Diese Gitarre hat nur noch ein paar Sekunden zu leben

Die Septembernacht ist ungewöhnlich kalt. Hells Angels wärmen sich an einem Lagerfeuer aus Bühnenbrettern. Im Schutz der Dunkelheit demontieren frierende Fans die Türen der Toilettenhäuschen, um sich vor Wind und Regen zu schützen. Menschen mit Flokatijacken und Zauselfrisuren irren wie Gespenster über das zugige Open-Air-Gelände auf der Ostseeinsel Fehmarn. Ein musikalisches Happening steht bevor, wie es das in Deutschland bislang nicht gab. Beate Uhse hat das Experiment einiger Rock-Enthusiasten mit einem Darlehen von 200 000 Mark unterstützt. Kurz vor Beginn der Konzerte am nächsten Mittag taucht die Sex-Unternehmerin mit ihren drei Söhnen auf. Sie gibt Autogramme und macht ein wenig Werbung für ihre Firma. Mit diesen Bildern begann Anfang September 1970 auf Fehmarn die deutsche Festival-Geschichte. Natürlich fanden auch schon vorher, etwa bei den Internationalen Essener Songtagen im September 1968, Festivals mit programmatischem Anspruch im größeren Rahmen statt. Doch erst mit Fehmarn kommt der auf dem Acker von Woodstock geborene Hippie-Mythos ins Spiel. „Love and Peace“ steht auf den Eintrittskarten. Tagespreise: zwischen 18 und 30 Mark.

Aus heutiger Sicht wird es eher ein Altamont – eine herbe bis martialische Angelegenheit. Bereits im Vorfeld des Festivals liefern sich Dutzende Hamburger Hells Angels im Inselörtchen Petersdorf eine wilde Schlägerei mit angereisten Zuschauern und iranischen Studenten vom Ordnungsdienst. Es gibt Prellungen, Blutergüsse, Messerstiche. Die Festivalleitung engagiert die Rockertruppe schließlich als Ordner, um Liebe und Frieden nicht völlig aus den Augen zu verlieren. Am ersten Tag strömen die Besucher zu Fuß auf das Festivalgelände, wo sie von den betrunkenen und bewaffneten Hells Angels gefilzt werden. Es setzt Tritte und blöde Sprüche, mitgebrachter Alkohol wird vom Jeanskutten-Sicherheitsdienst konfisziert.

Zweieinhalb Tage später – der mit 24 Stunden Verspätung aufspielende Superstar Jimi Hendrix ist längst weg – harren noch 4000 Besucher auf dem Gelände aus, als Ton Steine Scherben ihren ersten großen Auftritt haben – unter ihrem Ur-Bandnamen Rote Steine. Die Stimmung bei den rund 500 Festival-Helfern ist gereizt. Die Auszahlung ihrer Löhne hat sich immer weiter verzögert. Bis die Veranstalter schließlich mit der Tageskasse verschwunden sind. Zu den Klängen von „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ geht das Organisationsbüro in Flammen auf. Die Polizei verhindert Schlimmeres. Fehmarn endet als Finanzdesaster. Die Kosten für Flurschäden und zerstörtes Mobiliar übertreffen die Garantiesumme der örtlichen Behörden in Höhe von 5000 Mark um ein Vielfaches. Die meisten Gläubiger bleiben am Ende auf ihren Forderungen sitzen, darunter Verleihfirmen, Hotels – und die Deutsche Bundespost.

Festivalkatastrophen wie diese ziehen sich durch die Siebziger, etwa am 8. und 9. September 1973 im niedersächsischen Scheeßel, als auf dem Rennsportkurs in der Heide erstmals ein großes Musikfestival stattfindet – mit Wishbone Ash, Chicago, Chuck Berry und Lou Reed. „Heiße Musik, wilde Tänze und über 200 Verletzte“, titelt „Bild“. Vor nur acht Toiletten, deren Wasserspülungen standesgemäß defekt sind, bilden sich endlose Schlangen. „Die Geschäfte waren leergekauft, in den Vorgärten wurde über Nacht gezeltet, und manche Ureinwohner kamen aus dem Staunen, manche aus dem Fluchen nicht heraus“, erinnerte sich Zeitzeuge Bobby Meyer in der „Rotenburger Kreiszeitung“. Das Fachblatt „Sounds“ orakelte seinerzeit: „Ein zweites Rockfestival in Scheeßel wird es nicht mehr geben.“ Doch weit gefehlt: „First Rider Open Air“ heißt ein neuerlicher Anlauf im Sommer 1977. Und auch dieser endet nach dilettantischen Fehlern der Veranstalter mit einer abgefackelten Bühne. Über dem Gelände auf dem Eichenring schien ein Popmusikfluch zu liegen.

