So kam David Lynch auf all die genialen Ideen
Mit dem Buch „Catching The Big Fish“ versuchte der Regisseur und Künstler eine Art Anleitung zum kreativen Schaffen zu geben.

Die überwiegende Anzahl der Menschen, die David Lynch kennengelernt hat, schwärmte später von seiner Freundlichkeit, Ruhe und Güte. An seinen Sets herrschte eine geradezu meditative Stille und Konzentration, was selten im Film-Business ist. Wie passt das zusammen mit den Abgründen, die der Regisseur und Künstler in seinen Werken öffnete?
Diese Frage kann vielleicht nur ein Psychoanalytiker beantworten. Den mied Lynch nach eigenen Angaben zu Anfang seiner Karriere. Er fragte damals, ob eine Therapie seine Kreativität beeinflussen könnte. Als dies zumindest nicht ausgeschlossen werden konnte, verzichtete Lynch auf diese Hilfe. Stattdessen investierte er einige Kraft und auch viel Geld in die so genannte Transzendentale Meditation. Später wurde Lynch auch Botschafter der Vereinigung, die von vielen sehr kritisch gesehen wird.
Mit Meditieren zu besseren Ideen
Der Regisseur selbst schwor allerdings darauf, dass das tägliche Meditieren und die gesteigerte Aufmerksamkeit auf den inneren Frieden sein Leben gerettet habe – und zugleich die Triebfeder für seine Kunst geworden ist. Er beschrieb dies in aller Ausführlichkeit in dem Buch „Catching The Big Fish“ (Untertitel: Meditation – Kreativität – Film, erschienen auf Deutsch im Alexander Verlag). Es ist tatsächlich die die einzige auf Deutsch lieferbare Publikation, die der Regisseur selbst verfasst hat.
Auf die Frage, was Meditation bei ihm bewirke, antwortete er: „Es ist, als ob man eine kugelsichere Weste hätte.“ Konkret beschreibt Lynch in dem Buch, wie er seit 1973 täglich meditiert und wie diese Praxis seine Kreativität, Gelassenheit und Lebensfreude förderte. Er vergleicht Meditation mit dem Erforschen eines „Ozeans des Bewusstseins“, der voller Ideen ist. „Man taucht nach innen, und die tiefsten Ebenen des Lebens sind in einem selbst zu finden.“
David Lynch und die Transzendentale Meditation
Der Titel des Buchs ist natürlich metaphorisch zu verstehen. Kleine Fische (kleine Ideen) schwimmen an der Oberfläche, aber große Fische (tiefe, bedeutende Ideen) sind in den Tiefen des Bewusstseins zu finden. Lynch betont in „Catching The Big Fish“ die Bedeutung von Geduld und Offenheit im kreativen Prozess. Ideen kämen nicht durch Zwang, sondern durch einen entspannten und empfänglichen Geist. Lynch: „Eine Idee ist wie ein Geschenk. Es ist wie etwas, das plötzlich da ist, und man weiß, es ist genau das Richtige.“
Dabei geht der Regisseur auch auf die Entstehung seiner Filme wie „Eraserhead“, „Blue Velvet“ und „Twin Peaks“ ein und wie Meditation ihm half, Klarheit und Fokus zu behalten. Natürlich ist das Werk auch eine Art Werbebroschüre für eine spirituelle Gemeinschaft, die auch als Sekte verstanden werden kann. So sind Sätze wie „Der tiefe Ozean ist für jeden zugänglich, unabhängig von Glauben oder Herkunft“ eben auch als Lockruf zu verstehen.
Dennoch findet sich in „Catching The Big Fish“ ein Schlüssel zur Interpretation der Filme und Kunstwerke Lynchs. Die Überwindung des Bösen erscheint so auch als Symbol dafür, all jene Dinge zu vertreiben, die der Kreativität im Weg stehen. „Stress ist wie ein Ziegelstein, der auf deiner Kreativität lastet“, behauptete Lynch. „Wenn du ihn entfernst, öffnest du einen Kanal für Ideen.“