Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Guns N‘ Roses – Essay von Joe Perry

Wie kann man die Stones übertreffen? Man hört Guns N’ Roses – und gewinnt den Glauben zurück.

Keine Frage: Sie haben dem Rock’n’Roll, wie wir ihn lieben, neues Leben eingehaucht. Ich erinnere mich noch, wie mir jemand „Appetite For Destruction“ in die Hand drückte und sagte: „Das musst du hören.“ Damals waren Bands wie Bon Jovi und Whitesnake angesagt, aber Guns N’ Roses waren aus anderem Holz geschnitzt: Sie gruben etwas tiefer, um zu den Wurzeln des Rock’n’Roll zu kommen. Ich hörte viel Aerosmith bei ihnen – was bedeutete, dass ich auch viel von den Bands hörte, die uns beeinflusst hatten. Und ich erinnere mich auch, etwas neidisch gewesen zu sein.

1988 waren sie unsere Vorband, und was mich damals vor allem beeindruckte, war ihre Ausstrahlungskraft – auf und auch jenseits der Bühne. Axl wusste, wie man ein Publikum mitreißen konnte. Vor einer Show wurde alles, mit dem er in Berührung kommen konnte, mit Schaumgummi abgeklebt – vom Teleprompter bis zum Mikroständer. Man wollte sicherstellen, dass er sich nicht verletzte – oder aber es in Einzelteile zerlegte. Die Leute hatten wirklich das Gefühl, er werde gerade aus einem Käfig auf die Welt losgelassen. Und ein Teil des Kitzels bestand natürlich darin, dass man nicht wusste, was er als Nächstes anstellen würde.

Man bezeichnete Guns N‘ Roses damals als Metal, aber das waren sie nicht

Man bezeichnete sie damals als Metal, aber das waren sie nicht: Rock ist sexy, Metal nicht. Songs wie „Paradise City“ und „Welcome To The Jungle“ hatten alle notwendigen Zutaten: Die Refrains kamen an der richtigen Stelle, Slash spielte immer songdienlich und ließ sich nie dazu hinreißen, selbstgefällig seine Technik vorzuführen. Sie alle hatten es nicht nötig, mit überkandidelter Gymnastik von ihrer Musik abzulenken. Duff McKagan erinnerte mich an den AC/DC-Bassisten: Seine Parts waren vergleichsweise simpel, aber sie waren der verlässliche Motor der Band; Izzy Stradlin spielte ebenfalls eine wichtige Rolle.

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Sie sind für mich ein perfektes Beispiel, wie eine Band die Rockmusik nach vorne bringen kann. Manchmal fragt man sich: „Wie kann jemand das, was die Yardbirds, Zeppelin oder die Stones gemacht haben, noch übertreffen?“ Aber dann hört man Guns N’ Roses – und gewinnt den Glauben zurück.

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