Ein ähnliches Katastrophenszenario nur ein Jahr später: Als Jefferson Starship im September 1978 ihren Auftritt mit der bedröhnten Frontfrau Grace Slick als Festival-Headliner auf der Loreley kurzfristig absagen, zerlegt das Publikum aus GIs und Mittelrhein-Kids die Anlage im Wert von 350 000 Mark in ihre Einzelteile und schleppt Verstärker und Scheinwerfer davon. Im Rheinstädtchen St. Goarshausen sollen heute noch Snare und Bassdrum in einem Probekeller zu bewundern sein. Am Ende bleibt wieder nur eine ausgebrannte Bühnenkonstruktion zurück.

Unter den heutigen Bedingungen und Sicherheitsvorkehrungen wären Katastrophen wie 1977 in Scheeßel kaum mehr möglich“, sagt der Chef der Hamburger Konzertagentur FKP Scorpio, Folkert Koopmans. „Erstaunlich eigentlich, wie wenig in den Siebzigern letztlich passiert ist, wenn man sich die damaligen Standards anschaut. Doch das war damals wohl einfach so -andere Zeiten halt.“

Im Festivalsommer 2013 klingen die Geschichten aus den Flegeljahren der Live-Branche angesichts generalstabsmäßig organisierter Ablauf- und Terminpläne zwischen dem Mannheimer Maifeld Derby und dem ROLLING-STONE-Weekender Ende November nach Wildwest-Schoten. Spätestens mit den ersten großen Stadionshows von Queen, Genesis, Michael Jackson, Bruce Springsteen oder den Rolling Stones stand die einst hemdsärmelige Branche vor dem großen Professionalisierungsschub. Während schillernde Charakterköpfe wie Fritz Rau (83), Marcel Avram (75) oder Marek Lieberberg (67) heute zu anekdotenseligen elder statesmen der Zunft geworden sind, gehört Koopmans mit Anfang 50 zur zweiten Veranstaltergeneration, die den popkulturellen Zeitenwechsel von den Rock-Dinosauriern der Siebziger zu den improvisierten Clubkonzerten der Punk-Ära als Teenager und Musikfan mitbekommen hat.

Die Fehmarn-Saga oder das alte Scheeßel kennt er nur aus nächtlichen Revolvergeschichten an der Hotelbar. Als Programm-Booker der „Großen Freiheit 36“ auf dem Hamburger Kiez hatte er in den Achtzigern begonnen, um sich dann 1990 mit der eigenen Konzertagentur selbstständig zu machen. Über die Jahre entwickelte sich daraus ein Konsortium mit verschiedenen Projektgesellschaften, bei denen heute rund 75 Mitarbeiter beschäftigt sind. 15 weitere sind in neu gegründeten Tochtergesellschaften in Schweden und in den Niederlanden beschäftigt. Mit dem Hurricane-, M’era-Luna-, Highfield-, Southside- und Elbjazz-Festival sowie den Weekendern in dem Feriendorf am Weissenhäuser Strand zählt er zu den größeren Playern im Haifischbecken der Festival-Macher. „Meine Firma gehört mittlerweile zu 45 %zur börsennotierten Eventgruppe CTS Eventim. Somit verfügen wir über ein finanzielles Back-up, das uns erlaubt, auch mal eine siebenstellige Summe zu versenken, ohne dass wir daran kaputtgehen. Solche Szenarien sind sicher nicht im Sinne des Erfinders, doch in diesem Geschäft geht es hoch risikoreich zu. Ohne entsprechendes Fundament läuft es in gewissen Größenordnungen nicht mehr. Wir haben mittlerweile 23 Jahre ohne jede Insolvenz überstanden. Dabei fühlen wir uns weiterhin als Indie und agieren auch so.

