„Die Roboter sind da“: Melania Trump redet Unsinn über KI

Melania Trump und US-Minister loben KI bei einem chaotischen Briefing – voll leerer Phrasen, falscher Fakten und utopischer Versprechen.

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Melania Trump hielt am Donnerstag seltene öffentliche Bemerkungen, um eine Pressekonferenz der White House Task Force on Artificial Intelligence Education einzuleiten. Und schwärmte von den Möglichkeiten der KI-Technologie. „Es würde mich nicht überraschen, wenn KI als der größte Motor des Fortschritts in der Geschichte der Vereinigten Staaten bekannt wird“, sagte sie in einer allgemeinen Erklärung. Eine, die ebenso gut von ChatGPT hätte stammen können.

Lobeshymnen ohne Substanz

Die First Lady ist kein offizielles Mitglied der Task Force, die im April gegründet wurde. Und die von Michael Kratsios, Direktor des Office of Science and Technology Policy und ehemaliger Stabschef des Risikokapitalgebers Peter Thiel, geleitet wird. Sie leitete das Treffen. Sprach über selbstfahrende Autos und robotergestützte Chirurgie. Lobte aber auch „Innovationen von Humanoiden der ersten Generation“. Vermutlich ein Hinweis auf Teslas auffällige Optimus-Roboter. Elon Musk sagte kürzlich voraus, dass dieses Modell eines Tages 80 Prozent des Unternehmenswertes ausmachen werde und dass bis 2027 eine Million Stück produziert werden könnten. Doch Tesla hat bereits Schwierigkeiten, die für dieses Jahr geplanten 5.000 Einheiten fertigzustellen. Und die bisher präsentierten Bots wurden bei PR-Aktionen teilweise von Menschen gesteuert. Sie sind also nicht voll autonom. Auf den Markt gekommen sind sie ohnehin nicht.

„Die Roboter sind da“, verkündete die First Lady trotzdem am Donnerstag vor einer Gruppe, zu der auch die CEOs von Google und IBM gehörten. „Unsere Zukunft ist keine Science-Fiction mehr.“

„Ich glaube nicht, dass das passieren wird“

Das 40-minütige Briefing war insgesamt arm an konkreten politischen Details. Aber reich an Lobeshymnen für die KI-Industrie. David Sacks, White-House-Zar für KI und Kryptowährung sowie Verbündeter von Musk und Thiel, griff zur gewohnten Schmeichelei. Eine Rede von Präsident Trump am 23. Juli sei „die wichtigste Rede über KI, die je von einem Offiziellen gehalten wurde“. Bei dieser Rede im Rahmen des Events „Winning the AI Race“ hatte Trump unter anderem über Zölle, trans Frauen im Sport, kalifornische Abgasregeln und „die Beseitigung von Woke“ gesprochen. Er sagte außerdem, er möge den Begriff „künstliche Intelligenz“ nicht. „Ich mag nichts, was künstlich ist.“

Sacks zitierte Trumps Metapher von KI als „schönes Baby, das geboren wird“. Und meinte: „Er hat recht damit.“ Er prophezeite, dass KI die Arbeit „erfüllender“ machen werde. Er wischte Ängste vor Jobverlusten durch Automatisierung vom Tisch. „Ich glaube nicht, dass das passieren wird.“ Allerdings warnte er, dass Arbeiter vielleicht durch „jemanden ersetzt werden, der KI besser nutzt als Sie“.

Absurde Aussagen zu Strom, A1 und Landwirtschaft

Energieminister Chris Wright, Klimawandelleugner und ehemaliger CEO eines Fracking-Unternehmens, erklärte: „Im Kern verwandelt künstliche Intelligenz Strom in Intelligenz, die Amerikaner stärkt. Wir nutzen sie, um den Stoff des Universums zu verstehen.“ Zuvor hatte er auf Fox News behauptet, täglich mit KI daran zu arbeiten. Krebs zu heilen. Fusionsenergie zu entwickeln. Oder Dunkle Materie zu verstehen. Konkrete Ergebnisse lieferte er nicht.

Bildungsministerin Linda McMahon, die KI noch im April fälschlich als „A1“ bezeichnet hatte, erklärte nun, sie finde die Technologie „unglaublich hilfreich“. Sie kündigte einen Besuch an der Alpha School in Austin an. Eine Schule, in der Schüler nur zwei Stunden täglich mithilfe von KI-Programmen lernen. Und ansonsten von „Guides“ statt Lehrern begleitet werden. Das Bildungsministerium wolle ausdrücklich „die Integration von KI in Unterricht, Lernen und Schulbetrieb“ fördern, um Kinder auf „die KI-getriebene Welt“ vorzubereiten.

Goldene Zukunftsvisionen ohne Realität

Landwirtschaftsministerin Brooke Rollins sagte, KI verändere die Vermittlung von Agrarwissen und werde „unsere Lebensmittelversorgung nahrhafter machen“. Arbeitsministerin Lori Chavez-DeRemer versprach, dass neue Ausbildungsprogramme „die Hypotheken-Jobs füllen werden, die KI schaffen wird“. Die Realität sieht anders aus. Der US-Arbeitsmarkt steckt derzeit trotz KI-Boom in der Krise. Branchenexperten bezweifeln stark, dass KI mehr Jobs generieren wird. Mo Gawdat, früherer Chief Business Officer von Google X, nannte diese Vorstellung kürzlich „hundertprozentigen Unsinn“.

Trotzdem präsentierten die Regierungsvertreter im Weißen Haus eine utopische Vision. Amerika werde China im KI-Wettrennen schlagen, eine Generation von Technik-Genies heranziehen und in ein „goldenes Zeitalter des Wohlstands“ eintreten. Sagt Rollins. In Wahrheit klang vieles nach einem Siegeszug über Leistungen, die es bislang gar nicht gibt. Sacks lobte Trump außerdem dafür, sofort Regulierungen für KI-Unternehmen abgeschafft zu haben, die inzwischen mit Klagen wegen angeblicher Suizid-Anstiftungen durch Chatbots konfrontiert sind. Am Ende stand ein weiteres Beispiel für eine „Denkrunde“. Deren wichtigste Aufgabe darin besteht, sich selbst und den Präsidenten zu feiern.

Miles Klee schreibt für den ROLLING STONE USA. Hier geht es zum US-Profil