Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten

Bob Dylan, U2, The Cure, Smashing Pumpkins, U2, Beatles. Dies sind die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten

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Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten

Amon Düül II: „Yeti“ (1970)

Mit ihrer zweiten Platte ergriff die Kommunen-Band Amon Düül II der Wahnsinn. Mögen sich die Geister daran scheiden, ob das nun Prog-, Acid-, Psychedelic oder Krautrock ist: die Mischung aus kruden Studio-Improvisationen und bizarr vor sich hin treibenden Gitarren-Epen, die sich deutlich an King Crimson, Pink Floyd und den Space-Rock-Begründern Hawkwind anlehnen, schlug 1970 in Deutschland ein wie eine Atombombe. Alles läuft natürlich auf den sonderbaren Hippie-Folk von „Sandoz In The Rain“ hinaus, dabei hätte der mit allen eklektischen Mitteln gewaschene „Soap Shop Rock“, die ersten vier Tracks des Albums, als künstlerisches Statement grenzenloser Entrückung schon genügt. 

Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten

Derek & The Dominos: „Layla And Other Assorted Love Songs“ (1970)

Das Über-Titelstück samt bekannter Bad-Love-Story hat zunehmend den Blick verstellt auf die 13 „Assorted Love Songs“, die dem Werk auch jenseits der Eric Clapton-Discografie eine Sonderstellung bescheren. Ebenso wie die Mitwirkung des freilich groß aufspielenden Duane Allman oft die Sicht verdeckt auf den heimlichen Star von „Layla And …“: In Bobby Whitlock (Delaney & Bonnie) hatte Clapton einen Co-Autor und eine zweite Stimme gefunden, die ihn selbst in später kaum noch erreichte Soul-Blues-Höhen trieb, in Songs wie „I Looked Away“, „Keep On Growing“ oder „Anyday“. Kein Jahr nach dem Release des Albums war Allman tot, und Clapton versank vorläufig im Heroin-Sumpf. 

Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten

Miles Davis: „Bitches Brew“ (1970)

Nicht wenige riefen „Judas!“, als -Miles Davis einstöpselte. Eine mit elektrischem und akustischem Bass, drei Schlagzeugen und Percussions besetzte Rhythmusgruppe treibt an, drei E-Piani zeichnen Linien, kalt und souverän echot Miles Davis’ Trompete über der Improvisation seiner Band. „Miles schuf eine Art Umgebung“, sagte Bassist Dave Holland später. „Deine Aufgabe war es, herauszufinden, was du darin tust.“ Mati Klarweins sexy-surrealistisches Cover spiegelt den Zeitgeist ebenso, wie es das Format Doppelalbum und das Genre Jazz-Rock tun, das mit „Bitches Brew“ aufblühte. Es ist suggestive Musik, ein seltsam unfunky Funk, und es ist elektrische Musik, in jeder Hinsicht. 

Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten

Crosby, Stills, Nash & Young: „4 Way Street“ (1971)

Nach Feuertaufen in Woodstock und Altamont geriet die US-Tour 1970 für Crosby, Stills, Nash & Young zum Triumphzug. Ihre erste LP als Quartett, „Déjà Vu“, war gerade vielmillionenfach gekauft worden, das Publikum entsprechend enthusiasmiert. „4 Way Street“ wucherte mit Konzert-Highlights, die Songselektion war ausgewogen, die Egos der Alphatiere hinreichend gestreichelt, so schien es. Mit diesen Künstlern aufzutreten sei ein Privileg, war denn auch Neil Young voll des Lobs, „like being in The -Beatles“. Anders als bei Crazy Horse, das fühle sich an, als spiele man mit den Rolling Stones. „And the Stones have always been my favorite band.“ Da waren’s wieder drei.

Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten

The Rolling Stones: „Exile On Main St.“ (1972)

Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, auch nur einen einzigen der 18 Tracks wegzudenken, die sich auf vier LP-Seiten zum fulminantesten Statement der Stones verdichten, jede Seite mit eigener Dynamik, jeder Cut eminent.

Gleich eingangs „Rocks Off“, ein Bündel nervöser Energie, tänzelnd im Zaum gehalten zuerst, dann freigelassen und wieder eingefangen, ungezähmt. Mittendrin ein Moment der Einkehr, das Tempo gedrosselt, die Töne spacey. „Feel so hypnotized“, maunzt Mick selbstverloren, „it’s all mesmerized, all that inside me“, bevor der Song die Sporen spürt und in gestrecktem Galopp in die Nacht geritten wird: „The sunshine bores the daylights out of me.“ Was für ein Opener! Oder „Rip This Joint“, eine rasende Rock’n’Roll-Furie von einem Track, mit Bobby Keys’ Sax im Overdrive.

Slim Harpos „Hip Shake“ ist ebendas, der Groove unwiderstehlich, indes „Casino Boogie“ als Midtempo-Shuffle paradiert, Mick erinnerungsselig, „kissing cunt in Cannes“. Der brütende Funkhouse-Swing von „Tumbling Dice“ beschließt Seite 1 mit frivol lockender Coda. „You got to roll me …“

Im umfassenden Americana-Kontinuum von „Exile“ repräsentiert Seite 2 den akustischen, countryfizierten Teil. Gram Parsons’ Präsenz während der Aufnahmen ist spürbar, obwohl er bei den Aufnahme-Sessions in Keiths modrigem Keller in Südfrankreich nicht zugegen war. „Sweet Virginia“ geht mit Kalifornien ins Gericht, eine rostig schnarrende Honkytonk-Ode zu Sax und Harmonica: „Got to scrape that shit right off my shoes.“ Pedal-Steel-Licks unterfüttern „Torn And Frayed“, die autobiografische Ballade einer ramponierten Band auf Tour: „Let the guitar steal your heart away.“ Himmel, wie denn auch nicht?

Fiebrig waren die Sessions, das Album lief unter dem Arbeitstitel „Tropical Diseases“.