Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Tupac Shakur – Essay von 50 Cent

Alle an der Ostküste liebten Tupac. Und nun, wo er nicht mehr unter uns weilt, ist er größer denn je.

Jeder Rapper, der in den Neunzigern groß wurde, steht irgendwie in Tupacs Schuld. Entweder man versuchte, sich an ihm zu orientieren – oder aber man schlug bewusst einen anderen Weg ein, weil man sich nicht mit ihm identifizieren konnte.

Mein liebstes Tupac-Album ist „The Don Killuminati“: Es wurde aufgenommen, nachdem er angeschossen worden war und schon im Knast gesessen hatte. Man hatte den Eindruck, ein Doktor hätte ihm gesagt, dass er sterben müsse – und nun versucht er, all seine Gedanken noch zu Papier zu bringen. Und das ist etwas, zu dem ein durchschnittlicher Rapper nicht in der Lage wäre: ein ganzes Album auf diesem Konzept aufzubauen und alles aus dieser einen, negativen Perspektive zu erzählen. Jeder weiß, dass er sterben muss, aber wenn man mit einer lebensbedrohlichen Situation konfrontiert wird, denkt man schon mal etwas mehr darüber nach.

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Seine aggressiven Aufnahmen sind mir die liebsten; „Hail Mary“ ist einfach perfekt. Die meisten der heutigen Rapper wären einfach nicht smart genug, um so was zu schreiben – oder nicht ehrlich genug, um mit einer Zeile wie dieser rüberzukommen: „I ain’t a killer, but don’t push me.“ Heute würde es nur platt und einfallslos heißen: „I’ll kill you.“

Alle an der Ostküste liebten Tupac

Tupac war wie eine Kamera. Es ist unglaublich, wie viel er schrieb, wie viel er mit seinen Augen dokumentierte. Für mich war er immer mehr ein Poet als ein Rapper. Hört man einen seiner Verse, weiß man spontan, von wem er stammt. Und ’Pac brachte sein ganzes Leben zu Papier. Vielleicht übertrieb er es damit sogar: Weil er nun mal in der Öffentlichkeit stand, wurden all seine Aussagen unter die Lupe genommen.

Alle an der Ostküste liebten Tupac. Und nun, wo er nicht mehr unter uns weilt, ist er größer denn je. Ich kann mir noch immer zwei, drei Tupac-CDs am Stück durchhören. Dann bin ich wieder in der richtigen Stimmung, um mich um meine eigenen Sachen zu kümmern.

Laurence Fishburne sagte mir einmal, dass er Tupac nicht gemocht habe: Er hätte Tupacs Verhalten nicht verstanden, weil er viel smarter gewesen sei. Ich verstand, was er sagen wollte. Aber ich habe ihn trotzdem angestarrt, als hätte er seinen Verstand verloren.

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