„Ego ist nur Unsicherheit“: A$AP Ferg im Videointerview
Ein Gespräch mit dem Traplord über Fame, das Kunstmachen und darüber, warum Ruhe seine stärkste Waffe ist.
Es gibt Interviews, da merkt man schon im allerersten Moment: Das wird ein klassisches Promo-Gespräch. Und bei A$AP Ferg auf dem splash! Festival (6. Juli), war es genau das Gegenteil. Wir saßen uns gegenüber – ein junger HipHop-Fan aus Berlin und ein Trap-Pionier aus Harlem. Und was soll man sagen? Es fühlte sich ein bisschen an wie ein Gespräch mit einem entfernten Trap-Onkel, den man ewig nicht gesehen hat.
A$AP Fergs Ruhe ist seine Waffe
Viele kennen Ferg als den Traplord. Den Typen mit „Plain Jane“ (780 Millionen Streams). Aber wenn man ihm gegenüber sitzt, glaubt man sofort: Der Mann hat sich gelöst. Von Erwartungen. Vom Ego. Von allem, was laut sein muss, um Wirkung zu zeigen. „Mit dem Ruhm wachsen auch die Unsicherheiten – sie werden sichtbarer“, so Ferg im ROLLING-STONE-Videointerview auf eine Weise, die klarmachen soll, dass er längst über diesen Schritt hinweg ist, sich vom Fame aus der Bahn werfen zu lassen. „Ego ist Unsicherheit“ – kein Satz hat sich nach dem Interview mehr ins Gedächtnis gebrannt als dieser.
Vom Kollektiv zur kreativen Freiheit
Ferg war von Anfang an mehr als nur Teil des A$AP Mob – er prägte dessen Look und Identität maßgeblich mit. Über Jugendfreund A$AP Rocky kam er zur Musik, „Work“ machte ihn 2012 zur Stimme Harlems. Doch Fergs künstlerischer Anspruch wuchs über das Kollektiv hinaus. Während Rocky global expandierte, formte auch Ferg ein eigenes Profil – musikalisch wie stilistisch. 2020 folgte der symbolische Schnitt: Mit dem Namenswechsel zu Ferg trat er aus dem Schatten des Mobs und setzte ein klares Zeichen für Unabhängigkeit.
„Darold“: Kein Album, sondern ein Spiegel
Sein aktuelles, drittes Album „Darold“, erschienen am 8. November 2024, klingt beim längeren Zuhören wie eine Therapie-Session in Trap-Form. Kein oberflächliches Geflexe, sondern ehrliche Selbstreflexion und ein scharfer Blick auf die Gesellschaft. Mit Features von Mary J. Blige, Future und Denzel Curry sowie einem Spoken-Word-Intro von Dapper Dan wirkt das Werk dennoch nie wie kalkuliertes Namedropping für Reichweite. Es fühlt sich nach echtem Zusammenhalt an.
Zum großen Video-Interview mit A$AP Ferg:
Echte Geschichten
Der Videointerviewer, der hier auch schreibt, war nervös. Verständlich: Man sitzt nicht jeden Tag einem Künstler gegenüber, der ein ganzes Genre mitgeprägt hat – jenem Soundtrack, der einen durch die eigene Jugend begleitet hat. Doch Ferg bringt eine Energie mit, die sofort entschleunigt. Die einem das Gefühl gibt, man sei nicht zum Interview da, sondern zum Reden. Echte Augenhöhe statt nur Show.
Am Ende ging es nicht nur um Promo. Es ging ums Erzählen. Ums Zuhören. Und ums Verstehen.
Das Fazit: Man begegnet selten jemandem, der so genau weiß, wer er ist – und daraus keine Ego-Show macht. Kein Posen, kein „Ich bin Fame“. Nur ein Künstler, der Kunst liebt. Und sie lebt.