Doch unter den heutigen Verhältnissen ist es essenziell, sich Unterstützung zu holen.“

Rund vier Milliarden Euro betrug der Umsatz in der Veranstaltungsbranche in Deutschland im zuletzt erfassten Jahr 2011. Das ist mehr als das Doppelte von dem, was das Geschäft mit Tonträgern, Streams und Downloads jährlich einbringt. Doch schon bei der Vorstellung der Zahlen im vergangenen Sommer relativierte der Präsident des Bundesverbandes der Veranstaltungswirtschaft (BdV) Jens Michow dieses Boom-Ergebnis: „Wer aus den vorliegenden Ergebnissen folgert, dass es der Branche offensichtlich besser denn je geht, irrt erheblich! Umsatz sagt bekanntlich nichts über den Gewinn aus. Tatsächlich haben sich die Unternehmensgewinne nicht synchron zum Umsatz entwickelt. Wer die drastisch gestiegenen Produktions- und Durchführungskosten kennt, wird das leicht nachvollziehen können.“

Ursache für die Kostenexplosion der letzten Jahre, so Michow, seien die massiv erhöhten Honorarforderungen insbesondere internationaler Künstler sowie die weitaus aufwendigeren und somit kostenintensiveren Bühnenproduktionen. Die treiben natürlich auch die Durchführungskosten hoch. Und die von den Veranstaltern an die GEMA zu zahlenden Vergütungen, die nämlich nach Höhe der Eintrittspreise ermittelt werden.

Die Boom-Zahlen täuschen also. Und während 2007 noch rund 127 Millionen Tickets verkauft wurden, waren es im vergangenen Jahr nur noch 122 Millionen. Mehr Umsatz mit weniger Tickets – die Preisspirale dreht sich. „Im Ergebnis bleibt auf diesem Wege ein Teil des Publikums auf der Strecke“, sagt Michow.

Eine Einschätzung, die auch Festivalmacher Koopmans teilt: „Die Künstlergagen sind in der Tat erheblich gestiegen. 2005 hatten wir beim Hurricane ein Gesamtbudget von rund 1,3 Millionen Euro. Acht Jahre später sind es vier Millionen. Das liegt zum einen daran, dass nur noch wenige Bands von Plattenverkäufen leben können, zum anderen laufen Festivals allgemein recht gut. Angebot und Nachfrage halt. Und da die Festival-Landschaft auch in den USA und anderswo blüht, müssen wir viel Geld für gefragte Bands bieten.“

Trotz langjähriger und durchaus auch mal freundschaftlicher Beziehungen zu den einflussreichen internationalen Impresarios ist auch die Ära der Handschlag-Deals, von der Haudegen wie Fritz Rau noch gerne berichten, einer eher unromantischen Geschäftspraxis gewichen. „Es existiert zwar eine gewisse Solidarität untereinander. Wir haben über die Jahre gute Verbindungen zu den wichtigen Agenten und Managements aufgebaut und können bereits jetzt für das Jahr 2014 planen, weil wir wissen, dass Band X oder Künstler Y im nächsten Februar ein neues Album veröffentlichen wird“, berichtet Koopmans. „Allein diese frühzeitige Information macht unsere Arbeit erheblich leichter. Letztlich aber stehen auch die Agenten unter Erfolgsdruck. Wenn aus Amerika ein Angebot von 500 000 Dollar reinkommt, und ich kann nur bis 250 000 mitgehen, dann hilft mir eine langjährige Geschäftsbeziehung gar nichts.“

Dass diese Forderungs- und Gagenblase im internationalen Live-Geschäft bald platzen wird, ist kaum zu erwarten. „Es gibt diverse Beispiele dieser massiven Forderungen, bei denen man nicht mithalten kann. Die Bands sind aber meist weltweit bekannt, und so gibt es immer wieder Veranstalter, die da mitgehen. Letztlich brauchen sich gefragte Künstler nur zurückzulehnen und abzuwarten, bis jemand kommt, der einsteigt.“

Die Festival-Aura selbst zum Star zu machen, wie es etwa in Haldern oder auch bei Genre-Veranstaltungen wie Summerjam, Splash oder Wacken gelungen ist, mag ein Weg aus der sich hochdrehenden Gagenspirale für Megastars sein. „Bei kleineren Festivals geht das mit Sicherheit, wenn da eine Idee und Stehvermögen drinstecken. Etwa in Haldern oder auch beim ROLLING-STONE-Weekender. Da können sich dann Bands auch drauf einigen und bis zur Hälfte von der Normalgage runtergehen“, sagt Koopmans. „Für die großen Festivals ist das jedoch zu romantisch gedacht. Die Künstler mögen es schön finden, bei uns zu spielen. Letztlich entscheidet doch der Preis – darauf läuft es hinaus.“

Vor diesem Hintergrund ist eine zusätzliche Finanzierung über speziell zugeschnittene Event-Kampagnen von Bier-, Mode-oder Kräuterschnapsmarken fast unverzichtbar geworden. „Große Festivals sind ohne diese Budgets kaum noch zu finanzieren. Diese Einnahmen belaufen sich ungefähr auf 10 bis 15 Prozent des Umsatzes. Ausgehend von einer normalen Festival-Gesamtkalkulation wird mit einer Umsatzrendite zwischen 5 und 10 Prozent gerechnet. Das bedeutet: Ohne Sponsoren verdient man nichts!“

