Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten

Bob Dylan, U2, The Cure, Smashing Pumpkins, U2, Beatles. Dies sind die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten

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Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten

Can: „Tago Mago“ (1971)

One-eyed soul, mushroom head. One-eyed soul, mushroom head. I was born. And I was dead.“ Die Improvisationen der Kölner Band klangen anders als die endlosen, gitarrenbasierten Jams von amerikanischen Psychedelic-Rockern wie The Grateful Dead oder Quicksilver Messenger Service. Can spielten weniger Töne, hatten nie Ambitionen, ihre Virtuosität zur Schau zu stellen. Dafür entfachten sie ein unberechenbares Brodeln, einen eigenwilligen Funk voller irrlichternder Sounds. Voodoo-Rhythmen, Free-Jazz-Praktiken und eine gute Portion Psycho-Performance verschmolzen mit profunden Kenntnissen der zeitgenössischen Neuen Musik.

Im über 17-minütigen „Aumgn“ ist der Einfluss von Karlheinz Stockhausen, bei dem Irmin Schmidt und Holger Czukay in Köln Komposition und Musik studiert hatten, deutlich zu hören. „Halleluhwah“ ist ein wilder Ritt auf den minimalistischen, aber enorm intensiven Rhythmen des ehemaligen Free-Jazz-Drummers Jaki Liebezeit, begleitet von den zurückhaltenden Alien-Sounds, des gerade erst dem Teenager-Alter entwachsenen Gitarristen Michael Karoli. Die seltsame Bezeichnung „Krautrock“ passt hier noch weniger als sonst.

Nichts an dieser Musik ist deutsch

Nichts an dieser Musik ist deutsch – und das ist gut so. Nach dem Ausstieg des Bildhauers und singenden Autodidakten Malcolm Mooney war „Tago Mago“ das Albumdebüt des japanischen Straßenmusikers Damo Suzuki. Holger Czukay hatte ihn in München auf der Straße angesprochen, gefragt, ob er Lust habe, später mit Can in der Diskothek Blow Up aufzutreten. Es muss ein furioser Abend gewesen sein. Damo Suzuki sang nicht einfach nur, er flüsterte, murmelte und schrie, schien in jedem Moment das Innerste seiner Seele nach außen zu kehren. Insofern ist das Album auch die Einlösung des auf „Monster Movie“ gegebenen Versprechens „Yoo Doo Right“. Eine Musik, die keine Grenzen anerkennt.

Die fast poppigen Songs „Paperhouse“ und „Mushroom“ sind der perfekte Einstieg in das Album, das 1971 in Schloss Nörvenich in der Nähe von Köln entstand. Der Besitzer, ein Kunstsammler und Musenfreund, hatte der Band das weitläufige Anwesen für ein Jahr kostenlos zur Verfügung gestellt. Genug Zeit also für ausufernde Sessions, die manchmal bis zu 16 Stunden dauern konnten.

So wird auf „Tago Mago“ auch das Studio zum Instrument, wenngleich mit deutlich einfacheren und improvisierteren Mitteln als bei „Pet Sounds“ oder „Sgt. Pepper“, dafür aber in der Tradition des Studios Elektronische Musik des WDR. Das zärtliche „Bring Me Coffee Or Tea“ beschließt ein Album, das nicht nur die Karriere von Radiohead geprägt hat. Und ja, es gibt ein paar Stellen, zum Beispiel im Mittelteil von „Peking O“, die sind ziemlich harter Stoff. Aber so ist das wohl mit Musik, die Grenzen überschreitet und Mauern einreißt – manchmal tut so viel Genialität eben auch ein bisschen weh.

„Tago Mago“ bezeichnet übrigens, so Holger Czukay 1998, einen Felsen vor Ibiza: „Mago bedeutet Magie, und Tago war der Name eines Magic Masters, der dort lebte.

Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten

Isaac Hayes: „Black Moses“ (1971)

Mit diesem Album hat Isaac Hayes 1971, im selben Jahr wie der „Shaft“-Soundtrack, seinen speziellen Easy-Listenig-Psychedelic-Soul perfektioniert. Das Doppelformat war nötig, weil die Musik so bedröhnt war, dass die Band und das schweifende Orchester Hayes viel Zeit geben mussten, damit er seinen vollen Bassbariton-Eros ausfahren konnte. Längster von einigen Höhepunkten hier: der geduldig bis zum seufzenden Frauenchor schwellende Neunminüter „Close To You“. Die wenigen einleitenden Raps, mit denen Hayes live wucherte, sind sachdienlich knapp, die sacht wogenden, einfühlsamen Grooves unterstützen seine hohe und vergangene Kunst der Verführung.

Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten

Todd Rundgren: „Something/Anything?“ (1972)

Muse, Neugier und Ego führten Todd Rundgren später noch an viele andere Orte. Aber nirgendwo kamen sein Pop-Gespür, seine Lust an Spleens/Nonsens, sein Studio-Know-how so hinreißend zusammen wie auf diesem zeitlosen Song-Trip. Was denkt er heute beim Singen von „Hello It’s Me“ und „I Saw The Light“ in Oldie-Shows? Vielleicht: Mann, hab ich damals schöne Pop-Songs geschrieben! Oder auch: Alle wollen immer dieselben Stücke! Das war ein Doppelalbum! Stimmt. Und „Sweeter Memories“, „Saving Grace“, „Marlene“ etc. etc. sind genauso herzzerreißend, wie „Song Of The Viking“ oder „Breathless“ herrlich verrückt sind. Was jenseits des Nostalgie-Clubs auch alle zu schätzen wissen

Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten

Elton John: „Goodbye Yellow Brick Road“ (1973)

Seinen Zenit als Songschreiber hatte Elton John schon auf „Madman Across The Water“ (1971) und „Honky Château“ (1972) erreicht. Jetzt musste das große Doppelalbum her, die Wiedergeburt aus dem Geist von Hollywood und Westcoast-Rock. Die Glam-Suite „Funeral For A Friend/Love Lies Bleeding“ leitet über zu einer der schönsten Song-Trilogien der Popgeschichte: „Bennie And The Jets“, „Candle In The Wind“ und „Goodbye Yellow Brick Road“ zementierten Johns Superstar-Status. Quatsch wie das mehr bekokst als bekifft wirkende „Jamaica Jerk-Off“ und das pseudofrivol dudelnde „Your Sister Can’t Twist (But She Can Rock’n’Roll)“ präsentieren den Künstler als Kind im Kostümrausch.

Die 50 besten Doppel-Alben aller Zeiten

James Brown: „The Pay Back“ (1973)

Improvisation, Wah-Wah-Pedale, Wahnsinn. Ursprünglich sollte das zentrale James-Brown-Album der Siebziger zum Soundtrack des Blaxploitation-Films „Hell Up In Harlem“ werden, doch der Produzent konnte mit dem Gesang und den Sound-Ausflügen von Fred Wesley, Maceo Parker und Gitarrist Jimmy Nolen nichts anfangen. Drei der acht Songs sind länger als zehn Minuten, in denen Brown seine „Ain’t It Funky“-Kiekser perfektioniert. Sie gelten inzwischen als Ikonen der Funk-Epoche. Heute aufgelegt wirkt „The Payback“ wie eine funkensprühende Party. Ein musikalischer Schatz, der zur massiven Sampling-Quelle wurde. Allein der Titelsong wurde mehr als ein Dutzend Mal verwendet.