Die Toten Hosen über Margot Friedländer: „Ehre, ihr begegnet zu sein“

Auf Instagram postete die Band bewegende Worte und ein Foto von Friedländer und Campino.

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Die Toten Hosen haben mit einem bewegenden Statement auf den Tod von Margot Friedländer reagiert. Die Holocaust-Überlebende und engagierte Zeitzeugin verstarb am 9. Mai 2025 im Alter von 103 Jahren.

Auf Instagram schrieb die Band: „Wir verneigen uns vor einer außergewöhnlichen Frau. Margot Friedländer, Holocaust-Überlebende und unermüdliche Mahnerin gegen Hass und Gewalt, ist im Alter von 103 Jahren verstorben. Es war eine Ehre, ihr begegnet zu sein und sie kennengelernt zu haben.“

So lernten die Toten Hosen Margot Friedländer kennen

Die Toten Hosen und Margot Friedländer begegneten sich am 27. November 2023 beim Solidaritätsabend „Gegen das Schweigen. Gegen Antisemitismus“ im Berliner Ensemble. Bei dieser Veranstaltung traten neben Friedländer und den Toten Hosen auch Persönlichkeiten wie Igor Levit, Michel Friedman und Katharina Thalbach auf. Friedländer betonte damals: „Es gibt kein christliches, kein muslimisches, kein jüdisches Blut. Es gibt nur menschliches Blut.“

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Campino äußerte sich ebenfalls eindringlich gegen Antisemitismus und betonte die Bedeutung des Engagements gegen Hass. Die Begegnung mit Friedländer hinterließ bei der Band einen bleibenden Eindruck.

Zum Leben von Margot Friedländer

Margot Friedländer wurde am 5. November 1921 in Berlin geboren. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 verschärfte sich die Verfolgung von Jüdinnen und Juden zunehmend. 1943 wurde ihre Mutter mit ihrem jüngeren Bruder Ralph von der Gestapo verhaftet, nachdem dieser versucht hatte, sich der Deportation durch Flucht zu entziehen. Kurz darauf wurde die Familie nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ihre Mutter hinterließ Margot eine Notiz mit den Worten: „Versuche, dein Leben zu machen.“

Margot Friedländer tauchte daraufhin unter und lebte 15 Monate im Berliner Untergrund – mit gefälschten Papieren, blond gefärbten Haaren und unter ständigem Risiko, entdeckt zu werden. Im April 1944 wurde sie verraten, verhaftet und schließlich in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Dort erlebte sie die Befreiung durch die Rote Armee im Mai 1945.

Ihr Kampf gegen das Vergessen

Nach dem Krieg emigrierte sie 1946 in die Vereinigten Staaten, wo sie später ihren Ehemann Adolf Friedländer, ebenfalls ein Überlebender von Theresienstadt, heiratete. Die beiden lebten über 60 Jahre lang in New York. Erst nach dem Tod ihres Mannes und der Veröffentlichung ihrer Autobiografie „Versuche, dein Leben zu machen“ kehrte Margot Friedländer 2010 dauerhaft nach Berlin zurück – mit dem erklärten Ziel, ihre Geschichte als Zeitzeugin weiterzugeben und gegen das Vergessen zu kämpfen.

In zahlreichen Schulen, Gedenkstätten und öffentlichen Veranstaltungen sprach sie mit beeindruckender Klarheit und Wärme über das, was sie erlebt hatte – und mahnte stets vor den Gefahren von Hass, Ausgrenzung und Gleichgültigkeit. Ihre Stimme wurde zu einer der eindringlichsten im deutschsprachigen Raum.

Für ihr Engagement wurde sie vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse, dem europäischen Bürgerpreis, der Beatrice-Stryker-Medaille und der Ehrenbürgerwürde des Landes Berlin. Noch im hohen Alter war sie aktiv – mit Lesungen, Diskussionen und Fernsehauftritten, bei denen sie stets mit der ihr eigenen Klarheit und Würde auftrat.

Kristina Baum schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.