Die 60 besten Konzerte aller Zeiten

Die besten Konzerte aller Zeiten. Mit Bob Dylan, Elvis, den Beatles, Public Enemy und Patti Smith.

Bob Dylan
Olympic Gymnastics Arena, Seoul
31. März 2010.
Bob Dylans Gastspiel in Südkorea ist das 2218. Konzert seiner sogenannten Never-Ending-Tour, die im am 7. Juni 1988 begann. Um die 100 Konzerte spielt der 68-Jährige immer noch pro Jahr … Selbst der Tod hatte Respekt vor der Ewigkeit und ließ Dylan nach einer lebensgefährlichen Erkrankung 1997 wieder auf die Bühne. „Kritiker sollten doch wissen, dass es so etwas wie Ewigkeit nicht gibt“, erklärte Dylan 2009 im Rolling Stone-Interview. Wir sind uns da nicht so sicher. Ende Mai steht Dylan in Athen wieder auf der Bühne.

Joanna Newsom
Barbican, London
19. Januar 2007
Man ging zu diesem Konzert, wie man Anfang des 20. Jahrhunderts vielleicht in eine Opern-Aufführung von Richard Strauss gegangen wäre: ernst, konzen- triert, in großer Anspannung und freudiger Erwartung der Verzückungsspitzen dieses Abends …Zwei Monate zuvor war „Ys“ erschienen, ein Album aus fünf Songs, auf denen die junge Harfinistin ihre komplexe Songkunst auf erzählerische Höhen geführt hatte, die Van Dyke Parks mit seinen Arrangements auf kongeniale Art bebildert hatte. Nun würde Newsom das Werk begleitet vom London Symphony Orchestra konzertant aufführen. Die Vorstellung, dass „independent“ im Pop-Kontext zugleich für eine ästhetische Beschränkung, für Schrummelgitarren und Lo-Fi-Sounds stand, gehörte nach diesem Konzert ein für alle Mal der Vergangenheit an.

Vote For Change
USA
September – Oktober 2004
Es war die pure Verzweiflung, die sie auf die Straße trieb. Im Jahr 2000 mussten sie zusehen, wie George W. Bush Al Gore den Wahlsieg wegschnappte. 2004 sollte Ähnliches nicht wieder passieren. Also fanden sich etliche Musiker zusammen, um den demokratischen Kandidaten John Kerry zu unterstützen. Bruce Spring- steen, R.E.M. und Bright Eyes gehörten zu den Bands, die in den sogenannten „swing states“ auftraten, in denen der Wahl-Ausgang noch völlig offen schien … Der eloquenteste Sprecher war dabei wieder einmal Springsteen, der nicht müde wurde, das Publikum allabendlich zum Wählen aufzufordern. Nach jahrelanger Politik-Abstinenz warf sich auch Michael Stipe noch einmal ins Zeug, während Conor Oberst vor allem beeindruckt zu sein schien, dass er mit seinen Helden die Bühne teilen durfte.
Allein, es nützte alles nichts. Erst vier Jahre später schaffte es Barack Obama – ohne eine „Yes, we can“-Tournee, aber wieder unterstützt von vielen Musikern.

Rufus Wainwright
Summerstage, Central Park, New York City
14. Juli 2004
Just in dem Moment, in dem Rufus Wainwright die Bühne betrittt, bricht ein höllisches Gewitter los. Der Sänger hebt zu seiner Beschwörung „Agnus Dei“ an – doch der Regen wird stärker, ein Sturm reißt den Vorhang hinter der Bühne entzwei …“Well, if I can’t shock God with my brilliance, maybe I can lull him with my sweetness“, ruft er verzweifelt und singt mit Schwester Martha und Teddy Thompson gegen das Getöse an. Doch erst als er – seine Mutter Kate McGarrigle sitzt am Klavier – „Over The Rainbow“ anstimmt, stoppt der Regen. Rufus dankt es mit Leonard Cohens „Hallelujah“. Mehr Dramatik und himmlisches Pathos war nie. Wainwrights schönste Oper.

Brian Wilson
Royal Festival Hall, London
20. Februar 2004
Beach Boy Brian Wilson hatte 1966 Großes im Kopf: „Smile“ sollte die Mutter aller Konzeptalben werden, ein musikalisches Panorama wie keines zuvor. Doch dann brach alles zusammen, die meisten Songs blieben Fragmente. Dass sich Brian Wilson 37 Jahre später noch einmal – mit Hilfe des Texters Van Dyke Parks und seines „musikalischen Sekretärs“ Darian Sahanaja – um die Vollendung bemühen und sein Meisterstück anschließend live uraufführen würde – ein Wunder! …So droht die Royal Festival Hall an jenem Februarabend vor Spannung schier zu zerbersten: Alle Augen sind auf den von seiner Band umringten, hilflos wirkenden Mann gerichtet, der hinter einem Keyboard thront, das er im Laufe des Konzertes kaum berühren wird, und dessen Augen nichts als den Teleprompter fixieren. Eine tragische Figur? Mitnichten! Als Brian Wilson die Stimme erhebt, erklingt der Gesang eines Engels, seine zehnköpfige Band setzt mit Unterstützung der Stockholm Strings n‘ Horns seine musikalischen Visionen perfekt um, die Uraufführung gerät zum Triumphmarsch. Und der Trend, an einem Abend komplette Alben aufzuführen, nimmt seinen Lauf.

Robbie Williams
Knebworth-Festival
1. – 3. August 2003
„And for the next two hours … your ass is mine!“ Drei Tage lang ist Robbie Williams der größte Entertainer des Universums, Strippenzieher aller Superlative. Jeweils 125.000 Fans haben Hitze und Verkehrschaos getrotzt, um zu erleben, wie ihr Liebling im Stile Houdinis kopfüber die legendäre Open-Air-Bühne der englischen Grafschaft Hertfordshire entert. Augenblicklich dirigiert Robbie die Massen nach Belieben, initiiert die ultimativen „We Will Rock You“- und „Strong“-Karaoke-Shows … Weitere Höhepunkte sind der Klassiker „Mr. Bojangles“ und Robbies spezielles Spielchen mit dem Publikum: Auf seine Vorgabe „Alcohol“ antwortet es nach seiner Anleitung mit „Yes“, auf „Drugs“ mit „Boo“. Wahrscheinlich verantwortet das fleischgewordene Victory-Zeichen auch die größte Gruppentherapie der Welt: Nicht nur das Mädchen, das Robbie bei „Come Undone“ auf der Bühne an den Arsch fassen durfte, und das Liebespaar, dem er „She’s The One“ widmet, nehmen diesen Abend – „I can feel you all!“ – als etwas ganz Persönliches mit.)

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