Der britische Essayist und Soziologe Simon Frith beschäftigt sich seit geraumer Zeit mit den tektonischen Verschiebungen, die sich im Veranstaltungsgeschäft seit den wilden Pioniertagen der euphorischen Dilettanten in verschiedenen Schüben ergeben haben (etwa:“The History of Live Music in Britain“). Schließlich gab es auch Zeiten, als der Bühnenvortrag mit Gitarre, Bass und Schlagzeug fürchterlich überholt schien. „No More Fucking Rock’n’Roll!“, propagierte etwa DJ Westbam in den Sturm-und-Drang-Zeiten der elektronischen Musik Mitte der Neunziger. Doch der Trend ist bekanntlich ein scheues Reh. Kaum entdeckt, ist er schon wieder woanders. Westbam etwa verbündet sich auf seinem aktuellen Album „Götterstraße“ mit den alten Haudegen des Rock.

Das Fazit des Festival-Forschers Frith liest sich wiederum wie ein Lehrstück popkultureller Entwicklungen in kapitalistischen Systemen: „Die Künstler, die bereits Macht haben, werden dadurch noch mächtiger“, schreibt er. Die Armada der prekären Bandmodelle dagegen wird größer. „Noch kaum bekannte Künstler profitieren von dieser Verschiebung noch nicht. Ihnen fehlt das entsprechende Publikum -sowohl die reine Masse an Menschen als auch der Ruf, das hohe Eintrittsgeld wert zu sein“, so Frith. „Neue Bands müssen ihre ersten Touren mittlerweile selbst subventionieren, etwa durch die klassische Selbstausbeutung, bis sie sich eine signifikante Fangemeinde erspielt haben. Sie leiden deutlich stärker darunter, dass Plattenfirmen nicht mehr bereit sind, diese Anfangsinvestitionen zu tätigen.“

Stärkere Regulierungen und Vorschriften wiederum machen das vormals spontane Live-Erlebnis zum Teil einer wohlorganisierten Choreografie. Die immer mal wieder durch die Medien geisternden Hologramm-Konzerte mit toten oder gerade nicht verfügbaren Musikern oder Bands stehen als vorläufiger Endpunkt dieser Digitalisierung des künstlerischen Live-Vortrags. Die Gesetzmäßigkeit der marxistisch geprägten Denk-und Erklärschule eines Simon Frith wird natürlich durch die ungezählten Clubkonzerte konterkariert, die in jeder halbwegs funktionierenden Großstadt zum Grundrauschen gehören. Hier findet – wenn auch unter zumeist prekären Verhältnissen für die Künstler -jene Spontaneität und unkanalisierte Energie statt, die bei Großveranstaltungen gerne mal flöten geht.

„Gerade im Sicherheitsbereich wird ständig weiter optimiert und auch verkompliziert. Man muss diese Entwicklung auch mal eine Stufe zurückschrauben“, findet Folkert Koopmans. „Jeder, der an einem Festival beteiligt ist, also auch jede Behörde, hat seit der Love-Parade-Katastrophe in Duisburg eine gewisse Angst vor Verantwortung. Da werden Forderungen gestellt, die dem Charakter der einzelnen Veranstaltung in keiner Weise zuträglich sind. Insofern wird es immer schwerer, ein bisschen Woodstock-Atmosphäre zu zelebrieren. Gerade bei spontanen Aktionen, wie im letzten Jahr beim Campingplatz-Auftritt von Madsen in Scheeßel – das würden wir so nicht mehr wiederholen! Es ist nichts passiert, aber es waren plötzlich zu viele Leute vor der improvisierten Bühne“, seufzt der Hurricane-Veranstalter. „Legendäre Momente sind heutzutage immer hart an der Grenze zum Sicherheitsrisiko.“

10 Dinge, die bei Konzerten nerven

1. Handyvideos

Bitte, bitte, hört auf damit! Hundertfach in die Luft gereckte Smartphones nerven wie nichts anderes.

2. Mails, Posten etc.

Das Ereignis wird sofort gepostet. Am Ende sieht die Netzcommunity mehr vom Konzert als der Urheber.

3. Dauerquasseln

Noch schlimmer. Dann doch lieber SMS verschicken.

4. Turmfrisuren

Vergrößert unnötig den Menschen vor einem -und verschlechtert die Sicht. Ebenso nervig: Hüte.

