Atompilze, Felsblöcke und rasende Trucks: Die zehn besten Momente des Indiana Jones

Die zehn besten Indiana-Jones-Momente

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Ein Archivxtext aus dem Jahr 2018.

Von „Raiders Of The Lost Ark“ (1981) an haben wir die zehn besten Indy-Momente gewählt, von „Indiana Jones and the Temple of Doom“ (1984) über „Indiana Jones and the last Crusade“ (1989) bis „Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull“ (2008). Chronologisch geordnet.

1. Das goldene Idol (Raiders Of The Lost Ark, 1981)

Indiana Jones muss etliche Fallen überwinden, bevor er in diesem peruanischen Tempel ans Ziel seiner Schatzsuche kommt: zum goldenen Idol. Genial, wie Regisseur Steven Spielberg hierfür das Tempo mehr und mehr entschleunigt. Musste Jones sich vorab mit Gräben, Riesenspinnen und Holzpflock-Fallen auseinandersetzen, steht er hier vor einer ruhigen Aufgabe, die gleichermaßen physikalisches Wissen wie Gefühl erfordert. Als Zuschauer, vorab noch selbst außer Atem, versteht man zunächst gar nicht, worum es hier, im Angesicht des Goldschädels, geht.

Gleichzeitig lernen wir den Archäologen, dessen erstes Kino-Abenteuer wir hier sehen, gleich von seiner tragikomischen Seite kennen. Indy nimmt das Idol, denkt, er hätte es geschafft, lupft den Hut, dreht sich um – und das Chaos bricht aus. Symptomatisch für den Mann, der lediglich in einem von vier Kinoabenteuern an sein Ziel kommen wird (Bundeslade nichts, Heiliger Gral nichts, Kristallschädel nichts – nur die heiligen Sankara-Steine, die wird Indy ohne fremde Hilfe kriegen) .

2. Der Felsblock (Raiders Of The Lost Ark, 1981)

Nachdem Indy samt Idol den Giftpfeilen entkommen ist – genau, wir befinden uns immer noch in der ersten längeren Sequenz des Films – ist der Ausgang so nah. Dann hört er ein lärmendes Getöse, blickt nach oben – und sieht, als könnte es nicht noch schlimmer kommen, einen Felsblock auf ihn zurollen. Vielleicht die beeindruckendste Sequenz von „Raiders“, auf jeden Fall diejenige, die die Leute von den Sitzen riss. Der Felsblock war natürlich nicht aus echtem Stein; Harrison Ford, als physischer Schauspieler eine 1a-Besetzung, legt einen seiner überzeugendsten Spurts hin. Sein Stolpern ist unnachahmlich.

3. Der Schwertkämpfer (Raiders Of The Lost Ark, 1981)

Eine improvisierte Szene voller Einfallsreichtum. Im Original-Entwurf sollte Indiana Jones sich einen Fight mit dem Ägypter liefern, Peitsche gegen Schwert (davon existieren auch Bilder), allerdings war Harrison Ford am Drehtag kränklich, es grassierte Magen-Darm im Filmteam. Keine große Action möglich. Der Ägypter zieht also seine Show ab, und Indy zieht einfach seine Pistole. Spielberg spielt hier mit den Erwartungen an Kampfsequenzen – und zeigt, dass sein Held auch die schmutzigen Spielchen beherrscht. Man wünscht sich, diesen Moment noch einmal sehen zu können, ohne zu wissen, was kommt. Lustig bleibt er dennoch, auch beim hundertsten Mal.

4. Die Verfolgungsjagd mit Pferd und Trucks (Raiders Of The Lost Ark, 1981)

Die größte Action-Szene des Kinos. Eine Wahnsinnsarbeit an Stunt-Koordination und Schlägereien. Indiana Jones jagt, zunächst per Pferd, dann als Beifahrer, dann als Fahrer, die Nazi-Bande, die sich die Bundeslade geschnappt hat. Diese knapp neun Minuten demonstrieren, wie wenig die heutigen digitalen Effekte diesem Einsatz an Manpower von 1981 entgegenzusetzen haben. Unübertroffen bleibt der Moment, als Indy sich von der Kühlerhaube unter den fahrenden Lastwagen begibt, sich mit der Peitsche einhakt, nach hinten bis zum Auspuff schieben lässt – und dann wieder zum Angriff bläst. Auch Komponist John Williams haut hier wirklich alles raus.

„Truck? What Truck?“:

5. „Anything Goes“ („Indiana Jones and the Temple of Doom“, 1984)

Steven Spielberg liebt Musicals, aber eine Steptanz-Performance in einem Indy-Film einzubauen, das ist schon … mutig. Für das zweite Kinoabenteuer hatten sich Fans sicher John-Williams-Fanfaren zur Eröffnung erhofft, aber der Regisseur setzt ganz auf die Wirkung des Cole-Porter-Songs „Anything Goes“ aus dem gleichnamigen Musical, das ein Jahr vor den Ereignissen von „Doom“, 1934, uraufgeführt wurde.

Absolute Kinomagie. Das Lied ist auch programmatisch für den Verlauf dieses zweiten und besten Indy-Films, in dem Spielberg, Ideengeber Lucas und Darsteller Harrison Ford – er war nie muskulöser als hier – zeigen, was sich alles auf die Leinwand stemmen lässt. Das Glitzern im Bild ist nicht von dieser Welt, die Tänzerinnen befinden sich plötzlich auf einer viel größeren, erträumten Bühne, als der Nachtclub in Shanghai sie bietet.