Elon Musk: Rabiater Twitter-Kurs zwischen Höhenflug und Absturz

Ob das der große Wurf für Twitter ist? Elon Musk will 20 Dollar pro Monat für ein blaues Häkchen verlangen.

Tag Vier der Herrschaft von Elon Musk über den Kurznachrichtendienst Twitter. Wie der US-Techdienst „The Verge“ berichtet, will Twitter „zeitnah“ damit beginnen, von seinen Nutzern bis zu 19,99 Dollar pro Monat für ein kleines blaues Häkchen zu verlangen. Im Rahmen des mittelfristigen Musk-Matchplans will Twitter die Verifizierung zu einer der Hauptfunktionen seines Premium-Abonnementdienstes „Twitter Blue“ machen.

Mehr zum Thema
Elon Musk dachte, Grimes wäre eine Simulation in seinem Hirn - sie stimmte zu

Die derzeitigen Abonnenten von „Twitter Blue“ zahlen 4,99 US-Dollar pro Monat für zusätzliche Funktionen, wie etwa eine Schaltfläche zum Bearbeiten, einen benutzerdefinierten Lesemodus, Lesezeichen und einiges andere mehr.

Auch andere US-Medien wollen erfahren haben, dass das noch zu installierende „Management-Team Musk“ den Preis verdreifachen will. Mit dem zusätzlichen Anreiz, dass nicht verifizierte Nutzer die Möglichkeit haben, ein blaues Häkchen neben ihrem „Handle“ zu setzen.

Bestehende verifizierte Nutzer hätten demnach 90 Tage Zeit, „Twitter Blue“ zu abonnieren oder ihre Verifizierung zu verlieren, berichtet die Rechercheure von „The Verge“.

Mit etwas Geld kann sich vielleicht bald jeder als Prominenter ausgeben

Laut US-Medien wirft diese kostenpflichtige Verifizierung für Twitter eine Reihe weiterer Probleme auf. Die „Washington Post“ analysiert, dass der ursprüngliche Sinn der Verifizierung darin besteht, Fehlinformationen und Parodiekonten zu bekämpfen, indem bestimmte Nutzer und Organisationen sich verifiziert zu ihrer Absenderschaft bekennen.

Mit dem Verkauf einer Verifizierung an eine willige Kundschaft riskiere Twitter, dass sich Nutzer fälschlicherweise als Prominente, Politiker, Reporter oder andere bekannte Persönlichkeiten ausgeben und falsche Informationen posten, die sich leicht verbreiten könnten – ohne die Möglichkeit, die Fakten zu überprüfen.

Dazu Stipendiatin Katie Mack vom TED-Thinktank: „Sollte diese Änderung wirklich durchkommen, dann wird es generell viel schwieriger zu wissen, welche Informationen in irgendeiner Weise zuverlässig sind. Oder von einer echten Person oder Organisation stammen. Also vermutlich noch mehr Lärm, und weniger Verlässlichkeit…“

Earwolf-Mitbegründer Jeff Ullrich vermutet auf der Entertainment-Plattform „Consequence“: „Wenn wir davon ausgehen, dass die Leute nur für [Verifizierung] bezahlen, weil sie einen Wert hat, können wir anerkennen, dass es einen Nutzen hat, verifiziert zu werden. Dieser Nutzen besteht für viele Menschen in der Glaubwürdigkeit und dem Zugang zu Gesprächen/Menschen/Chancen/Gleichheit, die ihnen sonst verwehrt bleiben würden.“

Mehr Gewinn, weniger Diskurs

Ullrich weiter: „Letztlich entsteht so ist eine Plattform für diejenigen, die sich den Dienst leisten wollen. Das sorgt für eine verengte Sichtweise auf, nun ja, alles. Das Unternehmen gewinnt möglicherweise an Wert. Doch der Diskurs, für den manche Menschen hier sind, verliert an Wert – vorausgesetzt, man legt Wert auf Menschen mit niedrigem Einkommen.“

„Twitter Blue“ ist derzeit ohnehin nur in ausgewählten Ländern verfügbar; etwa in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland. Unklar bleibt bislang, was mit den verifizierten Nutzern in anderen Ländern geschehen würde.

Mehr zum Thema
Elon Musk ist sich sicher, dass wir Musik bald über Gehirn-Chips hören

Musk hat US-Berichten zufolge der verbleibenden Twitter-Mannschaft mitgeteilt, dass er die neue Funktion recht bald, genauer gesagt bis zum 7. November 2022 einführen will. Der Kurs des neuen Chefs bleibt rabiat: Mitarbeiter, die diese Frist nicht einhalten, riskieren ihre Entlassung.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates