Der Tristesse der Provinz entflohen Muse mutig gen London. Um hier mit einem erwachsenen Debütalbum Furore zu machen

Die Kinder von Devon langweilen sich. Das öde Leben im Südwesten Englands besteht für die meisten aus Schule, Fußballplatz, Fernsehen Alle aber machen das nicht mit So formierten vor fünf Jahren ausgerechnet hier drei recht hoffnungsvolle 13jährige eine Band namens Muse.

Sänger und Gitarrist Matthew Bellamy hatte Drummer Dominic Howard und Bassist Chris Wolstenholme auf dem Schulhof kennengelernt. Man war sich schnell einig, daß Devon der letzte Ort ist, um ein Popstar zu werden. Bellamy: „Hier ist gar nichts los. Kaum Bands, keine Auftrittsmöglichkeiten. Tot im Winten voller Touristen im Sommer. Die wenigen Bands dort sind durchweg Coverbands, die obendrein nur 60er-Jahre-Kram spielen.“

Bald, nach ihrem Abschluss, waren auch alle Freunde verschwunden, an die Uni oder ab nach London, Manchester oder einen anderen, angesagteren Ort. Nur das Trio blieb, nahm Aushilfsjobs im Gitarrenladen und als Anstreicher an – und mußte fortan enttäuschte Eltern ertragen. Aber mit einigen CDs von Radiohead, dEUS und Nirvana hielten sie durch.

Das Resultat von fünf Jahren voller Selbstvertrauen, aber scheinbar sinnlosen Proben kann man nun auf Muses Debütalbum „Showbiz“ hören. Zwar hinkt der gern bemühte Vergleich mit Radiohead seht, aber in die zweite Liga des Britpop passen Muse auch nicht. Dazu sind ihre Songs zu leidenschaftlich, zu sprunghaft auch in der Wahl ihrer Mittel: Von Rock zu Blues über Indie-Pop haben sie alles reingepresst Und mit bedeutungsschwangeren lyrics versehen. Hier wollen ein paar junge Leute noch ganz wichtige Dinge sagen. Howard über den etwas in die Irre führenden Albumtitel: „‚Showbiz‘ ist halt auch einer der Songs, und er handelt von-, also, es ist – wie ein Auftritt im Knast So kommt mir unser Leben auch manchmal vor: keine Zeit für privaten Kram mehr, aber immer noch viel Spaß am Musikmachen.“

Die Aufnahmen wurden in der Nähe vom Zuhause gemacht Als Muse einen Plattenvertrag hatten und damit das Geld, um mit Profi-Equipment zu produzieren, entschieden sie sich für das Sawmills Studio in Cornwall. Bellamy erinnert sich: „Wir saßen hier mit Produzent John Leckie in der Pampa. Keiner schaute je vorbei, wir waren allein, niemand nervte.“ Inzwischen ist die Band nach London umgezogen. Devons Kinder in der großen Stadt recht mutig. Und erstaunlich, wie erwachsen ihre Musik klingt, bedenkt man, dass die drei zwischen Kühen und Kirche aufgewachsen sind. Viel Lebenserfahrung kann zwar noch nicht dahinterstecken, aber Muse überspielen ihne Unbedarftheit mit viel Vferve und Entschlossenheit Sie werden Popstars sein, früher oder später. Und Ehrenbürger von Devon wahrscheinlich auch.

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