Die 250 besten Songs des 21. Jahrhunderts
Die 250 besten Songs des 21. Jahrhunderts – von Beyoncé bis Kendrick Lamar: eine globale Playlist voll Innovation und Emotion
130. Selena Gomez, „Hands to Myself“
2015
Die dritte Single aus Selena Gomez’ Album „Revival“ aus dem Jahr 2015 Revival, beschreibt den Konflikt, um den es in den Texten geht – „Can’t keep my hands to myself“ (Ich kann meine Hände nicht bei mir behalten) – auf sehr direkte Weise. Die Stimme der ehemaligen Disney-Darstellerin ist zunächst zögerlich und vermittelt die Angst vor ihrer mangelnden Impulskontrolle über einen skelettartigen Skip-Step-Beat.
Während die Musik anschwillt, lässt Gomez‘ Selbstbewusstsein sie ihre Stimme erheben, obwohl sie immer noch über die Verwirrung nachdenkt, die dadurch entsteht, dass „all the downs and the uppers/Keep making love to each other” (alle Höhen und Tiefen/immer wieder miteinander Liebe machen).
Ein heller EDM-Pop-Beat kracht in den Mix hinein. Aber Gomez bleibt auf ihre unrealistischen Wünsche fixiert. Auch wenn vor dem abrupten Ende von „Hands to Myself“ wenig geklärt ist, war Gomez‘ Reise doch ein ziemlicher Zuckerrausch. —M.J.
129. Megan Thee Stallion feat. Beyoncé, „Savage Remix“
2020
Megan Thee Stallion war eine Künstlerin auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, die mit der Veröffentlichung von „Savage“, einem Highlight ihres 2020 erschienenen Albums Suga, in die Hip-Hop-Stratosphäre aufstieg. „Bitch, I’m a savage/Classy, bougie, ratchet/Sassy, moody, nasty/Acting stupid, was ist los?”, rappte sie.
In Verbindung mit einem beliebten TikTok-Tanz wurde der Song zu einem absoluten Viral-Hit. Dann kam Beyoncé ins Spiel. Ihr Remix zeigte ein Maß an Souveränität, das vermuten lässt, dass die größte R&B-Star des Jahrhunderts auch eine der besten Rapperinnen gewesen wäre, wenn das ihr Hauptfokus gewesen wäre. Es war ein Rap-Gipfeltreffen in Houston, das eine Zusammenarbeit für die Ewigkeit hervorbrachte. —J.D.
128. The Postal Service, „Such Great Heights“
2003
Als Ben Gibbard, Frontmann von Death Cab for Cutie, und Dntel-DJ Jimmy Tamborello begannen, zusammenzuarbeiten, mussten sie aufgrund der Entfernung und ihrer vollen Terminkalender ihre Musik über die Post austauschen. Zunächst schien das Projekt nur ein Nebenprojekt zu sein. Aber ihr Album „Give Up“ brachte einige glänzende Indie-Pop-Klassiker hervor – vielleicht keinen so strahlenden und kulturell allgegenwärtigen wie „Such Great Heights“.
Der Liebes-Song, unterlegt mit einer Vielzahl von Pieptönen und Trillern, schaffte es überraschend in die Billboard Hot 100. Er erreichte Platz 21 und verbreitete sich dann über Werbespots und später über Coverversionen. Im Kern ist er ein Zeugnis für das schwerelose, der Schwerkraft trotzende Gefühl der Liebe und dafür, jemanden zu haben, mit dem man durch den Äther schweben kann. —J.L.
127. Lorde, „Green Light“
2017
Lorde war bereits mit 20 Jahren ein Multi-Platin-Star. Aber sie sehnte sich immer noch nach der Bestätigung, dass sie auf dem richtigen Weg war. Also schuf sie diesen emotionalen Pop-Song, der wie eine Atombombe wirkt und in dem sie ihre bittere Wut auf einen Ex-Freund in Treibstoff für ihren mühelos ekstatischen Hit verwandelte.
Als Album ist „Melodrama“ so wunderbar widerspenstig wie die Jugend eines jeden Menschen. Aber in dieser Single haben sie und Produzent Jack Antonoff all diese lebhaften Gefühle in ihrer prägnantesten und kraftvollsten Form zusammengefasst. Lorde sagte gegenüber ROLLING STONE, dass der Song „mich darstellt, wie ich das Universum anschreie, loslassen will, vorwärts gehen will, um grünes Licht vom Leben zu bekommen“. Und hat sie es bekommen? „Oh mein Gott. Ja.“ —S.V.L.
126. Lucy Dacus, „Night Shift“
2017
Es gibt kaum einen grandioseren Trennungssong als dieses sechseinhalbminütige Epos, das mit einer umwerfenden ersten Zeile beginnt („ Das erste Mal, als ich die Spucke eines anderen schmeckte, bekam ich einen Hustenanfall“) und lässt dann nicht mehr nach. Dacus seziert in den ruhigen ersten Strophen mit quälenden, romanhaften Details ein unangenehmes Kaffeetrinken mit einem Idioten.
