Donald Trump: So lief die „Make America Great Again! Welcome Celebration“

Die zweistündige Show deutete mit ihren wenigen A-Promis und viel Marsch-Musik nicht gerade an, dass Amerika unter Donald Trump bald wieder „great“ sein könnte.

>>> Hier geht’s zur transkribierten Rede Trumps.

Am Donnerstagabend (19. Januar) fand die opulent angekündigte Party zur Amtseinführung des designierten Präsidenten statt, die den beinahe Titel „Make America Great Again! Welcome Celebration“ trug.

Typisch amerikanisch?

Wirklich „great“ sah es im Vorfeld für die Show, die vor dem Lincoln Memorial stattfand, allerdings nicht aus, zumindest was das Booking betraf: Unzählige Künstler schlugen eine Einladung zur Performance unmittelbar aus, andere sagten ihre bereits eingeplanten Auftritte kurz zuvor wieder ab. Der Sprecher des Inaugurations-Komitees, Tom Barrack, gab im Voraus bekannt, die Show solle “typisch und klassisch amerikanisch“ werden – ob das gelungen ist, kommt wohl darauf an, was man unter „typisch amerikanisch“ versteht.

Der Haus-DJ von Hugh Hefner

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Eröffnet wurden die Feierlichkeiten durch die „US army band“, die erstmal ein bisschen traditionelle Marschmusik tröteten – so weit, so in Ordnung; Blasmusik gehört nun mal traditionellerweise zu vielen politischen Ereignissen dazu. Deshalb gab es davon auch direkt noch eine zweite Etappe hinterher, und zwar vom „United Old Guard Fife and Drum Corp“. Dann schlug die große Stunde des, nun ja, „weltbekannten“ DJ Ravidrums, der immerhin mal persönlicher Haus-DJ von Playboy-Chef Hugh Hefner war.

Soulsänger und Texas-Fanatiker

Eine erfolgreichere Karriere hat Soulsänger Sam Moore hinter sich: Er war eine Hälfte des in den 1960ern sehr erfolgreichen Duos „Sam & Dave“ und rief die Amerikaner wenige Tage vor seinem Auftritt dazu auf, Trump „einfach mal eine Chance“ zu geben. Er interpretierte die Nationalhymne auf der Bühne als Soul-Nummer, die erst von einem Klavier, gegen Ende dann sogar von einem ganzen Gospelchor begleitet wurde. Ebenfalls aufgetreten sind die „Frontmen of Country“, von denen keiner so genau weiß, wer sie eigentlich sind. Aufgefallen ist aber, dass sie scheinbar wahnsinnige Texas-Fans zu sein scheinen, sie sangen unter anderem Songs wie „The Bluest Skies of Texas“ und „God Bless Texas“.

„Holt euch eure Welt zurück“

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Dann war der große Moment des Abends gekommen: Die einzige einigermaßen bekannte Band trat auf die Bühne, 3 Doors Down. Die eröffnete ihren Slot mit den Rufen: „Steht auf und holt euch eure Welt zurück“, eine klare Breitseite gegen die bisherige Regierung um Barack Obama. Und auch die Künstler, die anschließend ihr Lieder singen durften, hatten eine Botschaft für das Publikum: „Es wird Zeit, unsere Verschiedenheiten abzulegen. Wenn wir das tun, wird alles gut werden.“ Was genau sie damit meinen, bleibt zwar nebulös, aber immerhin lieferten sie ein Boyband-gerechtes Cover von One Directions „What Makes You Beautiful“ ab.

Aggressive USA

Zeit für den Headliner Toby Keith: Der Country-Star eröffnete mit der Armee-Verneigung  „American Soldier“ und bedankte sich anschließend beim scheidenden Präsidenten Obama für dessen Dienste. Seine weitere Performance zeichnete allerdings ein aggressives, kampflustiges Bild der USA; so heißt es in „White & Blue (The Angry American): „Es wird euch leid tun, dass ihr euch mit den USA angelegt habt / Denn wir werden euch mit unserem Stiefel in den Arsch treten / Das ist die amerikanische Art!“

…und er benutzt wieder die Rolling Stones

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Naja, niveau- und stimmungsvolle Unterhaltung stellen wir uns ein wenig anders vor, doch die sollte natürlich nicht fehlen – und deshalb ertönten in einer längeren Pause Songs der Rolling Stones vom Band, darunter „Let’s Spend The Night Together“ und „You Can’t Always Get What You Want“. Letzteres Stück benutzte Trump bereits im Wahlkampf, was die Stones gar nicht gern sahen; nun wirkt es wie eine subtile Drohung gegenüber denen, die mit dem Wahlergebnis so gar nicht einverstanden sind.

Langweilig und inhaltslos

Selbstverständlich sollte das Programm abwechslungsreich gestaltet sein, weshalb Schauspieler Jon Voigt, Vater von Angelina Jolie, relativ zu Beginn des Abends eine rührselige Rede hielt. Darin bemitleidete er Trump als Opfer eines „zermübenden Jahres“, das von einem „Staudamm der Propaganda“ und haufenweise „negativer Lügen“ geprägt war. Es stimmt, Donald Trump kann einem wahnsinnig leid tun – allerdings eher aufgrund der Tatsache, dass seine Inaugurations-Party offenbar eine extrem einschläfernde Veranstaltung war, auf die alle – wenn überhaupt – eher nur so mittelmäßig Lust hatten. Wenn das „typisch amerikanisch“ sein soll, dann wäre es wahrscheinlich für viele Beteiligte besser, das Land würde sich in eine andere Richtung entwickeln.

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