiver. Immer mehr Trucks rauschen über die Autobahnen und Landstraßen, in den USA transportierten sie beispielsweise 2016 mehr als 10 Milliarden Tonnen Güter. Das große Problem ist allerdings, dass es für die vielen Warenbewegungen auf der Straße inzwischen einfach nicht mehr genug (ausgeschlafene und belastungsfähige) Fahrer gibt.

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Wie nun das „Wall Street Journal“ in seiner Ausgabe vom Dienstag (21. Dezember) berichtet, will Versandgigant Amazon in Zukunft vermehrt seine Pakete über speziell ausgerüstete LKWs ausliefern lassen. Lange Zeit galten vor allem Drohnen als die Zukunft des Versandhandels für das stark wachsende Online-Unternehmen. Doch Amazon will auch bei den Lastwagen auf Versandpersonal verzichten und stattdessen selbstfahrende Trucks auf die Straßen lassen.

Amazon lernt von Uber

Zunächst einmal will die Firma allerdings auf eine App setzen, mit der sie bei Notwendigkeit irgendwo im Land leerstehende Lastwagen anheuern kann, um Waren einladen zu können. Damit adaptiert Amazon ein Verfahren, das schon Uber für seine eigenen Aktivitäten verwendet. Zuvor hatte der Dienstleister bereits das Startup „Otto“ aus San Francisco aufgekauft, das ein Betriebssystem für selbstfahrende Trucks entwickelt hat.

Amazon hingegen investierte 2012 in Kiva Systems, einen Lagerroboterhersteller, der fortan die Lagerproduktivität um das drei- bis vierfache steigerte, dafür aber nach und nach Arbeitnehmer aus Fleisch und Blut ersetzt. Das Online-Versandhaus kann inzwischen auf eine weltweit aufgebaute Infrastruktur von Lagermitarbeitern, Lagerrobotern und Kurieren setzen, die allesamt fließend und ohne Kommunikationsprobleme in den unzähligen Lagerstätten zusammenarbeiten können.

Kostenfaktor Versand

Der Versand selbst ist nach wie vor das größte Problem für Amazon, denn die Kosten dafür haben sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 43 Prozent erhöht, wie das „Wall Street Journal“ vorrechnet. Inzwischen lassen sich die laufenden Kosten für den Versand auf 1,7 Milliarden US-Dollar beziffern. Aus diesem Grund sucht die Firma stets nach neuen Modellen, um die Kosten zu senken. Daher auch der Versuch, mit selbstfahrenden Lastern mehr Effizienz zu erreichen.

In den USA führt Uber schon längst erste umfassende Tests mit solchen computergesteuerten LKWs durch; in Colorado wurden im Oktober bereits zum ersten Mal Waren mit einem solchen Truck versendet. Auch wenn Amazon noch in diesem Jahr mit dem Versand durch Drohnen beginnen will, scheint die weitaus effizientere Versandmethode das Geschäft mit selbstfahrenden Lastwagen zu sein. Die bittere Ironie ist, dass damit einmal mehr der Mensch als Arbeitskraft ersetzt werden könnte – obwohl Amazon-Chef Jeff Bezos sich doch seit Jahren rühmt, die Welt der Menschen konkret verbessern zu wollen.

 

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