Anglophone Franzosen

Vie wackere Gallier namens Phoenix pfeifen aufs Chanson-Diktat

Wir befinden uns im Jahr 2000 A. D. Ganz Europa ist von Amerikas Kultur durchsetzt… Ganz Europa? Nein!

Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Land hört nicht auf, den Eindringlingen Widerstand zu leisten. Dafür haben die Mächtigen in Lutetia sogar die Radiosender verpflichtet, sechs Songs mit vier Chansons aufzuwiegen. „Deshalb haben uns die Companies damals immer schnell aus dem Verhandlungsraum komplimentiert‘, erinnert sich Thomas Mars. Mit seiner Band Phoenix nämlich wagte der junge Pariser nicht nur couragiert das Absingen anglophoner Verse, das Quartett beging auch noch den Fauxpas, bei jedem Lied zwar anders, nie aber auch bloß ein kleines bisschen französisch zu klingen – mondieu!

Das hieß fünf Jahre warten und Klinken putzen, „bis sogar bei uns jemand erkannte, dass eine französische Band ohne Brel und Piaf im Repertoire nicht unbedingt ohne jede Chance außerhalb der Landesgrenzen sein muss“. Diesem weitsichtigen Menschen sei gedankt. Ohne ihn hätten wir wohl auf das kunterbunte Debüt der nassforschen Eklektiker verzichten müssen. Auf „United“ fehlen weder Pop noch Punk, nicht Jazz und Funk, Rock und Folk und Country. Eine Platte, die Paul Simon, Iggy Pop, Stevie Wonder und Van Haien halt nie gemeinsam auf die Beine gestellt haben.

Ein einziges heimisches Vorbild nur weiß Mars zu benennen: „Serge Gainsbourg ist für uns schon fast eine heilige Kuh. Der ist damals nach Jamaika geflogen, um eine Reggae-LP aufzunehmen.“ Wofür ihn dereinst die Patrioten seiner Heimat am liebsten beim Festmahl geknebelt an den gallischen Bardenbaum gehängt hätten. Aber das war früher.

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