Aber das wirklich Beeindruckende an „Night Shift“ ist die Art und Weise, wie sie die Rock-’n‘-Roll-Intensität im Laufe des Songs stetig steigert, bis die Gitarren genauso laut schreien wie ihre Worte, dass sie diesen Typen nie wieder sehen will. Auch Jahre später ist diese kathartische Wirkung etwas, von dem viele Indie-Rocker immer noch träumen. —S.V.L.
125. Gyptian, „Hold You“
2010
„Hold You“ von Gyptian verfügt über einen der kultigsten Riddims an der Schnittstelle zwischen modernem Reggae und Dancehall. Von den fröhlichen, mutigen Tasten bis hin zur tiefen, grundierenden Basslinie. Obwohl es viele der heißesten Stars der Karibik inspirierte – darunter den jamaikanisch-amerikanischen Produzenten des Songs, Ricky Blaze, und Ikonen wie Machel Mantano aus Trinidad und Tobago und Nicki Minaj –, ihre eigenen Versionen zu rendern, ist jedoch insbesondere Gyptians Interpretation, voller Leidenschaft und Rauheit, immer am einprägsamsten geblieben.
Zu gleichen Teilen süß und sinnlich (okay, vielleicht eher sinnlich, als dreieinhalbminütiger Doppelsinn für fleischliche Lust, die sehr nach Liebe klingt) ist „Hold You“ zu einem zeitgenössischen Klassiker geworden. —M.C.
124. Mary J. Blige, „Family Affair“
2001
„Family Affair”, ursprünglich von Dr. Dre mit Rakim im Hinterkopf komponiert, führte sechs Wochen lang die Billboard Hot 100 an. Die erste und einzige Nummer-1-Single der Queen of Hip-Hop Soul. D
ie synthlastigen Grundtöne und knackigen Drums des Beats entfachen sofort Begeisterung, während der Text mit seinem Verbot von „Hateration” und „Holleration” nur gute Vibes und Energie zulässt. Durch die Mischung ihrer charakteristischen emotionalen Stimme mit einem raffinierten Hip-Hop-Touch macht der Song deutlich, dass Mary besser war als je zuvor.
Sie war schon immer dafür bekannt, dass sie ihre Zuhörer tief berührt. Aber dieses Mal brachte Blige sie auch zum Tanzen. Und bewies, dass Soulmusik genauso gut zum Feiern wie zum Weinen geeignet ist. —J.J.
123. Fountains of Wayne, „Hackensack“
2003
Das Traurigste an „Hackensack“ ist, dass unser Held seiner Highschool-Liebe damals genauso fern war wie heute, wo sie eine berühmte Schauspielerin ist. Er saß einmal in ihrer Nähe, das war’s.
Kein Song über unerwiderte Liebe ist so unerwiderte Liebe, und nur wenige Erzähler sind so erbärmlich. Aber die Melodie und die Details und Empathie der Texte (der Bruder entfernt nicht nur Farbe vom Boden, sondern die Arbeitszeiten sind auch schlecht) machen Adam Schlesingers Meisterwerk zu etwas Transzendentem und schmerzlich Ergreifendem. —Brian Hiatt
122. Azealia Banks feat. Lazy Jay, „212“
2011
Nachdem sie gleichzeitig von ihrem Label, ihrem Manager und ihrem damaligen Freund fallen gelassen worden war, beschloss Azealia Banks, selbst etwas fallen zu lassen, um der Welt metaphorisch den Mittelfinger zu zeigen. „ Ihr helft mir nicht? Dann schaffe ich es eben selbst”, sagte sie über die Inspiration hinter diesem Song.
Der von Lazy Jay produzierte Song, der digital auf ihrer Website selbst veröffentlicht wurde, ist eine genreübergreifende Mischung aus Hip-Hop und House. Klänge, die Banks‘ charakteristische musikalische Identität schon früh geprägt haben. Sie zeigt von Anfang an ihre Vielseitigkeit, liefert Rohheit mit einem hörbaren Grinsen und wechselt mühelos zwischen scharfen, sprachlich raffinierten Bars und melodischem Gesang.
„ 212“ wurde zur Hymne der Tumblr-Ära und katapultierte die Harlemite in den It-Girl-Status, indem sie einfach sie selbst war. Frech, furchtlos und wegweisend. —J.J.
121. Eminem, „Stan”
2000
Man weiß, dass man etwas Tiefgründiges und Dunkles angesprochen hat, wenn der eigene Song zum Synonym für obsessive Fanliebe wird. Eminem hörte den Loop von Didos melancholischem „Thank You” des Produzenten 45 King. Er dachte an Fans, die ihm geschrieben hatten, weil sie glaubten, sein gewalttätiges Alter Ego Slim Shady sei real. So entstand „Stan“.
Mit einer Erzählung, die sich in einer Reihe von zunehmend verstörenden Briefen entfaltet, die Em in seiner Rolle vorliest, zeigt „Stan“ eine ernsthafte emotionale Komplexität. Und ist dadurch umso beängstigender. Es ist eine warnende Geschichte über Berühmtheit für alle Zeiten, die in den letzten 25 Jahren mit dem Aufkommen der sozialen Medien und Fanarmeen nur noch an Relevanz gewonnen hat. —J.F.