Coldplay blamieren sich mit Kolonialismus-Statement in Indien

Bei einem Konzert in Navi Mumbai sprach Chris Martin plötzlich von britischer Kolonialschuld.

Ihre Musik mag unabhängig davon sein, aber Awareness gehört bei Coldplay schon länger zum Markenkern dazu. Mit ihren CO2-schonenden Konzerten sind sie ein Vorbild für die ganze Branche. Völkerverständigung gelingt ihnen mit einem Mix aus moderner Weltmusik und freundlichen Worten auch ohne Probleme.

Bei ihrem zweiten Gig der „Music Of The Spheres“-Tour in Indien im DY Patil Stadium in Navi Mumbai am Sonntag (19. Januar) brachte die Band allerdings eine politische Botschaft, die bei den Zuhörern eher für Irritation sorgte.

Zwischen zwei Songs nahm sich Chris Martin einen Moment Zeit, um einen kleinen Geschichtsvortrag zu halten. Als Teil der offenbar improvisierten Rede dankte der Sänger den Indern dafür, dass sie die „schlimmen Dinge“, die das British Empire in der Vergangenheit getan hat, „verziehen“ haben – darunter auch die Kolonialisierung des Landes.

Coldplay-Sänger Chris Martin irritiert das indische Publikum

Nachdem Martin dem Publikum dafür dankte, so zahlreich erschienen zu sein, sagte er konkret: „Danke, dass ihr uns willkommen geheißen habt, obwohl wir aus Großbritannien kommen. Danke, dass ihr uns all die schlechten Dinge verzeiht, die Großbritannien getan hat.“

Im Netz kursierten daraufhin in den sozialen Netzwerken verwunderte Nachfragen. „Was zum Teufel war da los?“, fragte ein User. Ein anderer machte sich darüber lustig, dass Martin sich als „Wiedergutmachungschef“ geriere, der doch eigentlich selbst nichts angestellt habe. Heftige Kritik gab es nicht an dem Statement des Coldplay-Frontmanns. Eher Häme. „Der Mann entschuldigt sich für seine Vorväter“, schrieb einer amüsiert. Ein anderer urteilte: „Das war sowas von unnötig. Er soll uns doch einfach nur unterhalten.“

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Belustig stellt ein anderer User fest, dass Martin eigentlich gar nicht um Entschuldigung gebeten habe. „Er hat sich dafür bedankt, dass wir ihnen verziehen haben. Das ist was völlig anderes“. Aus diesem Grund schrieb auch ein anderer Bewohner Indiens: „Haben wir ihnen denn wirklich verziehen?“

Die Kolonialgeschichte Indiens ist kompliziert

Die historischen Fakten sind natürlich nicht aus der Welt zu schaffen. Die britische Präsenz in Indien begann im 17. Jahrhundert mit der Gründung der East India Company (EIC), einer Handelsgesellschaft, die 1600 von Königin Elizabeth I. eine königliche Charta erhielt. Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts nutzte die EIC militärische Stärke und diplomatische Intrigen, um die Kontrolle über weite Teile Indiens zu übernehmen.

1857 gab es einen Aufstand der Inder. Die Briten schlugen ihn brutal nieder, was jedoch das Ende der EIC markierte. 1858 wurde Indien offiziell unter die Kontrolle der britischen Krone gestellt. Britische Politik zerstörte viele traditionelle Industrien in Indien, insbesondere die Textilindustrie. Das Land wurde zu einem Lieferanten von Rohstoffen (wie Baumwolle und Opium) und einem Markt für britische Fertigwaren. Indien wurde erst am 15. August 1947 unabhängig, aber das Land wurde in zwei Staaten aufgeteilt: Indien und Pakistan (später Ostpakistan, also Bangladesch).

Coldplay haben sich zu der Kritik im Netz nicht weiter geäußert. Am Dienstag (21. Januar) folgt das dritte Konzert in dem Kricket-Stadion.

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