Eels – München, Tonhalle

Eels-Kopf E setzt in seiner neuen Aufführung auf Wohlklang, Ironie und Familienfreundlichkeit

Glauben viele auf Eels-Alben immer noch reine Katharsis eines leidgeprüften Sonderlings zu hören, schafft E live durch Rollenspiele und Inszenierungen die nötige Distanz und macht seine düsteren Songs durch Kunstgriffe und Ironie erträglich. Zuletzt führte er das Album „Shootenanny!“ als grimmige Rockshow auf, nun stand sein opus magnum „Bliking Lights & Other Revelations“ auf dem Spielplan.

Aus den Lautsprechern tönt Kirmesmusik, als man die (bestuhlte) Halle betritt. Dann verdunkelt sich der Zuschauerraum, und auf einer Leinwand spielt ein russischer Puppentrickfilm über ein kleines Wesen, das nirgendwo dazugehört, dann aber Freundschaft mit anderen Außenseitern schließt Danach erscheint ein ebenso seltsames Geschöpf, ein geschundener Einzelgänger namens E, der 29 Bandmitglieder und 2000 dumme Fragen von Journalisten ertragen mußte. Eine Eels-Biografie zur Einstimmung. E komme persönlich erst auf die Bühne, wenn es draußen dunkel ist, munkelt man. Doch nur wenige Minuten später ist er da.

Rausgeputzt. Mit gepflegtem Bart, im Anzug, mit Gehstock und Zigarre, und beginnt „Going To Your Funeral Pt. 2“ zu singen. Begleitet von seinen neuen Freunden: zwei Alleskönnern sowie einer Streichersektion aus fünf Damen. Langsam zuckelt er, der sein Publikum schrullig „Schatzi“ nennt, durch den Eels-Katalog. So wohlklingend, daß man einen Wein bestellen möchte, aber die Theke ist geschlossen während der Aufführung. Man geht durstig zurück an seinen Platz, wo man durch die gediegene Inszenierung dämmert, bis einen das atonale Ende von „Flyswatter“ aufschreckt. Die Besitzer eines Labels für Rotweintrinkermusik machen sich auf den Weg nach Haus. Die Eels aber spielen noch lang, lassen sich auch vom Saallicht nicht vertreiben. Eine Zigarre von E kann man am nächsten Tag bei E(!)bay ersteigern.

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