ESC 2025: Basel als Nucleus des Staates Israel

Theodor Herzl rief zum ersten Zionistenkongress, auf dem eine Rückkehr ins Heilige Land entwickelt wurde

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Wenn Historiker auf die Palästina-Proteste im Umfeld des European Song Contest (ESC) blicken, ist von einer „ganz besonderen Beziehung“ der Stadt Basel zu Israel die Rede. Zwar ist der aktuelle Konflikt vom Krieg und den Menschenrechtsverletzungen in Gaza und in der Westbank geprägt. Die Ursprünge liegen weit länger zurück.

Eröffnete doch der Journalist Theodor Herzl am 29. August 1897 im örtlichen Stadtcasino den ersten Zionistenkongress. Jüdische Delegierte beschlossen dort aus der Diaspora heraus die Gründung eines „Judenstaates“ in Palästina. 204 Abgesandte aus aller Welt setzten im sogenannten Basler Programm erste Beschlüsse auf die Schiene.

Darunter etwa „die zweckdienliche Förderung der Besiedlung Palästinas mit jüdischen Ackerbauern, Handwerkern und Gewerbetreibenden.“ Nach jahrzehntelanger Vorbereitung wurde 1948 schließlich der Staat Israel gegründet.

Schweiz: Viele jüdische Studenten aus Osteuropa

Herzl, geboren 1860 in Ungarn, wuchs in einer assimilierten, nicht streng gläubigen jüdischen Familie auf. Er studierte ab 1878 Jura und ging 1891 als Korrespondent der Wiener Zeitung „Neue Freie Presse“ nach Paris. Im Zuge der „Dreyfus-Affäre“ 1895 musste er feststellten, wie stark der Antisemitismus weiterhin ausgeprägt war. Als Reaktion entwarf das Konzept eines eigenen Staates, nach fast 2000 Jahren.

Ursprünglich sollte der Kongress in München als stattfinden. Doch die dortige jüdische Gemeinde wehrte sich. Als deutsche Bürger und Bürgerinnen zeigte man Verbundenheit zum deutschen Kaiserreich. Zumal in streng religiösen Kreisen die Ansicht verbreitet war, dass ein neuer jüdischer Staat ohne die erneute Ankunft des Messias keinesfalls möglich wäre.

So verfiel man auf die Schweiz, wo viele aus Osteuropa stammende Studenten die zionistischen Ziele unterstützten. In Zürich wiederum fürchteten Herzl und Co die antisemitische Haltung in den örtlichen Behörden. Persönliche Kontakt und eine „neutrale“ Haltung der jüdischen Gemeinde sowie die offiziellen Stellen gaben schließlich den Ausschlag für Basel.

In einigen Städten in Israel gibt es „Basel-Straßen“

Die Stadt sollte in der Folgezeit zu einem Fixpunkt für die Bewegung werden Von den 22 Zionisten-Kongressen im Vorfeld der Gründung des Staates Israel fanden 16 in der Schweiz statt. Zehn davon in Basel. Die politische Stabilität und Neutralität sowie die zentrale Lage des Landes in Europa gaben den Ausschlag.

Bis heute pilgern israelische Touristen zu den historisch wichtigen Stätten der Vorväter. In einigen Städten in Israel gibt es „Basel-Straßen“.

Ralf Niemczyk schreibt freiberuflich unter anderem für ROLLING STONE. Weitere Artikel und das Autorenprofil gibt es hier.