5. Becherweitwurf

Zur grottigen Band auf die Bühne schafft es kaum ein Geschoss. Also: Trainieren oder bitte lassen.

6. Wunschkonzert

Das Leben ist keines -beständiges Brüllen nach dem Lieblingshit hilft da echt wenig.

7. Ungeduld

Etwas Respekt gegenüber der Vorband, bitte! Vielleicht stehen da die nächsten Wilco.

8. Armeverschränker

Zugegeben: Nicht jeder ist ein James Brown. Aber den ganzen Abend mit Mir-doch-egal-Haltung rumstehen?

9. Sitzzwang

Sitzplätze: schlimm bei Fußball und Rockkonzert. Also nicht meckern, wenn der Vordermann aufsteht!

10. Döner-Dinner

Knoblauch, Kohl, Kefir: Schön, wenn ihr es erst nach der Show vertilgt. Danke.

Warum ärgert Sie der Ticket-Zwischenhandel, Folkert Koopmans?

Ein Web-Test für das ausverkaufte Hurricane-Festival ergibt Anfang Mai: „Restkarten“ werden für 179 Euro im Netz angeboten, die somit 30 Euro teuer sind als der reguläre Dreitagespreis. Stört euch das? Natürlich stört es uns, wenn Dritte, die weder das Risiko tragen noch die Arbeit machen, damit Geld verdienen, andere zu übervorteilen. Leider können wir das aktuell nicht ändern. Um so etwas in der Zukunft auszuschließen, planen wir bereits für die Festivalsaison 2014 die Ausgabe personalisierter Tickets. Ein Tausch, etwa wegen einer Erkrankung, wird weiterhin möglich sein, aber nur noch über unsere eigene Homepage.

Warum ist dieser Secondary Market, den Anbieter wie viagogo immer weiter professionalisiert haben, so ärgerlich für die Veranstalter?

Wir möchten nicht, dass Festival-Tickets zum Spekulationsobjekt werden, Dritte von unserer Arbeit profitieren und die Begeisterung junger Menschen ausgenutzt wird. Nicht ohne Grund nehmen wir uns für die Kalkulation der Ticketpreise viel Zeit und überlegen uns genau, wie wir Kosten, Risiken und Erwartungen in Einklang bringen können. Und wenn das Festival frühzeitig ausverkauft ist, beginnt das Gezocke – und raffgierige Trittbrettfahrer, die unbeteiligt am gesamten Prozess und auch am Erfolg des Festivals sind, machen sich die Taschen voll, indem sie die Fans mit überteuerten Tickets über den Tisch ziehen. Da hört der Spaß auf!

Ist denn diese Zwischenhändler-Branche für Gespräche zugänglich?

Der Wildwuchs im Privaten ist so gut wie nicht greifbar. Mit den größeren Firmen wie viagogo sind Gespräche grundsätzlich möglich – die allerdings oft ergebnislos verlaufen. Wir hören in solchen Gesprächen häufig Schlagworte wie „freier Markt“ oder „Angebot und Nachfrage“ – verbunden mit dem Angebot dieser Unternehmen, offizieller Zweitverwerter gegen Lizenzzahlung zu werden. Das ist aber keineswegs in unserem Sinn.

HURRICANE

ROLLING STONE präsentiert: Vom 21. bis zum 23. Juni 2013 steigt am Eichenring in Scheeßel das 17. Hurricane-Festival. Seit 1999 findet parallel in Neuhausen ob Eck in Baden-Württemberg das Southside-Festival mit dem gleichen Lineup statt. Alljährlich kommen mehr als 120 000 Besucher aus ganz Europa zu dieser Zwillingsveranstaltung. In diesem Jahr mit folgenden Bands:

Queens of the Stone Age, Rammstein, Arctic Monkeys, Deichkind, Paul Kalkbrenner, Sigur Rós, Portishead, The Smashing Pumpkins, The National, Editors, The Hives, Frank Turner, Macklemore &Ryan Lewis, Tyler, The Creator, Frittenbude, Alt-J, Max Herre, Get Well Soon, Steven Wilson, Tame Impala, I Am Kloot, Modest Mouse und vielen mehr.

Ein Karton voller Erinnerungen

Konzertkarten sind die Orden der Fankultur. Dutzendfach an Pinnwände geheftet oder in Kartons verwahrt, zeugen sie von Heldentum und Kennerschaft ihrer Besitzer. Auf diesen Seiten sehen Sie Tickets aus dem Bestand der Redakteure, Mitarbeiter und Grafiker des ROLLING STONE.

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