Brent Cash: Neues Video zu „I’m Looking Up“

Sehen Sie bei ROLLING STONE: das neue Video von Brent Cash – „I'm Looking Up“

„I’m Looking Up“ heißt die neue Single von Brent Cash, für die der Mann aus der R.E.M.-Stadt Athens ein stimmungsvolles Video gedreht hat, das Sie hier sehen können. Entnommen ist der Song aus dem dritten Album des Multiinstrumentalisten, „The New High“ (Review am Ende dieses Artikels).

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Für die Februar-Ausgabe des ROLLING STONE haben wir Cash porträtiert:

Brent Cash – Versunkene Welt

US-Songschreiber Brent Cash baut schönste Sunshine-Pop-Traumschlösser im Stil der Siebziger

von Max Gösche

Brent Cash wird eine untergegangene Ära wieder lebendig: Es gibt Streicher und Flöten und Chöre und ­eine Harmonieseligkeit, die auf dem schmalen Grat zwischen Utopie und Naivität balanciert. Seine von Piano getriebenen Lieder und sein ultrasofter Gesang, der manchmal an Stuart Murdoch von Belle And Sebastian erinnert, belehnen Beach Boys und Sunshine-Pop-Meister wie Paul Williams und Gilbert O’Sullivan. „Ich habe mich nie von gerade angesagten Musikstilen angesprochen gefühlt“, sagt Cash, der in einem Vorort seiner Geburtsstadt Athens/Georgia lebt, wo er auch seine beiden ersten ­Alben, „How Will I Know If I’m ­Awake“ (2008) und „How ­Strange It Seems“ (2011), aufgenommen hat.

Die sechs Jahre bis zum neuen Werk, „The New High“, hat er damit verbracht, Geld zu sparen mit einem Job, über den er lieber nicht reden will. Überhaupt macht er aus seinem Privatleben ein großes Geheimnis. Viel mehr, als dass er ein „long-time single“ sei, erfährt man nicht. Minimales aus seiner Kindheit bekommt man gerade noch aus ihm heraus, etwa dass der erste nachhaltige musikalische Einfluss für ihn „Meet The Beatles!“ war, die sein Vater häufig auflegte. „Schon als Dreijähriger war ich davon fasziniert.“ Später hat ihm seine Tante einen Batzen Geld vererbt, „nicht so viel, dass ich Millionär wäre, aber genug, um herauszufinden, was ich wirklich aus meinem Leben machen wollte“.

Brent Cash

Cash begann als Drummer in verschiedenen Coverbands und machte in den Neunzigern mit einem alten Vierspuraufnahmegerät erste Demos. Ein Stück bescherte ihm trotz des unzweifelhaft grandiosen Titels „The Most Beautiful Girls In The World Have Unpronounceable Last Names“ keinen Ruhm, geschweige denn einen Plattenvertrag. Erst Ende der Nullerjahre beschloss er, es noch einmal zu versuchen, nahm auf, produzierte, schrieb Arrangements. Ähnlich lief es beim zweiten Album. Rückblickend gesteht er: „Alles selbst zu machen hat mich beinahe um den Verstand gebracht.“

Diesmal hat er das meiste in einem richtigen Tonstudio eingespielt – „ich wollte keine Technik mehr im Haus haben“.
Auch wenn das bei diesem Künstler absurd klingen mag: „The New High“ wirkt noch entrückter, noch mehr durchschwebt von der absoluten Leichtigkeit des Seins. Da trifft Easy Listening auf Pathos-Pop, Jimmy-Webb-Grandezza auf Antônio-Carlos-Jobim-Akkordfolgen. Cashs kompromissloses Sich-Versenken in die musikalische Welt der Sechziger und Siebziger scheint für seine im besten Sinne zeitverlorenen Songs oberstes Gebot zu sein, so als könnten moderne Einflüsse die Makellosigkeit seiner Kompositionen beschädigen. Was so in den Charts passiert, geht oft völlig an ihm vorbei. „Ich höre zwar manchmal interessante Sachen, wenn ich einkaufen gehe oder in einem Restaurant bin“, erklärt er. „Aber nichts davon bringt mich dazu, mir diese Songs noch einmal anzuhören.“ Der Gefahr, auf ewig im Schatten seiner Vorbilder zu stehen, blickt Cash selbstbewusst entgegen: „Auf der einen Seite ist es so, dass die Leute damals die Form von Musik erfunden haben, in der ich mich heute bewege. Andererseits versuche ich meine eigene Stimme zu finden.“

Mit einer anderen Art von Gefahr scheint er sich abgefunden zu haben, nämlich der, für seine Kunst wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. Denn Cash gibt keine Konzerte. „Ich bin zu sehr Perfektionist, um das live handeln zu können“, sagt er. Mit „das“ meint er seine komplex orchestrierten Stücke, die er nicht in abgespeckten Versionen darbieten wollen würde. Vielleicht ist Cash aber auch tatsächlich ein Seelenverwandter von Brian Wilson, der sich einst ebenso konsequent der Studioarbeit verschrieb und die Bühne mied.

Brent Cash

The New High ★★★ ½

Neue Träumereien des großen Verpackungskünstlers der Popmusik

Der Mann, der aus Sonnenstrahlen Songs macht, ist zurück. Brent Cash, der schon mit „How Will I Know If I’m Awake“ (2008) und „How ­Strange It Seems“ (2011) das Softrock-Revival vorwegnahm, blinzelt ins Morgenlicht, bestaunt die vorbeiziehenden Wolken, Libellen und Jumbojets, hüllt die Träumerei „I’m Looking Up“ in entzückende Klavierakkorde und Harmoniegesang. Er erweist sich auf „The New High“ einmal mehr als einer der wunderbarsten Verpackungskünstler des Pop, der nur dann falsche Versprechungen macht, wenn er in „The Wrong Thing“ behauptet: „Care­ful, if you run with me/ It’s gonna be a bumpy ride.“

Denn in dieser entzückenden, von Burt Bacharach und den Carpenters, den Beach Boys und Gilbert O’Sullivan inspirierten Popkunst holpert und stolpert nichts.

Brent Cash wickelt die Welt lieber in Watte, schmückt sie lieblich-zart mit Streichquartetten, Wurlitzer-Pianos oder einem Mellotron. Und auch wenn er einer Liebe hinterhertrauert oder twistend den Herbst begrüßt, scheint im Brent-Cash-Land stets die Sonne. (Marina)
Gunther Reinhardt

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