Cartoonist Ed Piskor begeht Suizid: „Hilflos gegen Mob“

Ed Piskor hinterließ auf Facebook einen mehrseitigen Abschiedsbrief.

Ed Piskor ist tot. Der US-amerikanische Cartoonist, bekannt für Werke wie „Hip Hop Family Tree“, nahm sich am 1. April 2024 im Alter von 41 Jahren das Leben. Kurz zuvor hatte Piskor auf Facebook einen mehrseitigen Abschiedsbrief veröffentlicht.

„Ich bin hilflos gegen einen Mob dieses Ausmaßes. Bitte teilen Sie meine Sicht der Dinge“, schrieb er in der Bildunterschrift und verabschiedete sich dann mit „Sayonara“. Piskor sah sich mit schweren Vorwürfen mehrerer Frauen konfrontiert.

Der Hintergrund: Vorwürfe des Groomings

Am 24. März 2024 veröffentlichte eine 21-jährige Künstlerin namens Molly D. auf Instagram mehrere Textnachrichten, die der 20 Jahre ältere Piskor ihr während des ersten Corona-Jahres geschickt hatte. Piskor hatte offenbar Interesse an einem Treffen gezeigt, ihr Nachrichten mit zweideutigen Andeutungen geschickt und der Frau unter anderem eine Übernachtungsmöglichkeit an geboten– ein Verhalten, das Molly D. als klaren Fall von versuchtem „Grooming“ (also dem Versuch einer erwachsenen Person, eine Vertrauensbeziehung zu einer minderjährigen Person aufzubauen, mit der Absicht, diese später sexuell auszubeuten oder zu missbrauchen) interpretierte.

Kurz darauf meldete sich eine zweite Frau, die Piskor in seinem Brief als Molly Wright bezeichnete, und behauptete, Piskor habe ihr im Gegenzug für sexuelle Gefälligkeiten die Telefonnummer seines Agenten angeboten. Daraufhin hatten viele Internet-User Solidarität mit den Frauen gezeigt, Piskor zog sich weitgehend zurück.

Piskor bestritt die Vorwürfe vehement

In seinem Abschiedsbrief wies Piskor die Anschuldigungen zurück. „Es tut mir so leid, dass ich so naiv war. Ich hätte niemals mit Molly D. sprechen sollen. Die Art und Weise der Kommunikation und das daraus resultierende Bild sind bestenfalls naiv, aber ich versichere meine Unschuld. Aus dem Kontext gerissen, sieht alles schrecklich aus“, schrieb er.

Gegenüber Molly Wright erhob er seinerseits schwere Vorwürfe. „Ihr Verhalten ist nahezu kriminell“, sagte er. „Nichts von dem, was sie behauptet hat, ist passiert, und ich kann nicht glauben, wie bösartig sie ist und sich darstellt“, so Piskor.

„Ich habe keine Freunde mehr“

In dem Brief beschrieb Piskor das tiefe Loch, in das er gefallen war. Er fühlte sich von Freunden verlassen und sah sich als Außenseiter. „Nachrichtenorganisationen belagern das Haus meiner Eltern und belästigen sie. Das ist unerträglich. Unsere Adressen werden im Fernsehen und im Internet verbreitet. Wie könnte ich jemals in meine Heimatstadt zurückkehren, in der mich jeder kennt?“

„Es tut mir leid, dass ich meiner Familie und meinen engsten Freunden Schmerz zufüge“, schrieb er gegen Ende des Briefs. „Ich hoffe, dies bringt die Menschen dazu, zweimal nachzudenken, bevor sie sich an einem Online-Mob beteiligen. Da haben Sie es. Ein Kontrollfreak bis zum Schluss. Peace out.“

Freunde hatten nach der Veröffentlichung des Posts versucht, Piskor von seinem Vorhaben abzubringen – leider ohne Erfolg. Wie seine Familie bestätigte, ist Ed Piskor gestorben.

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